Das Lied vom treuen Robert Blum 1849

Wolfgang Steinitz (in: Der grosse Steinitz II 1962)

Die Resonanz dieser Lieder (auf Robert Blum) im Jahre 1849 in der Bevölkerung und ihre Verfolgung durch die Behörden zeigen uns anschaulich die Akten einer Disziplinaruntersuchung von Chemnitzer Bürgerschullehrern i. J. 1849, auf die zuerst Paul Willert die Aufmerksamkeit  gelenkt hat.

Die Lehrer wurden, wie es in einem Schreiben des Polizeiaufsehers heißt, beschuldigt, „ihre republikanischen Ideen“ auch in der Schule verbreitet zu haben; „sie haben zu dem Ende sogenannte Freiheitslieder, z. B. das Lied vom treuen Robert Blum in der Schule singen gelehrt, und auswendig lernen lassen, so daß es, zum Verdruß manches Verständigen, Knaben und Mädchen beim Ausgang aus der Schule, besonders des Abends häufig sangen und es noch überall singen, und mir längst mehrere gesagt haben, daß sie es in der Schule gelernt hätten, wodurch natürlich in den jungen Gemütern ein, ihnen vielleicht jetzt selbst noch unbegreiflicher Haß gegen die Handhaben des Gesetzes entwickelt und in die Familie übertragen worden ist.“

Eine besondere Rolle spielt bei den Verhören der Lehrer und der Kinder das „Lied vom treuen Robert“. So sagt Herr Schiefer aus: „Ich habe das Lied vom treuen Robert weder singen, noch auswendig lernen lassen; ich kam einmal dazu, daß die Kinder meiner Klasse vor Beginn einer Schulstunde dieses Lied sangen; ich habe dieses Lied damals erst kennen gelernt, und es damals streng meinen Klassenschülern verboten, dieses Lied wieder zu singen.“

Der Schuldirektor schreibt: „Als am Ende vorigen Jahres die Rede ging, daß Kinder in der Schule das Lied vom treuen Robert sängen, erneuerte ich nicht nur diese Erinnerungen (d. h. Ermahnungen an die Lehrer), sondern stellte auch Untersuchungen darüber an, ob und wo das Angegebene geschehen sei. Hierbei fand sich nun allerdings, daß mehrere Kinder außerhalb der Schulzeit und anderer Orte, auch wohl bisweilen in der Zwischenzwit zwischen den Lehrstunden während des Wechsels der Lehrer das angegebne Lied gsungen haben möchten, daß aber ein Lehrer selbst dasselbe den Kindern habe auswenig  lernen lassen, oder ihnen eingelernt, oder daß er das Singen desselben veranlaßt habe, ergab sich nicht.“

Von den befragten Schulkindern geben einige zu, das Lied gesungen zu haben; aus dem Beruf des Vaters, der angegeben wird, geht interessanterweise hervor, daß es stets Kinder von Handwerkern sind. So sagt die Tochter des Schneidermeisters Müller: „Sie hätten auch einmal im vorigen Sommer das Lied gesungen: „O du verratnes Deutschland“ ( Das Lied vom treuen Robert ). Dies sei geschehen vor Anfange der Lehrstunde, ehe der Lehrer da gewesen.“ In der Klasse III a der mittleren Bürgerschule „erklärten folgende  Knaben:…

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