Preisend mit viel schönen Reden

Preisend mit viel schönen Reden
ihrer Länder Wert und Zahl
saßen viele deutsche Fürsten
einst zu Worms im Kaisersaal

„Herrlich“, sprach der Fürst von Sachsen
„ist mein Land und seine Macht
Silber hegen seine Berge
wohl in manchem tiefen Schacht.“

„Seht mein Land in üpp´ger Fülle“
sprach der Kurfürst von dem Rhein
„goldne Saaten in den Tälern
auf den Bergen edlen Wein.“

„Grosse Städte, reiche Klöster,“
Ludwig, Herr zu Bayern, sprach
„schaffen, dass mein Land den euern
wohl nicht steht an Schätzen nach.“

Eberhard, der mit dem Barte
Württembergs geliebter Herr
sprach: „Mein Land hat keine Städte
trägt nicht Berge silberschwer

Doch ein Kleinod hält´s verborgen –
daß in Wäldern noch so groß
ich mein Haupt kann kühnlich legen
jedem Untertan in Schoss.“

Und es rief der Herr von Sachsen
der von Bayern, der vom Rhein
„Graf im Bart, ihr seid der reichste
euer Land trägt Edelstein!“

Text: Justinus Kerner (1818)
Musik: Nach „In des Waldes düstern Gründen„, mit der Marseillaise als Schlusswendung der Melodie

Zur Geschichte dieses Liedes: ,

Parodien, Versionen und Variationen:

Anmerkungen zu "Preisend mit viel schönen Reden"

„Als Europas Fürsten 1815 beim Wiener Kongreß Deutschland in viele kleine Staaten aufteilten, war wohl kaum einer unter ihnen, der seinen Kopf in den Schoß seiner Untertanen hätte legen können, ohne in Gefahr zu sein, geköpft zu werden.  (Im gleichen Kontext „Den Mann den halt ich ehrenwert“.) „Das Lied folgt der Sage, welche die Tatsache auf die Fürstenversammlung 1486 zu Worms verlegt.

Die Melodie gehört ursprünglich zu dem Lied „In des Waldes düstern Gründen„, das in dem Roman „Rinaldo“ von Vulpius 1800 vorkommt und bald Volkslied wurde.  Bemerkenswert ist die Schlusswendung einer jeden Strophe, die ganz klar die Marseillaise zitiert und damit das „Köpfen“ im Gedicht „Preisend mit viel schönen Reden“ mit der Guillotine der französischen Revolution verbindet, die ja gerade erst etwa zwanzig Jahre zurückliegt, als der Text entsteht.

Aus dem Ersten Weltkrieg wurde von Ltnant Weihrauch , Festungs-Funkenstation Kowno , Feldpoststation 209 , folgendes übermittelt „Dem eigentlichen Liede wurde (jedenfalls nicht zu seinem Vorteile), folgendes hinzugesetzt:

(Wiederholung wird gepfiffen. dann gesprochen:
„Bums!“ (hierbei wird auf den Tisch gesprungen oder geklatscht.)
„Da fiel die Lampe um, alles voll (oder: überall) Petroleum!“
dann wieder gesungen: „Hier Petrolium, da Petrolium, überall Petrolium“

Hier spielen die Soldaten an auf die Pariser Kommune (!) und das Lied von Jakob Audorf: „Wir sind die Petroleure!“

"Preisend mit viel schönen Reden" in diesen Liederbüchern

u.a. in: Allgemeines Deutsches KommersbuchFeuerwerker-Liederbuch (1883) — Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895) — — Albvereins-Liederbuch (ca. 1900) — Deutscher Sang (1903) — Concordia-Liederbuch (1911) – Schulgesangbuch für höhere Lehranstalten (1912) — Gesellenfreud (1913) — Deutsches Lautenlied (1914) — Lieder für höhere Mädchenschulen (1919) — Sport-Liederbuch (1921) — Liederbuch des jungdeutschen Ordens (ca. 1921) — Weltkriegs-Liedersammlung (1926) — Schlesier-Liederbuch (1936) –