Als die Preußen marschierten vor Prag

Als die Preußen marschierten vor Prag
Vor Prag, eine wunderschöne Stadt
Sie haben ein Lager geschlagen
Mit Pulver und mit Blei ward´s betragen
Kanonen wurden aufgeführt
Schwerin hat sie da kommandiert

Einen Trompeter schickten sie hinein,
Ob sie das Prag wollten geben ein,
Oder ob sie es sollten einschießen.
„Ihr Bürger laßts euch nicht verdrießen!
Wir wollns gewinnen mit dem Schwert;
Es ist ja viel Millionen wert!“

Der Trompeter hat Order gebracht
Und hat’s dem König selber gesagt:
„O König, großer König auf Erden,
Dein Ruhm wird dir erfüllet werden!
sie wolln das Prag nicht geben ein,
Es soll und muß geschossen sein!“

Darauf rückte Prinz Heinrich heran,
Rückte an mit vierzigtausend Mann.
Und als Schwerin das hatte vernommen,
Daß der Sukkurs war angekommen
Da schossen sie fein brav darein:
„Bataille muß gewonnen sein!“

Die Bürger schrien: „Daß Gott erbarm!
Wie macht uns doch der Fritz so warm!
Wir wollten ihm das Prag gern eingeben;
Verschon er uns doch nur das Leben!“
Der Kommandant, der gings durchaus nicht ein;
Es soll und muß geschossen sein!

Hierauf ward ein Ausfall gemacht;
Schwerin, der führt, ja führt die Schalcht.
Potz Donner, Hagel, Feuer und Flammen!
So schossen sie die Festung zusammen.
Und bei so großer Angst und Not
Schwerin, der ward geschossen tot.

Da fing der König wohl an:
„Ach, ach, was habn die Feind getan!
Meine halbe Armee wollt ich drum geben,
Wenn mein Schwerin noch wär am Leben;
Er war allzeit ein tapfrer Held,
Stand allezeit bereit im Feld.“

Ei wer hat dies Liedlein denn erdacht?
Wohl drei Husaren, die habens gemacht;
Bei Lowositz sind sie gewesen
in Zeitungen habn sies gelesen
Triumph, Triumpf, Viktoria,
Es lebe der große Friedrich allda!

Text: Verfasser unbekannt
Musik: Melodie a) mündlich, aus dem Brandenburgischen, Hessen-Darmstädtischen und Fränkischen (Deutscher Liederhort, 1856, Nr. 182) — b) Friedrich Silcher
in Deutscher Liederhort, 1856, Nr. 182 und Liederhort II (1893, Nr. 326 „Die Prager Schlacht“)

Auf Flugblättern verbreitet, nach der Schlacht bei Prag am 6.5.1757 im siebenjährigen Krieg ( Als die Preussen marschierten vor Prag )

Zweite Melodie zu "Als die Preußen marschierten vor Prag"

Zweite Melodie zu Als die Preußen marschierten vor Prag
Melodie von Silcher

Anmerkungen zu "Als die Preußen marschierten vor Prag"

Textvarianten:

  • 1, 2. Wol vor die lagerfeste Stadt.
  • 1, 4. mit Stuck, Roß und Wagen.
  • 1, 5. die Mörser wurden aufgeführt. –
  • 2, 5. und wer das Prag will nehmen ein: es muß gepompardieret sein! –
  • 6, 2. Schwerin verspielt die Schlacht.
  • 6, 3. die sechzigtausend Mann die hatten keine Noth, denn alle ihre Feinde waren todt. Triumph, etc. (wie Str. 8, 5.)
  • 6, 3. Ei potz tausend, was thäts blitzen und krachen! was thäts für ein Getümmel machen! –
  • 7, 2. Ach weh, was habn die Feinde gethan!
  • 7, 6. hat Alles commandiert im Feld. –
  • 8, 3. zu Luxemburg sind sie gewesen.

Friedrich II. griff am 6. Mai 1757 die Österreicher an, die unter Führung von Prinz Karl und Feldmarschall Brown bei Prag sich verschanzt hatten, und er schlug sie gänzlich. Der Sieg aber kostete den König viel: er verlor seinen tapferen Führer Schwerin. —

Dieses Lied wurde in Preußen vor dem ersten Weltkrieg für den Schulunterricht in der sieben bzw achten Klasse besonders empfohlen ( Zentralblatt der preußischen Regierung von 1912). Es diente der Kriegserziehung im Kaiserreich .

"Als die Preußen marschierten vor Prag" in diesen Liederbüchern

Erk, Liederhort, Nr. 182: vielfach mündlich aus dem Brandenburgischen (Berlin), Hessen-Darmstädtischen (Dreieichenhain) und Fränkischen. Mit Benutzung fl. Bll. aus der Zeit von 1770 — 1808. Auch so in Erk’s Germania 53. Etwas abweichend Erk II, 2, 48; Wdh. 4, 328 und Erk, der alte Fritz im Volksliede, 1851, S. 14. Daraus Ziegler, Soldaten- und Kriegslieder, S. 286. — Ähnlich Ditfurth, fränkische VL. II, 215 und Arndt, Erinnerungen aus meinem Leben, 1840, S. 43; Simrock, S. 499. — Im Wdh. I, 237 (n. A. m, 218) nach einem fl. Bl., aber 2. und 4. Strophe unecht. Dazu Goethe: „Rasch und knapp, als wenn es drey Husaren gemacht hätten.“

Den Wunderhorntext bringt Soltau I, 542 und Wolff, hist. VL., 741. Silcher, Heft 3 (1831), hat eine neue Melodie dazu komponiert. Preuß. Soldaten-Liederbuch., 1881, S. 88 nach Erk. — Ein fl. Bl. „Kriegslieder für Friedrichs Heere“ (das fünfte). Gedruckt in den sechziger Jahren des 18. Jahrh. Abdruck durch Erk, Wdh. 4, 33«.

u.a. in: — Allgemeines Deutsches Kommersbuch (Silcher) — Neues Liederbuch für Artilleristen (1893) — Albvereins-Liederbuch (ca 1900) — Deutscher Sang (1903) — Zupfgeigenhansl (1908) — Schulgesangbuch für höhere Lehranstalten (1912) — Kriegsliederbuch für das Deutsche Heer (1914) — Volker (1925) —  Weltkriegs-Liedersammlung (1926) — Die weiße Trommel (1934) — St. Georg Liederbuch deutscher Jugend (1935)