Die Reise nach Jütland

Die Reise nach Jütland
die fällt mir so schwer
Nun ade mein liebes Mädchen
Wir sehn uns nicht mehr!

Sehn wir uns nicht wieder,
so wünsch ich dir Glück
Du mein einzig schönes Mädchen
Denk oftmals zurück

Des Sonntags früh morgens
kam der Hauptmann zum Rapport
Nur auf, auf, Kameraden,
Heut müssen wir fort

Ei, warum denn nicht morgen
warum denn grad heut?
Denn es ist ja heute Sonntag
Für uns junge Leut

Der Hauptmann spricht leise:
Daran hab ich keine Schuld
Der Kapitän, der uns führet
der hat keine Geduld

Es folgen Strophen a) aus der Sicht des Mädchens: (Liederhort III, 1893)

Das Schifflein tat segeln
Denn der Wind der war gut
Da schwenkte mein Heinrich
Noch einmal den Hut.

Das Schwenken des Hutes
Das tat mir so weh
Wer weiß, ob wir im Leben
Uns einmal noch sehn

Sehn wir uns nicht wieder
So wünsch ich dir Glück
O du einzig schöner Heinrich
Denk oftmals zurück

Das Mädchen am Strande
Ging auf und ging ab
Denn es mußte verlassen
Sein’n einzigen Schatz

oder aus der Sicht des jungen Mannes (Heinrich):

Das Mädchen das weinte
die Äuglein sich rot
und sagte: Mein Heinrich
die schießen dich tot

Das Schifflein auf’m Rheine
Schwankt hin und schwankt her,
Grad als ob im fremden Lande
Keine Hoffnung mehr wär.

Das Schifflein am Strande
Schwankt hin und schwankt her:
„Du mein einzig schönes Mädchen,
Wir sehn uns nicht mehr.“

Schatz, sehn wir uns nicht mehr
so wünsch ich dir Glück
ei so denke noch einmal
an dein´n Heinrich zurück!

Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort III (1893, Nr. 1429 und Nr. 1430 „Abreise nach Schleswig-Holstein 1849“)
Ab Strophe 6 vermischen sich mit diesem Lied Elemente aus „Einst ging ich am Ufer der Donau umher“ .

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Anmerkungen zu "Die Reise nach Jütland"

Böhme in „Deutscher Liederhort„: „Dieses Lied wird im Nassauischen und Hessischen, so wie hier und in vielen Varianten gesungen. Es stammt aus der Zeit des Schleswig-Holsteinischen Krieges 1849, aber im Feldzuge 1870 wurde der Text dem Zuge nach Frankreich angepaßt“. (s. Ditfurth, historische Volkslieder 1870—71, S. 24 und Pape, Liederbuch für Soldaten 1880, S. 88: „Die Reise nach Frankreich die fällt mir so schwer“. —

Johann Lewalter: „Entstanden ist das Lied wahrscheinlich in Holstein und hat in seiner ersten Fassung jedenfalls die bei Pape angegebenen Strophen gehabt; im Jahre 1864 sind dann die Worte für den Schleswig-Holsteinischen Krieg und in 1870 für den deutsch-französischen Krieg umgemodelt worden. Eine Aufzeichnung der Weise des Liedes habe ich nicht vorgefunden. Das Alter des Liedes kann auf über 40 Jahre geschätzt werden (also vor 1856 d.V.) In einigen Dörfern hörte ich auch singen: Die Reise nach „Seeland“ und die Reise nach „Sedan“.

Varianten:

Und die Reise nach Island / warum fällt sie denn so schwer
Grad als ob im fremden Lande / keine Hoffnung mehr wär
(in Albvereins-Liederbuch (ca. 1900. Ausgabe 1927))

Von Soldaten zu Freiburg wurde der Anfang so gesungen: Jetzt reis ich nach Jütland, und mein Herz ist mir so schwer

1.1. nach Frankreich, nach Südland, nach Sedan, nach Seeland, nach Hamburg…
1.3: „Du mein einzig schönes Mädchen“
3: Des Sonntag früh morgens kam der Lotse an Bord: Guten Morgen, Kameraden! Heut müssen wir fort. (So 1849 f. Pape S. 162). — Des Sonntags frühmorgens da kam der Rapport: Macht euch fertig, ihr Musketiere, wir müssen ja fort!
3:3. Guten Morgen Kameraden, heut segeln wir ab — Guten Morgen, Musketiere
4.4: Für alle junge Leut
5.3: Der Oberst… — Prinz Karl, der Alles führet, hat keine Geduld (1870).
6 + 7: . Drauf sah ich ein Schifflein / wohl auf der klaren Flut
darinnen meinen Heinrich / er schwenket seinen Hut
Was heißt denn das Schwenken / gewiß „Lebewohl“
ha, wer weiß, ob wir einander / uns wiedersehn soll´n

6 + 7: : Es segelt ein Schifflein / der Wind der war gut
es segelt mein Schätzchen / er schwenkte den Hut
Das Schwenken bedeutet / Lieber Schatz lebe wohl
Denn wer weiß, ob wir einander / noch wiedersehn soll´n

"Die Reise nach Jütland" in diesen Liederbüchern

u.a. in: Liederbuch für Soldaten (1880) — Volkslieder aus dem Erzgebirge (1883) — Elsässische Volkslieder (1884) — Neues Liederbuch für Artilleristen (1893) — Deutsche-Volkslieder-Lewalter (1896) – Albvereins-Liederbuch (ca. 1900) — Zupfgeigenhansl (1908) — Deutsche Soldatenlieder (1914, gekürzt auf 6. Strophen, „aus dem Elsaß“) — Soldatenlieder-Sammlung (1914-1918, Ges. beim Ers. Btl. Res. Inf. Reg. 103, DVA A 108 625) — Es braust ein RufKriegsliederbuch für das Deutsche Heer (1914) — Schleswig-Holsteinisches Liederbuch (1924) — Volker (1925) —  Weltkriegs-Liedersammlung (1926)

Mit ziemlich gleicher Melodie, aber ohne die 5 letzten Zusatzstrophen, bei Lewalter, Volkslieder aus Niedcrhesscn I Nr. I. — Noch andere ähnliche Texte: A. Müller, Volkslieder aus dem sächsischen Erzgebirge I883 S. 49 : Die Reise nach Jütland «. — Frischbier, ostpreussische Volkslieder. 1893 Nr. 8S : Wir reisen nach Jütland. das fällt uns so schwer (Matrosenlied). — Zurmühlen, niederrheinische Volkslieder Nr. 54 : „Die Reise nach Hamburg die fällt mir so schwer.“

Mehrfach mündlich aus dem Elsaß: aus Rimbach (1881), aus Morsbronn 1889 (mit Mel.) und Lampertsloch (Kr. Weißenburg) mit Mel. Andere Lesart: Die Reise nach Deutschland. s. Mündel Nr. 13.