Lustig ist das Zigeunerleben

Lustig ist das Zigeunerleben
wenn wir uns in den Wald begeben
im Wald ist unsre größte Freud
lustig sind wir Zigeunerleut
rumbili bumbilibe
tralalala tralala ditschelibe

Auf dem Stroh und auf dem Heu
Da machen wir uns das größte Feur
Blinzt uns nit als wie die Sonn‘,
So treiben wir die Zigeunerkunst

Wenn uns tut der Hunger plagen
So gehn wir zum Wald ein Hirschlein jagen
Sieht’s der Jäger oder nit
So stillen wir uns den Hunger damit

Wenn uns tut der Beutel hexen
Lasten wir unsre Taler wechseln.
Wir treiben die Zigeunerkunst
Da kommen die Taler wieder all zu uns.

Nach dem Essen kommt das Saufen
Wir wollen lustig ins Wirtshaus laufen
Trinken wir den besten Wein
Um sechs, um sieben, um acht und neun

Wenn uns tut die Liebe plagen
Lassen wir uns die Weiber fragen
Wir geben ihnen besondere Speis
Da laufen sie uns nach dutzendweis.

Und wies ist gangen, und wies ist gewesen
Lassen wir uns die Planeten lesen
Sie schauen uns wohl in die Hand
Wird der Planet schon werden bekannt

Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort III (1894, Nr. 1585 und 1586)

Dieses Lied gehört sicher zu denen, die einem durch den Nationalsozialismus gründlich vergällt wurden, kann man dieses Lied noch singen ohne folgende Zeilen mitzudenken: „Lustig ist es in Buchenwald, wo der Zigeuner Aufenthalt“?

„Dergleichen Lieder sangen nicht Zigeuner, sondern gute Deutsche zur Erheiterung bei ihren Trinkgelagen. Für diesen geselligen Zweck dichtete auch Goethe sein Zigeunerlied: „Im Nebelgeriesel, im tiefen Schnee“. Der Kehrreim bringt zum Spaß kauderwelsche Naturlaute (fernliegend der Zigeunersprache). In den Konzertsaal führte R. Schumann sie ein durch sein „Zigeunerleben„. In Wahrheit aber wird dieses ewig nomadisierende , dem zivilisierten Europa recht unbequeme Volk von der Polizei von Ort zu Ort vertrieben und verfolgt. So steht’s mit Wahrheit und Dichtung. (Franz Magnus Böhme, Deutscher Liederhort III, S. 414)

„Der klischeehafte Inhalt ist bürgerlicher Phantasie entsprungen, das Leben der Zigeuner wird romantisch verklärt und stilisiert im Sinne eines Mythos von Freiheit und Abenteuer. Zu diesem Bild gehörte z.B. das Wildern; der Zigeuner baut sich sein Bett aus Stroh und Heu, ist auf keine feste Bleibe angewiesen und kann deshalb schlafen, wo und wann er will. Die Tätigkeiten der ‘Liedzigeuner’ sind entsprechend: Tabak rauchen, Kaffee trinken, Fiedel spielen, Polka tanzen vor dem Hintergrund einer Lagerfeuerromantik.“ (Holzapfel, Liederverzeichnis)

„Regelmäßig beginnen gemütliche Feiermenschen zu singen ‚Lustig ist das Zigeunerleben‘, sie haken die Arme ineinander und lassen die Oberkörper pendeln, als wäre es ein Freudentanz darüber, dass wir die Ausrottung der hiesigen Teile dieses Volkes so wunderbar verkraftet haben” (J. Haslinger, Politik der Gefühle, 6.Auflage 1989, S.70).

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Parodien, Versionen und Variationen:

Anmerkungen zu "Lustig ist das Zigeunerleben"

Heute meist mit etwas anderer Melodie und dieser ersten Strophe:

Lustig ist das Zigeunerleben, Faria, faria, ho
Brauchen dem Kaiser kein Zins zu geben, Faria, faria, ho
Lustig ist´s im grünen Wald / wo des Zigeuners Aufenthalt
Faria, faria, faria, faria, Faria, faria, ho

In Tirol (in Meran und Sterzing am Brenner) 1852 aufgeschrieben durch Dr. Rohrbach, daher in Erk’s Nachlass.   — Am nächsten steht der schwäbische Text (Birlinger) diesem hier. Anfangsstrophe heißt: „Lustig ist’s Zigeunerleben, denn wir sind dem Wald ergeben; lustig sind d‘ Zigeunerleut , in dem Wald ist uns’re Freud“. Refrain : Rempe bempede-be, fli flafleri be, fli fladere flischka be

Textvariationen:

