Das alte Volkslied von der Besiegung der Seeräuber Störtebeker und Gödeke Michael

Möhlmann (in: Archiv für friesisch-westfälische Geschichte und Alterthumskunde , Band 1, 1841)

Eine Begebenheit, wie die gegenwärtige, der Sieg über gefürchtete Korsaren, die eine Reihe von Jahren hindurch nicht allein die Nordsee unsicher machten, sondern die Gefahr verachtend, selbst bis in’s mittelländische Meer sich wagten, war es würdig, nach alter deutscher Weise durch ein Volkslied auf die ferne Nachkommenschaft gebracht zu werden. Die Seeräuber leben bis auf diese Stunde in Hamburg, dem Bremischen, in Ostfriesland, kurz an der ganzen Nordküste im Munde des Volkes fort, aber das Lied, als dem jetzigen Zeitgeiste nicht mehr angemessen, ist verklungen. Noch Sagittarius (zu Ende des 17.· Jahrhunderts) erwähnt, daß er als Knabe häufig das Störtebekerlied singen gehört hätte. Der Anfangs sei dieser gewesen:

Störtebeker und Gütke Micheel
sünt een paar Rövers glikedeel

Trotz aller Mühe ist es mir nicht gelungen, dieses ursprünglich plattdeutsche, unstreitig von einem Hamburger Meister verfaßte Lied in seiner eigentlichen Gestalt zu retten. Nur hörte ich als Kind aus dem Munde eines bejahrten Mütterchens, die übrigens versicherte, in ihrer Jugend das ganze
Lied oft gesungen zu haben, diese wenigen fragmentarischen Zeilen:

Störtebeker un Güdje Michal
Sünd een Paar Rovers glikedeel
Se roven so lange bet Gott· verdrot
Do leden se grot Schande un Not
Do quam de bunte Koe van Flandern

Jn unserer Zeit hat man das Störtebekerlied mit Recht für würdig gehalten, in der deutschen National-Literatur mit aufgeführt zu werden, (m. f. z. B. Koberstein), kannte aber nur die später, erst aus dem Ende des vorigen Jahrhunderts herrührende neue Umarbeitung aus Canzlers und Meisners Quartalschrift [Göttingen 1784), woraus es in des Knaben Wunderhorn, von ·Arnim und Brentano, übergegangen ist. Wir geben es aus einem aus 4 Blättern in klein Oktav, etwa 1550 erschienenen Abdrucke,· wahrscheinlich ans einer Regensburgschen, sonst Straubingschen Offizin. Der Titel ist mit einem Holzschnitte geziert, die Schlacht zwischen Störtebeker und den Hamburgern vorstellend, und das Exemplar, ein·fliegendes Blatt als Marktschreierlied gedruckt, ist um so wahrscheinlicher das einzige erhaltene, als offenbar das Lied in Oberdeutschland nicht dasselbe Interesse gewähren konnte , welches der Gegenstand in Niederdeutschland erregen mußte, daher dort wohl weniger aufbewahrt wurde, hier aber in schlechter hochdeutscher Übersetzung unmöglich gefallen konnte, da man der gegenwärtigen Arbeit es zu sehr ansieht, wie viele Mühe es gekostet habe, die hoch-deutschen Verse herauszubringen, die dennoch manche plattdeutsche, selbst veraltete Wörter enthalten. So möge denn ein getreuer Abdruck hier Platz finden.

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  • Ompteda (29. März 1863)

    Noten dieses Liedes
    Georg Freiherr von Ompteda wurde am 29.03.1863 und starb am 10.12.1931. Er  wuchs in Wien und Dresden auf und wurde wie die meisten männliche Adeligen Offizier. Er besuchte 1888-91 die Kriegsakademie in Berlin, fiel vom Pferd und wurde zum Dienst untauglich. Nun wurde er Schriftsteller. (Projekt Gutenberg) ...