Der Mai ist gekommen
die Bäume schlagen aus
Da bleibe, wer Lust hat
mit Sorgen zu Haus!
Wie die Wolken wandern
am himmlischen Zelt
So steht auch mir der Sinn
in die weite, weite Welt
Herr Vater, Frau Mutter,
Daß Gott euch behüt!
Wer weiß, wo in der Ferne
Mein Glück mir noch blüht;
Es gibt so manche Straße,
Da nimmer ich marschiert,
Es gibt so manchen Wein,
Den ich nimmer noch probiert.
Frisch auf drum, frisch auf drum
Im hellen Sonnenstrahl!
Wohl über die Berge,
Wohl durch das tiefe Tal!
Die Quellen erklingen,
Die Bäume rauschen all;
Mein Herz ist wie’ne Lerche
Und stimmet ein mit Schall.
Und abends im Städtlein
da kehr ich durstig ein
Herr Wirt, Herr Wirt
eine Kanne blanken Wein
Ergreife die Fiedel
du lustger Spielmann du,
von meinem Schatz das Liedel
das sing ich dazu
Und find ich keine Herberg
so lieg ich zur Nacht
wohl unter blauem Himmel
die Sterne halten Wacht
im Winde die Linde
die rauscht mich ein gemach
es küsset in der Früh
das Morgenrot mich wach
O Wandern, o Wandern
Du freie Burschenlust!
Da wehet Gottes Odem
So frisch in die Brust;
Da singet und jauchzet
Das Herz zum Himmelszelt:
Wie bist du doch so schön,
O du weite, weite Welt!
Gedicht von Emanuel Geibel 1835 zu Bonn als Student angefangen und 1841 in Lübeck, vollendet wie er selbst sagt: „Ich sang’s vor manchem Jahr berauscht vom Maienscheine / Da ich gleich jenen war Student zu Bonn am Rheine.“ (Neue Gedichten Stuttgart 1858 S 146). Gedruckt zuerst im „Berliner Taschenbuch von H Klettke, 1843.
Die Melodie von Lyra steht zuerst in „Deutsche Lieder nebst ihren Melodien“ (Leipzig 1843). Sie wurde lange Zeit ohne Namen mit der Bezeichnung „Volksweise“ vielfach nachgedruckt, seit 1844 bei Silcher, 1848 bei Schanz und Paruđer, noch von Erk in seiner Germania 1868 und Liedertafel 1882, bis in neuester Zeit durch M Friedländer (s. dessen Kommersbuch 1892 Nr 33, Notiz) der Komponist bekannt wurde. In Hoffmann’s Volksgesangbuch 1848 hat Erk sie als Volksweise dem Liede Freiligraths „Mein Herz ist im Hochland“ angepaßt, (Angaben nach Böhme: Volkstümliche Lieder der Deutschen, 1895, Nr. 512)
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