Vorhandene Volkslieder-Sammlungen

Arthur Hübner (in: Der Heimatforscher, Band IV, 1926)

Nach beiden Richtungen hin wahrt das großartigste und modernste Unternehmen, das in Deutschland zur Sammlung von Volksliedern ins Leben gerufen worden ist, den Zusammenhang mit der Vergangenheit, es ist das von John Meier begründete und ausgebaute Deutsche Volksliedarchiv in Freiburg im Breisgau. Dies Archiv wird getragen von einer privaten Organisation, dem Verbande deutscher Vereine für Volkskunde, und einer staatlichen Stelle, der 1913 gegründeten Preußischen Volksliedkommission.

Seine Aufgabe ist es, an deutschen Volksliedern, alten und neuen, zu sammeln, was irgend zu gewinnen ist. Seine Zuträger sind für das lebende Volkslied provinzielle Volksliedausschüsse, die ihr Material in der Hauptsache von den volkskundlichen Vereinen des jeweiligen Landesteiles erhalten. Leider bedeckt die Organisation, die sich noch während des Krieges erfreulich gestärkt hat, noch nicht das ganze Deutschland mit der nötigen Dichte und Lückenlosigkeit; besonders das niederdeutsche Gebiet steht noch einigermaßen im Hintertreffen.

Was das deutsche Volkslied der Vergangenheit anlangt, so wird ganz systematisch die ältere Literatur durchgearbeitet und ausgeschrieben; man fahndet nach handschriftlichen Aufzeichnungen und Liederbüchern, wie sie sich in Menge in Privatbesitz und Vereinsarchiven finden lassen; man verarbeitet auch große geschlossene Sammlungen, wie sie ältere Volksliedforscher zusammengebracht haben, vor allem den riesenhaften Volksliedernachlaß von Ludwig Erk, der rund 19 000 Stücke umfaßt.

Alles in allem sind es über 114 000 Lieder, die das Archiv bis heute aufgehäuft hat, darunter über 15 000 gedruckte Stücke. Aber mit dem bloßen Sammeln ist noch wenig getan. Um diese Materialmassen übersehbar und für wissenschaftliche Arbeit nutzbar zu machen, müssen sie nach mancherlei Gesichtspunkten registriert und katalogisiert werden. Und so sind denn Kataloge angelegt, die die einzelnen Stücke nach Liedanfängen, nach Strophenanfängen, auch nach landschaftlichen Zusammenhängen verbuchen.

Leider ist es erst ein Bruchteil der ganzen Liederfülle, der für sämtliche Kataloge bearbeitet ist; und deshalb sind diese Volksliedermassen vorläufig zum Teil noch totes Gut. Aber auch, wenn man mit der Katalogisierung weiter voran sein wird, — das bleibt ja ein Übelstand solcher archivarischen Aufhäufung wissenschaftlicher Schätze, daß ihre erschöpfende Benutzung und Verwertung immer nur wenigen möglich ist. Bis jetzt hat eigentlich nur der Leiter des Archivs, John Meier, volle wissenschaftliche Ernten auf Grund dieser Sammlungen halten können. Doch mehrt sich neuerdings die Zahl der Untersuchungen, die mit den Beständen des Archivs arbeiten.

So münden denn die aufs Breite angelegten Sammlungen des 19. Jahrhunderts in einem Unternehmen größten Stils, das Vollständigkeit des Materials wenigstens anstrebt, und auch das erscheint als ganz sinngemäß und folgerecht, wenn diese Volksliedersammlung, ihre Organisation und ihr Archiv, eine gelehrte Spitze hat und wissenschaftliche Absichten verfolgt.

war sollen die beiden Volksliedkommissionen, auf denen die Organisation ruht, statutengemäß auch der Pflege und Erhaltung des Volksliedes dienen, haben nach dieser Richtung hin auch schon Erfreuliches geleistet  (Der Verband deutscher Vereine für Volkskunde hat vor einem guten Jahrzehnt unter dem Titel „Alte und neue Lieder mit Bildern und Weisen“ im Insel-Verlag zu Leipzig vier sehr geschmackvolle kleine Liederhefte erscheinen lassen, die, um vier weitere Bändchen vermehrt, vor kurzem eine zweite Ausgabe erfahren haben.

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  • Ompteda (29. März 1863)

    Noten dieses Liedes
    Georg Freiherr von Ompteda wurde am 29.03.1863 und starb am 10.12.1931. Er  wuchs in Wien und Dresden auf und wurde wie die meisten männliche Adeligen Offizier. Er besuchte 1888-91 die Kriegsakademie in Berlin, fiel vom Pferd und wurde zum Dienst untauglich. Nun wurde er Schriftsteller. (Projekt Gutenberg) ...