Nun adje ich reise fort (Oberlausitz)

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Nun adje, ich reise fort
Sage dir mit einem Wort
Reise über Berg und Tal
Stein und Felsen überall
Über Berg und Tal

Als ich an die Grenze kam
Hielten mich die Bauern an
Führten mich zum Richter hin
Führten mich zum Richter hin
Ob ich Urlauber bin

Nun ihr Herren insgemein,
Ich will euch gehorsam sein
Tut mir aber eine Bitt gewähren
Tut mir aber eine Bitt‘ gewähren
Daß ich nicht darf sterben

Diese Bitt‘ könn‘ wir dir nicht gewähren,
Mache dich bereit zum Sterben
Oder hast du eine Liebste allhier
Oder hast du eine Liebste allhier
So nimm Abschied von ihr

Als nun die Liebste kam
Fing sie zu weinen an.
Ach schönster Schatz, wein nicht so sehr
Du betrübest nıich ja noch viel mehr
Weine nicht so sehr

Wenn ich dann gestorben bin
Ein Kind des Himmels bin
Ein Grab von Marmorstein
Und ein Kreuz von Helfenbein
Und jetzund schlaf ich ein

Wer hat denn das Liedlein erdacht?
s hat ein Deserteur gemacht
Zu Augsburg in der Stadt
Allwo man ihn gerichtet hat
Zu der guten Nacht

aus Dittelsdorf, Oberlausitz: C. Müller, Deutsche Volksdichtung in der Oberlausitz. Festschrift der Städt. Realschule Löbau, 1901.
als Nummer E in Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters, Steinitz (1954, Nr. 173 „Nun adje jetzt reis ich fort“, S. 473)
Eine gewisse Ähnlichkeit zu „Zu Straßburg auf der Schanz

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Liederzeit: vor 1901 : Zeitraum:
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Parodien, Versionen und Variationen:

„Nun adje jetzt reis ich fort“ ist das beliebteste und am weitesten verbreitete Deserteurlied gewesen, dessen Aufzeichnungen von (1806) bis 1933 reichen. Da die Fassung von 1806 schon recht zersungen ist, ist das Lied sicherlich älter. (Wolfgang Steinitz, S. 474) Das Lied weist eine gewisse Ähnlichkeit auf zu „Zu Straßburg auf der Schanz„. Die Form ist ähnlich, einzelne Strophen werden daraus übernommen und vermischen sich mit diesem Lied hier.

Nun adjes! Jetzt muß ich fort (Liederhort)

Steinitz: Auch bei diesem weitverbreiteten und beliebten Lied begegnen zahlreiche Umänderungen und Zusätze, die bisweilen bestimmten „Lokalredaktionen“ angehören. So erscheint statt des gewöhnlichen „Sie führten mich zu dem Richter hin: bin ( wie in B2, C3, E 2) in D2: „Sie führten mich ins Hauptmanns Haus, O wie wird es mit mit fallen aus“ (Prov. Sachsen 1857), und der gleiche Wortlaut kommt bei E 5690 aus der Gegend von Halle 1838 und bei Steglich 207 aus Sachsen vor; es handelt sich also um eine in Sachsen und Sachsen-Anhalt verbreitete Redaktion (vgl. auch F 1). – In D stammt Strophe 6 aus dem durch zahlreiche Liederbücher verbreiteten Deserteurlied „Zu Straßburg auf der Schanz“.

Die Anfangsstrophe variiert, wie A – F zeigen, zum Teil sehr stark. Die Verse „Reise über Berg und Tal, Stein und Felsen überall“ erscheinen in E, C (verderbt) und z. B.  auch in Westfalen bei Reifferscheid. Westfäl. Nr. 14.

Mit unserem Lied ist die sehr charakteristische Melodie G fest verbunden, die bei Ditfurth, Fränk. II Nr. 278; E.-B.; Wolfram; Bender; u. a., sowie, wenn auch stark umgesungen, hier in B erscheint. Wenn es aber bei Erk-Böhme heißt: „Die Melodie ist überall wesentlich gleich, so trifft das nicht zu. Die abweichende Melodie bei Reifferscheid. Wetfäl Nr. 17 erwähnt Böhme selber. F (Rhön) vertritt ebenfalls eine selbständige Melodie, die auch bei Steglich 207 aus Sachsen belegt ist. Gehört D zum Typ G?