O Berlin, ich muss dich lassen
o du wunderschöne Stadt
und darinnen muß ich lassen
meinen auserwählten Schatz
Schönster Schatz, du tust mich kränken
Tausendmal in einer Stund
Wenn ich nur das Glück könnt lenken
Dir zu küssen deinen Mund
Ich bin zwar noch jung von Jahren
Und das Reisen mir gefällt
Etwas Neues zu erfahren
Wie es zugeht in der Welt
O ihr Wolken, gebet Wasser
Daß ich weinen kann genug
Meine Aeugelein sind nasser
Nasser als der Donaufluß.
Liebster Schatz, wenn du willst schreiben.
Schreibe mir ein Briefelein.
Daß du mir getreu willst bleiben.
Drücke auch dein Herzchen ein
Text und Musik: Verfasser unbekannt (1750-1800)
in: Deutscher Liederhort I (1856, Nr. 165) und Liederhort III (1894, Nr. 1599 „Abschied von Berlin“)
Mündlich aus dem Brandenburgischen (Berlin, Wilsnack. Oderberg), Hessen-Darmstädtischen (Neunkirchen im Odenwald), aus Schlesien, Baden etc. Mit Benutzung von fliegenden Blättern aus der Zeit von 1750—1800. —
Die älteste Lesart von 1750 besingt den Abschied von Nürnberg (s. Nr. 1598).