Nun ade jetzt reis ich fort

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Nun ade jetzt reis ich fort
fort in ein andres Ort
ob ich gleich ein Deserteure bin
darf ich doch Urlaub nehmen

Hört ihr Herren insgemein
ich will euch gehorsam sein
Meine Bitt nur soll ihr mir gewähren
dass ich nicht muß sterben

Deine Bitte kann ich dir nicht gewähren
bereite dich ja nur zum Sterben
hast du aber eine Liebste allhier
so nimm Abschied von ihr

Als ich zu der Liebsten kam
zu weinen fängt sie an
Mein schönster Schatz wein nicht so sehr
du betrübst mich ja noch viel mehr
weine nicht so sehr

Das Grab ist schon gebaut
Ich hab es schon gebaut
Ein Grab von Marmelstein
ein Kreuz von Elfenbein
jetzt schlaf ich ein

Wer hat dann dies Lied erdacht
ein Chasseur hat es gemacht
zu Straßburg in der Stadt
wo mein Schatz gelegen hat
zur guten Nacht

Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Der große Steinitz (1954, Version A zu „Nun ade jetzt reis ich fort“, Nr. 173 –
E 2503 Handschriftliche Sammlung von Arnim 1806, Cop. d. 3. Aug. 44)

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1806 : Zeitraum:
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Parodien, Versionen und Variationen:

„Nun adje jetzt reis ich fort“ ist das beliebteste und am weitesten verbreitete Deserteurlied gewesen, dessen Aufzeichnungen von (1806) bis 1933 reichen. Da die Fassung von 1806 schon recht zersungen ist, ist das Lied sicherlich älter. (Wolfgang Steinitz, S. 474) Das Lied weist eine gewisse Ähnlichkeit auf zu „Zu Straßburg auf der Schanz„. Die Form ist ähnlich, einzelne Strophen werden daraus übernommen und vermischen sich mit diesem Lied hier.

Nun adjes! Jetzt muß ich fort (Liederhort)

Steinitz: Auch bei diesem weitverbreiteten und beliebten Lied begegnen zahlreiche Umänderungen und Zusätze, die bisweilen bestimmten „Lokalredaktionen“ angehören. So erscheint statt des gewöhnlichen „Sie führten mich zu dem Richter hin: bin ( wie in B2, C3, E 2) in D2: „Sie führten mich ins Hauptmanns Haus, O wie wird es mit mit fallen aus“ (Prov. Sachsen 1857), und der gleiche Wortlaut kommt bei E 5690 aus der Gegend von Halle 1838 und bei Steglich 207 aus Sachsen vor; es handelt sich also um eine in Sachsen und Sachsen-Anhalt verbreitete Redaktion (vgl. auch F 1). – In D stammt Strophe 6 aus dem durch zahlreiche Liederbücher verbreiteten Deserteurlied „Zu Straßburg auf der Schanz“.

Die Anfangsstrophe variiert, wie A – F zeigen, zum Teil sehr stark. Die Verse „Reise über Berg und Tal, Stein und Felsen überall“ erscheinen in E, C (verderbt) und z. B.  auch in Westfalen bei Reifferscheid. Westfäl. Nr. 14.

Mit unserem Lied ist die sehr charakteristische Melodie G fest verbunden, die bei Ditfurth, Fränk. II Nr. 278; E.-B.; Wolfram; Bender; u. a., sowie, wenn auch stark umgesungen, hier in B erscheint. Wenn es aber bei Erk-Böhme heißt: „Die Melodie ist überall wesentlich gleich, so trifft das nicht zu. Die abweichende Melodie bei Reifferscheid. Wetfäl Nr. 17 erwähnt Böhme selber. F (Rhön) vertritt ebenfalls eine selbständige Melodie, die auch bei Steglich 207 aus Sachsen belegt ist. Gehört D zum Typ G?