  • Erste Strophe im Elsaß (Kreis Weißenburg):
    Lustig ist Zigeunerleben, valleteri ju valletera
    wenn sie sich in den Wald begeben, valleteri ju valletera
    lustig ist im grünen Wald
    wo sich der schwarze Zigeuner aufenthalt
    so mein Liebchen, so so so, so mein Liebchen so
  • 1.2: Denn sie sind dem Wald ergeben, Lustig sind Zigeunerleut  /in dem Wald hab`n sie ihre Freud (Schwaben, 1855)
  • 2.4: so leben wir in Freud´und Wonn´
  • 3.3: Hirschlein nimm dich wohl in Acht / Wenn des Jägers (auch: Zigeuners) Büchse kracht
  • 3.3: (Elsaß): Kommt der Jäger aber nicht / so fürchten wir auch sein Hündlein nicht
  • 7.3: Schaun uns die Weiber wohl in die Hand

Weitere Strophen:

Zigeuner sind auch keine Narren
wenn sie schon in der Welt rum fahren
Kochen’s Wildpret in dem Hut
und der Hut nicht brennen tut
(Schwaben, 1855)

Sollt uns einmal der Durst sehr quälen,
Gehn wir hin zu Wasserquellen,
Trinken das Wasser wie Moselwein (auch: so klar und rein) ,
Meinen, es müßte Champagner sein.

Mädchen, willst du Tabak rauchen
brauchst dir keine Pfeif zu kaufen
(oder im Elsaß: So mußt du dir’s ein Pfeifchen kaufen)
dort in meinem Mantelsack
steckt eine Pfeif´und Rauchtabak
(oder: Greif nur in die Tasch hinein
da wird Pfeif und Tabak sein)

Mädchen willst du Kaffee trinken
so muß du dir’s die Schale schwenken
Schwenkst du dir die Schale nicht
so trinken wir auch den Kaffee nicht

Wenn wir auch kein Federbett haben,
Tun wir uns ein Loch ausgraben,
Legen Moos und Reisig ’nein,
Das soll uns ein Federbett sein.

Manche haben blaue Augen
müssen eine Brille brauchen
wir mit unserm schwarzbraunen Gesicht
brauchen keine Brille nicht

Sehr häufig in Gebrauchsliederbüchern (“…brauchen dem Kaiser kein Zins zu geben, faria, faria…) aus dem Wandervogel, zum Wandern, in politischen Liederbüchern seit den 1920er Jahren; gehört nach einer Umfrage 1998 mit zu den 12 bekanntesten Liedern, gefolgt von “Am Brunnen vor dem Tore…” Die Fischer-Chöre sangen das Lied 1996 in Freiburg unter dem Titel “Schunkel mal wieder”.

Holzapfel zählt folgende Aufzeichnungen des Liedes an (seit 1829): *SL (1829), *SC,*TH, *HE (1824,1839), RP, *WÜ (1919 “sehr beliebt”), *BA (1848) und EL, LO (1885), *SW (Lustig ischt Vagante leben…, 1933), VO, TI (1852), *ST,*BÖ,*SK, *UN (Lustig ist’s im grinein Wald, wo si‘ dea junge Zigeuner aufholt…), *RU,*RL,PL. Vgl. litauisch (1905; ‚Wir Zigeuner sind ausgeputzte Herren, was wir wollen, das tun wir…‘); englisch (1923; “A merry, mery life we gipsies lead…”).

"Lustig ist das Zigeunerleben" in diesen Liederbüchern

in: *Hoffmann-Richter (Schlesien 1842) Nr.40 — Simrock Nr. 574 —  Meier, Schwaben (1855) Nr.71 — Birlinger, Schwaben (1864, aus Rabensberg in Schwaben) Nr.37 —  Mündel (Elsass 1884) Nr.237  — Marriage (Baden 1902) Nr.178 (1.Str.) — *Tobler, Appenzell (Schweiz 1903), S.108 f. — Grolimund, Aargau (Schweiz 1911) Nr.245 (Lustig ist Banditenleben, in den Wald wir uns begeben…) — *Meisinger, Oberland (Baden 1913) Nr.235 (Lustig sein Zigeunerleut… 1848) — Deutsches Lautenlied (1914)  — Weltkriegs-Liedersammlung (1926) — Jungbauer, Böhmerwald (1930/37) Nr.347 — *Anderluh (Kärnten) IV/A (1987) Nr.130 (…wollen uns in den Wald begeben…)  — Wir singen (Grossdruck)  —  Liederbuch der Fallschirmjäger (1983) —  Brandsch (Siebenbürgen) Bd.3 (1988) Nr.57 (Lustig ist das Honvédleben… [ungarische Landwehr]) —  *Rölleke, Volksliederbuch (1993), S.224 f. (um 1800 entstanden) —  G. Habenicht, Leid im Lied, 1996, Nr.71-73 (Lustig ist das Lagerleben…; 1945) — *Schischkina (Wolgadeutsche 1999) Nr.39.  —  Parodie: Lustig ist das Rentnerleben… (Liedflugschrift 1984).