Morgen will mein Schatz verreisen

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Morgen will mein Schatz verreisen

Morgen will mein Schatz verreisen
Abschied nehmen mit Gewalt
Draußen singen schon die Vögel
singen schon die Vögel
in dem grünen, grünen Wald

Denn es ist ja so schwer aus der Heimat zu gehn
wenn die Hoffnung nicht wär
auf ein Wieder-, Wiedersehn
Lebe wohl, lebe wohl, lebe wohl, lebe wohl
lebe wohl. auf Wiedersehn

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer
ob sie gleich die erste ist
und mein Liebchen macht mir Kummer
Liebchen macht mir Kummer
ob sie gleich die Schönste ist

Denn es ist ja so schwer aus der Heimat zu gehn
wenn die Hoffnung nicht wär
auf ein Wieder-, Wiedersehn
Lebe wohl, lebe wohl, lebe wohl, lebe wohl
lebe wohl. auf Wiedersehn

Saßen zwei Turteltauben,
Beide auf ’nem grünen Ast;
Wo sich zwei Verliebte scheiden,
Da verwelket Laub und Gras.

Denn es ist ja so schwer aus der Heimat zu gehn
wenn die Hoffnung nicht wär
auf ein Wieder-, Wiedersehn
Lebe wohl, lebe wohl, lebe wohl, lebe wohl
lebe wohl. auf Wiedersehn

Laub und Gras, das mag verwelken,
Aber meine Liebe nicht.
Du kommst mir aus meinen Augen,
Aber aus dem Herzen nicht.

Denn es ist ja so schwer aus der Heimat zu gehn
wenn die Hoffnung nicht wär
auf ein Wieder-, Wiedersehn
Lebe wohl, lebe wohl, lebe wohl, lebe wohl
lebe wohl. auf Wiedersehn

Warum bist du denn so traurig
bist nicht aller Freuden voll
Meinst, ich sollte dich verlassen
du gefällst mir gar zu wohl

Denn es ist ja so schwer aus der Heimat zu gehn
wenn die Hoffnung nicht wär
auf ein Wieder-, Wiedersehn
Lebe wohl, lebe wohl, lebe wohl, lebe wohl
lebe wohl. auf Wiedersehn

Eh ich dich, mein Kind, will lassen,
Muß der Himmel fallen ein,
Und der Sterne Glanz erblassen
Und der Mond verfinstert sein.

Denn es ist ja so schwer aus der Heimat zu gehn
wenn die Hoffnung nicht wär
auf ein Wieder-, Wiedersehn
Lebe wohl, lebe wohl, lebe wohl, lebe wohl
lebe wohl. auf Wiedersehn

Spielet auf, ihr Musikanten
spielet auf ein Abschiedslied
meinem Liebchen zu gefallen
Liebchen zu gefallen
mags verdrießen, wen es will

Denn es ist ja so schwer aus der Heimat zu gehn
wenn die Hoffnung nicht wär
auf ein Wieder-, Wiedersehn
Lebe wohl, lebe wohl, lebe wohl, lebe wohl
lebe wohl. auf Wiedersehn

Musik und Text: Verfasser unbekannt  –

Seit 1866 als „Neuere Marschmelodie“durch ganz Deutschland bekannt (Refrain Melodie 2), 1880 wurde der Refrain wie oben von den Hessen-Darmstädtischen-Soldaten gesungen (Liederhort). Dort trotz völlig anderer Melodie und ganz anderer Aussage verbunden mit „Warum bist du denn so traurig„, in beiden Liedern finden die Strophen mit  der „Turteltaube“ und „Laub und Gras das mag verwelken“ Verwendung, darüber in manchen Fassungen „Eh ich dich, mein Kind, will lassen..“ Die Marschversion zerstampft aber den wehmütigen Abschied der ursprünglichen Fassung und wendet sich Krieg und Prostitution zu.

