Ade nun reis ich fort (Schlesien)

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Ade nun reis ich fort
an einen fremden Ort
dieweil ich aber weg gereiset bin
so ging es mir recht schlimm

Wie ich an die Grenze kam
packen mich die Bauern an
sie führten mich zum Richter hin
ob ich Urlauber bin?

Ihr Herren insgemein
ich will euch gehorsam sein
doch eine Bitte gewährt ihr mir wohl
eh ich sterben soll

Ei diese Bitte kannst du nicht erwerbn
mach dich bereit zum Sterbn
oder hast du eine Liebste allhier
nimm Abschied von ihr

Wie nun die Liebste kam
fing sie zu weinen an
weine nicht, weine nicht so sehr
du betrübst mich ja noch viel mehr
weine nicht so sehr

Wer hat das Lied erdacht
das hat ein Deserteur gemacht
zu Frankfurt wohl über dem Rhein
jetzund schlaf ich ein

in Schlesische Volkslieder (1842, Nr. 253, S. 293. Aus Endersdorf)
Eine gewisse Ähnlichkeit zu „Zu Straßburg auf der Schanz

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1842 : Zeitraum:
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Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

„Nun adje jetzt reis ich fort“ ist das beliebteste und am weitesten verbreitete Deserteurlied gewesen, dessen Aufzeichnungen von (1806) bis 1933 reichen. Da die Fassung von 1806 schon recht zersungen ist, ist das Lied sicherlich älter. (Wolfgang Steinitz, S. 474) Das Lied weist eine gewisse Ähnlichkeit auf zu „Zu Straßburg auf der Schanz„. Die Form ist ähnlich, einzelne Strophen werden daraus übernommen und vermischen sich mit diesem Lied hier.

Nun adjes! Jetzt muß ich fort (Liederhort)

Steinitz: Auch bei diesem weitverbreiteten und beliebten Lied begegnen zahlreiche Umänderungen und Zusätze, die bisweilen bestimmten „Lokalredaktionen“ angehören. So erscheint statt des gewöhnlichen „Sie führten mich zu dem Richter hin: bin ( wie in B2, C3, E 2) in D2: „Sie führten mich ins Hauptmanns Haus, O wie wird es mit mit fallen aus“ (Prov. Sachsen 1857), und der gleiche Wortlaut kommt bei E 5690 aus der Gegend von Halle 1838 und bei Steglich 207 aus Sachsen vor; es handelt sich also um eine in Sachsen und Sachsen-Anhalt verbreitete Redaktion (vgl. auch F 1). – In D stammt Strophe 6 aus dem durch zahlreiche Liederbücher verbreiteten Deserteurlied „Zu Straßburg auf der Schanz“.

Die Anfangsstrophe variiert, wie A – F zeigen, zum Teil sehr stark. Die Verse „Reise über Berg und Tal, Stein und Felsen überall“ erscheinen in E, C (verderbt) und z. B.  auch in Westfalen bei Reifferscheid. Westfäl. Nr. 14.

Mit unserem Lied ist die sehr charakteristische Melodie G fest verbunden, die bei Ditfurth, Fränk. II Nr. 278; E.-B.; Wolfram; Bender; u. a., sowie, wenn auch stark umgesungen, hier in B erscheint. Wenn es aber bei Erk-Böhme heißt: „Die Melodie ist überall wesentlich gleich, so trifft das nicht zu. Die abweichende Melodie bei Reifferscheid. Wetfäl Nr. 17 erwähnt Böhme selber. F (Rhön) vertritt ebenfalls eine selbständige Melodie, die auch bei Steglich 207 aus Sachsen belegt ist. Gehört D zum Typ G?

Anmerkungen zu "Ade nun reis ich fort (Schlesien)"

Anmerkung Hoffmann von Fallersleben: „Abweichend und unvollständiger aus dem Itzgrund in Wolff’s Halle der Völker, 2, 178. Die zweite dort fehlende Strophe ergänzt Wolff durch „Er desertiert dahin, wird ertappt.“. Die sechste Strophe bei Wolff: “

Drum frisch auf wer hat das Lied erdacht
zwei Spanische wohl auf der Nacht
und zu Bamberg in der schönen Stadt
wo mein Schatz gestanden hat
zur Guten Nacht

"Ade nun reis ich fort (Schlesien)" in diesen Liederbüchern

In Der Große Steinitz (1954, Nr 173. Version B „Nun ade jetzt reis ich fort“, nur 1. u. 2. Strophe)