Wir lagen vor Madagaskar (Gestapo-Protokolle)

(in: Museen der Stadt Köln - Ausstellung)

Weit verbreitet war in Köln eine Persiflage des Fahrtenlied „Wir lagen vor Madagaskar“, die in mehreren Varianten überliefert ist. Das Lied war auch 1942 noch überaus populär. Aus dem Vernehmungsprotokoll der Gestapo:

Nach Angaben der Maria S. wurde dieses Lied 1937 von den „Navajos“ an der Neuen Universität gesungen. Nach Aussage von Walter H. wurde es auch von der Jugendgruppe am Georgsplatz gesungen, hier mit der 4. Strophe:

So ging es uns bei Madagaskar,
den Navajos zur See,
die Pest die konnte uns nicht schrecken,
Unser Glaube blieb fest bestehen.

Nach Angaben Ernst S. wurden die letzten Strophen des Liedes von Heinrich Sogul wie oben zitiert umgedichtet und so von den Kalker Navajos gesungen. Dieses Lied wurde nach Maßgabe des Sondergerichts Köln im Verfahren Heinz N. von den Navajos am Heumarkt und auf Fahrten gesungen. Das Lied wurde laut Peter S. von der Jugendgruppe gesungen, die sich im Sommer/Herbst 1937 auf dem Georgsplatz traf. Das Lied, so S. vor der Gestapo, habe sechs Strophen.

„Denn unser Glaube siegt“

So lautete nach Aussage von Franz L. ebenfalls Mitglied der Gruppe am Georgsplatz – die umgedichtete 4. Strophe des Liedes. Im Gestapo-Hausgefängnis im EL-DE-Haus sang K. gemeinsam mit dem in der Nachbarzelle inhaftierten L. das Navajo-Lied „Wir lagen vor Madagaskar“, u.a. auch die hier zitierte umgedichtete Strophe („unser Glaube siegt“).

Einen Grund für diesen in Augen der Gestapo natürlich hochprovokativen Akt vermochte er nicht anzugeben. Er sagte lediglich aus, „dass wir aus Zeitvertreib sangen, nicht etwa um herausfordernd zu sein“. Die Ehrenfelder Navajos, so Friedrich E. in seiner Vernehmung, würden auch gemeinsame Lieder singen, so beispielsweise „Hohe Tannen„, „Madagaskar“ und „weitere Lieder, in denen von ‚Bündischer Jugend‘ die Rede“ sei. Ein weiteres Lied sei „Jenseits des Tales„.

Das Lied wurde laut Heinrich S. mit der 4. Strophe („So ging es uns vor Madagaskar, den Navajos zur See“) auch von der Gruppe gesungen, die sich um August L. im Sommer 1937 „am Rhein“ traf. Das Lied war auch 1942 noch überaus populär: Käthe T. gab am 8. Dezember 1942 zu Protokoll, sie habe ihrem Freund „José“ ein Liederbuch geschenkt. „Die Lieder habe ich selbst abgeschrieben bzw. von der Traudel S. Lied Nr. 1 ist ‚Wir lagen kurz vor Madagaskar‘.“

Josef E. am 22.10.1937 vor der Gestapo: Bei den Treffen am Georgplatz seien auch Lieder gesungen worden, die er „aus der HJ her kenne“, beispielsweise „Wir lagen kurz vor Madagaskar“. „Das dies ein Navajolied sein soll, war mir nicht bekannt, da ich es im Jungvolk gelernt habe.“

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