Später, als in der Ankündigung vom August 1853 verheißen, übergebe ich diesen Band deutscher Volkslieder mit ihren eigentümlichen Melodien der Öffentlichkeit zu gemeinsamem Genusse, milder Pflege und eindringender Forschung dessen, was in diesen Früchten deutschen Lebens, deutschen Geistes und Gemütes niedergelegt ist.
Daß ich Mühe und Arbeit nicht gescheut, mit Liebe und Begeisterung den Klängen und Lauten gelauscht, ihren Spuren in Schrift und mündlicher Kunde nachgeforscht, die Sammlungen und Anregungen der Vorgänger mir zur Lehre und Leitung, zur Prüfung und Warnung, zur Quelle und zur Grundlage mit Eifer und Gewissenhaftigkeit habe dienen lassen, mögen wohlwollende und wahrheitsliebende sanges- und redekundige Leser und Freunde des Liedes und seiner Reichtümer, seiner Gestaltungen und seiner Schwierigkeiten aus Allem ersehen, was mit Rücksicht auf Wahrheit und Wirklichkeit, und nur auf sie, in diesen Blättern erzielt und gewonnen sein möchte.
Mit Preis und Dank sei der frühen umfassenden oder begrenzten Sammlungen gedacht, welche seit J. G. von Herders Auftreten (1773, 1778 u. 1779) durch J. J. Eschenburg, Fr. Nicolai und Johann Friedrich Reichardt, A. Elwert und F. D. Gräter (Bragur), H. Bothe, durch die Klänge des Wunderhorns, durch J. G. Büsching und von der Hagen, L. von Seckendorf, B. J. Docen, S. Von Wagner, G. J. Kuhn und J. R. Wyß, durch die Zeitschrift „Idunna und Hermode“, Ch. A. Vulpius, die Volkslieder des Kuhländchens (J. G. Meinert), durch Jos. von Görres, H. F. Maßmanu (1818), sowie durch F. Tschischka und J. M. Schottky bis zum Ausgange des zweiten ,Jahrzehends mit größerer oder geringerer Rücksicht auf Melodien, bald auf die Texte, oft auf beide und für beide gearbeitet haben.
Ist in den Zwanziger Jahren und bis gegen das Ende der Dreißig die Richtung der Literatur auf andere Gebiete erstreckt worden, so haben die folgenden Zeiten mehr als ein Werk geliefert 1, das dem gegenwärtigen Forscher die Lust und den Eifer an der Arbeit erhöhen, aber auch den Umfang der Aufgabe und das Ziel des Strebens um ein Bedeutendes erweitern müssen.
Die Leistungen Hoffmanns von Fallersleben und die zwei Bände Ludwig Uhlands, „für den, der kritische Behandlung sucht — das kanonische Werk 2 , das seines Gleichen nicht hat, sind und bleiben bekannt und anerkannt genug, um durch ihren Namen die Richtung eines Jeden zu bezeichnen, der nach ihnen an Sammlung und Bearbeitung des deutschen Volksliedes seine Kräfte gewendet.
- Fr. Silcher, H. V. Aufseß, F. J. Mone, F. K. von Erlach, O. L. B. Wolff, F. L. V. Soltau, A. .Kretzschmer, Talvj, P. M. Körner, Ernst Richter, A. Stöber, J. M. Firmenich, K. Müllenhoff, O. Schade, F. W. von Ditfurth u. s. w.
- Gervinius, Geschichte der deutschen Dichtung. 4. Aufl. B. ll S. 281.
Volksmusik: Volksliedbücher
Geburtstag heute:
- Freylinghausen (2. Dezember 1670)
Der Theologe der pietistischen Halleschen Schule Johann Anastasius Freylinghausen wurde am 2. Dezember 1670 in Gandersheim geboren. Er starb am 12. Februar 1739 in Halle (Saale). Freylinghausen war ein Schüler und Nachfolger von August Hermann Francke, der zugleich sein Schwiegervater war, der zweite Direktor der Franckeschen Stiftungen. ...