Allgemeines Schweizer Liederbuch (Vorwort, 1833)

J. K. (in: Allgemeines Schweizer Liederbuch von 1833)

Wer einmal einer der großen Gesang Aufführungen in den Kantonen Zürich Appenzell Aargau etc. beigewohnt hat, dem wird es auch nicht entgangen sein , welchen Eindruck diese Chöre auf die versammelte Menge der Zuhörer machen . Bereits haben auch die Sängervereine ein reges Streben nach edlerem und gebildeterem Gesang über alle Klassen des Volks verbreitet und es ist erfreulich wahrzunehmen, wie ihre Gesänge sich immer mehr unter dasselbe verpflanzen, zur Beförderung dieser schönen Tendenz sind auch die meisten und beliebtesten Lieder aus den Heften der schweizerischen Sängervereine in vorliegende Sammlung übergegangen .

Um aber den eigentlichen Zweck dieses Buchs , gesellschaftliche Unterhaltung durch Gesang nicht aus dem Auge zu verlieren , habe ich in Rücksicht , daß die meisten Gesellschaften so wie sie sind ihrem geringem Teile nach aus Kennern der Musik , größtenteils dagegen aus Sanglustigen bestehen , bei Auswahl der Lieder auf zweierlei hauptsächlich gesehen, auf Lieder nämlich, die ihrem Inhalte wie ihrer Melodie nach allgemein bekannt sind und auf solche , deren Inhalt zu besondern Gelegenheiten paßt und die sich nach gangbaren und angenehmen Melodien singen lassen . Auch alte – in moralischer Hinsicht untadelhafte Volkslieder – mußten ihren Platz finden da ich aus Erfahrung weiß, daß dieses Buch in die verschiedensten Hände kommt und daß die Ansprüche daran sehr mannigfaltig sein werden.

Da diese Liedersammlung mit besonderer Rücksicht auf das Schweizervolk veranstaltet worden ist , so habe ich mir bisweilen in einem deutschen Nationalliede die Umtauschung des einen und des andern Worts erlaubt , was wohl Niemand mißdeuten wird , zumal da den meisten Liedern die Namen ihrer Verfasser beigesetzt sind , auch von allzulangen Liedern sind bisweilen einige weniger bedeutende Verse weggeblieben , da ohnehin kein Sänger Atem und kein Zuhörer Geduld genug hat , um 12 bis 15 Mal dieselbe Melodie abzusingen und anzuhören .

Die vorzüglichern der benutzten Quellen sind

  • Hans Georg Nägeli ´s vierstimmige Männerchöre : Hievon sind bis jetzt 6 Hefte oder Sammlungen erschienen die außer dem Namen ihres Componisten keiner weitern Empfehlung bedürfen.
  • Dessen Gesellschaftsliederbuch
  • A. E. Fröhlichs Schweizerlieder mit ausgezeichneten originellen besonders für Geübtere höchst empfehlungswerthen vierstimmigen Melodien von Th Fröhlich 2 Hefte
  • Lieder für den Appenzeller Singverein : Eine Sammlung vierstimmiger Chöre von verschiedenen Componisten veranstaltet unter der Leitung des um den Schweizergesang so verdienstvollen Pfarrers Weißhaupt in Gais Das zweite Heft besonders gibt eine reiche Ausbeute
  • Zwölf Lieder componirt und dem Zürcherischen Männerchor gewidmet von Konradin Kreuzer 2 Hefte Vorzüglich
  • Das Liederbuch vom Zofinger Verein worin sich die meisten Melodien von Lauer und Wagner dreistimmig finden
  • Sammlung von Schweizer Kühreihen und Volksliedern sämtlich einstimmig mit Clavier und Guitarrebegleitung . Unter diesen finden sich die acht schweizerischen höchst ansprechenden Melodien von Ferdinand Huber
  • Alois Glutz ´s Alpenlieder wozu der sel Verfasser selbst vortreffliche schweizerische einstimmige Nationalmelodien mit Clavier und Guitarrebegleitung komponirte deren größter Teil schon populär geworden ist Bei Ernst Krop in Basel ist eine neue elegante Ausgabe davon in Folio erschienen und um den billigen Preis von 18 Batzen jedes einzelne Lied a´ 5 Batzen zu haben.

Wenn nun auch dieser dritten Auflage der Beifall zu Teil wird wie den beiden vorangegangenen so spricht sich wenigstens der Beweis dadurch aus daß diese Liedersammlung den Wünschen Vieler angemessen ist.

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Volksmusik:


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