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1866 : Zeitraum:
Schlagwort:
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

„Morgen müssen wir verreisen“ geht zurück auf ein Lied von Hoffmann von Fallersleben von 1826, das damals aber vermutlich noch auf eine  Melodie von Friedrich Silcher gesungen wurde. Etwa vierzig Jahre später wird ein Lied mit ähnlichem Titel („Morgen will mein Schatz verreisen“), dem bekannten Refrain „Denn es ist ja so schwer aus der Heimat zu gehn / wenn die Hoffnung nicht wär auf ein Wieder-Wiedersehn“ und der bis heute populären Melodie aufgezeichnet.

Dieses wird dann als Auswandererlied und vor allem als Soldatenlied während des Deutschen Kaiserreichs und des Ersten Weltkriegs viel gesungen. Etwa um diese Zeiten entstehen unter dem Titel „Hamburg ist ein schönes Städtchen“ auch Mischformen mit „Halle ist ein schönes Städtchen„.

Zweite Melodie zu "Morgen will mein Schatz verreisen"

Zweite Melodie zu Morgen will mein Schatz verreisen
Melodie mündlich aus Preußen (1866), Sachsen. Der Refrain war ursprünglich anders als man ihn später sang. Liederhort II Nr. 782c

Anmerkungen zu "Morgen will mein Schatz verreisen"

In Deutscher Liederhort II (1893) als Nummer 782c (Soldaten-Marschlied) mit der Überschrift „Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer“ und dazu angemerkt: „Die Soldaten in Norddeutschland und am Rhein haben zu dieser Melodie als Anfangsstrophe folgende:

Hamburg ist ein schönes Städtchen
weil es an der Elbe liegt
drinnen wohnen schöne Mädchen
aber keine Jungfer nicht
und es fällt mir so schwer
von einander zu gehn…“

Das ist im Prinzip das Lied, das heute als „Hamburg ist ein schönes Städtchen“ von Heidi Kabel bis Heino gesungen wird. Dabei wurde die Marschlied-Version genommen mit „Siehst du wohl“ nach den ersten beiden Zeilen einer Strophe – siehe das ähnliche: Wenn die Trommel ruft zum Streite aus dem Ersten Weltkrieg, wo auch schon das „Schrumm Schrumm“ mitgesungen wird. Das passt dann wieder zu Heino, dessen Heimatbegriff „Vaterland“ meint und wesentlich aus der Ästhetik des Ersten Weltkriegs gespeist wird.

Im Liederhort mit anderer Reihenfolge der Strophen:

  1. Morgen will mein Schatz abreisen..
  2. Saßen da zwei Turteltauben
  3. Laub und Gras das mag verwelken …
  4. Eine Schwalbe macht kein Sommer …
  5.  fehlt
  6. Spielet auf ihr Musikanten …

Böhme merkt dort weiter an:   „Neuere Marschmelodie in ganz Deutschland gesungen. Mündlich aus Sachsen, Preußen (1866) und Hessen-Darmstadt (1880). Ähnlicher Text aus dem Elsaß (Mündel Nr. 51) wo zwei Strophen noch vorangehen „Warum bist du denn so traurig u.“

Die Soldaten in Norddeutschland und am Rhein haben zu dieser Melodie als Anfangsstrophe folgende: „Hamburg ist ein schönes Städtchen, weil es an der Elbe liegt: drinnen wohnen schone Mädchen, aber keine Jungfer nicht. Und es fällt mir so schwer von einander zu gehen .. Darauf folgen Strophe 4 und 6 von oben. Die Pausen füllen die Sänger aus mit den Silben: schum, schum.“

Sagte man damals schon „Bordsteinschwalbe“ von Prostituierten?

"Morgen will mein Schatz verreisen" in diesen Liederbüchern

u.a. in: — Neues Liederbuch für Artilleristen (1893) — Zupfgeigenhansl (1908) — Kriegsliederbuch für das Deutsche Heer (1914) — Weltkriegs-Liedersammlung (1926) — Lieb Vaterland (ca. 1935) — ohne Refrain in: Wie´s klingt und singt (1936) — Liederbuch der Bundeswehr (1962, 1976, nur 5. Strophen)