Freiheit die ich meine

Freiheit, die ich meine
die mein Herz erfüllt
komm mit deinem Scheine
süßes Engelsbild!
Magst du dich nie zeigen
der bedrängten Welt?
führest deinen Reigen
nur am Sternenzelt?

Auch bei grünen Bäumen
in dem lust´gen Wald,
unter Blütenträumen
ist dein Aufenthalt.
Ach! das ist ein Leben,
wenn es weht und klingt,
wenn ein stilles Weben
wonnig uns durchdringt

Wenn die Blätter rauschen
süssen Freudengruss,
wenn wir Blicke tauschen
Liebeswort und Kuss.
Aber immer wieder
nimmt das Herz den Lauf,
auf der Himmelsleiter
steigt die Sehnsucht auf

Aus den stillen Kreisen
kommt mein Hirtenkind,
will der Welt beweisen
was es denkt und minnt.
Blüht ihm doch ein Garten
reift ihm doch ein Feld
auch in jeder harten
steinerbauten Welt

Wo sich Gottes Flamme
in ein Herz gesenkt,
das am alten Stamme
treu und liebend hängt
Wo sich Männer finden
die für Ehr‘ und Recht
mutig sich verbinden
weilt ein frei Geschlecht

Hinter dunklen Wällen
hinter eh´rnem Tor
kann das Herz noch schwellen
zu dem Licht empor.
Für die Kirchenhallen
für der Väter Gruft
für die Liebsten fallen
wenn die Freiheit ruft

Das ist rechtes Glühen
frisch und rosenrot:
Heldenwangen blühen
schöner auf im Tod.
Wolltest du uns lenken
Gottes Lieb‘ und Lust,
wolltest gern dich senken
in die deutsche Brust!

Freiheit, die ich meine
die mein Herz erfüllt,
komm mit deinem Scheine
süsses Engelsbild!
Freiheit, holdes Wesen
gläubig, kühn und zart
hast ja lang erlesen
dir die deutsche Art.

Text: Max von Schenkendorf  (1813)
Musik: Karl Groos (1818)

Das Gedicht von Schenkendorf enthielt ursprünglich 15 vierzeilige Strophen (also ohne die vier letzten Zeilen oben), seit 1825 und mit der Melodie von Groos wird es meist als Lied mit 8 Zeilen gedruckt. Bis in die NS-Zeit hinein war das Lied als Vaterlandshymne Teil des Schulunterrichts.

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen: „Freiheit die ich meine“ ist ein Lied von Max von Schenkendorf und Karl Groos. Es entstand nach den Befreiungskriegen gegen Napoleons Armee und wurde vielfach nachgedichtet.

Anmerkungen zu "Freiheit die ich meine"

Dieses Lied wurde in Preußen vor dem ersten Weltkrieg für den Schulunterricht in der sieben bzw achten Klasse besonders empfohlen (  Zentralblatt der preußischen Regierung von 1912). Es diente der Kriegserziehung im Kaiserreich .

Mit verändertem Text auch in Max Kegel : Sozialdemokratisches Liederbuch von 1896, Seite 35  –
Bei Max Kegel fehlen die Strophen 4. (Aus den stillen Kreisen) und 6. (Hinter dunklen Wällen) – und der religiöse Anteil ist entfernt, so heißt es statt „Gott“ eben „Freiheit“, „Wo sich Gottes Flamme“ wurde z.B. ersetzt durch „Wo der Freiheit Flamme“ – der „deutsche“ Anteil wurde beibehalten-
In Hamburger Jugendlieder (1922) heisst es „Wo sich hehre Flamme in ein Herz gesenkt“ und es werden nur die Strophen 1, 2 und 5 abgedruckt, dann wird die erste Strophe wiederholt.

"Freiheit die ich meine" in diesen Liederbüchern

u.a. auch Allgemeines Deutsches Kommersbuch (1858) – Liederbuch des Handwerker-Vereins zu Potsdam (1859) — Feuerwehrliederbuch (ca. 1880) – Feuerwerker-Liederbuch (1883) — Deutsch-Österreichisches Studentenliederbuch (1888) — Neues Liederbuch für Artilleristen (1893) — — Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895) — Liederbuch Postverband (1898) — Albvereins-Liederbuch (ca. 1900) — Deutscher Sang (1903) — Der freie Turner (1913) — Gesellenfreud (1913) — Deutsches Lautenlied (1914) — Sport-Liederbuch (1921) — Liederbuch des jungdeutschen Ordens (ca. 1921, 1,2,3,5,7) — Schleswig-Holsteinisches Liederbuch (1924) — Volker (1925) _- Weltkriegs-Liedersammlung (1926) — Liederbuch des Thüringerwald-Vereins (1927) — – St. Georg Liederbuch deutscher Jugend (1935) — Schlesier-Liederbuch (1936, ohne 3., 4., 8.) – Lieder und Sprüche für Unterricht Lager und Fahrt (1953, 1, 5. u. „Wolltest auf uns lenken Gottes Lieb und Lust….“)