Mariechen saß weinend im Garten
Im Grase lag schlummernd ihr Kind
In ihren blonden Locken
Spielt leise der Abendwind
Sie saß so still und träumend
So einsam und so bleich
Dunkle Wolken zogen vorüber
Und Wellen schlug der Teich.
Der Geier steigt über die Berge
Die Möwe zieht stolz einher
Es weht ein Wind von ferne
Schon fallen die Tropfen schwer
Schwer von Mariechens Wangen
Eine heiße Träne rinnt
Und schluchzend in den Armen
Hält sie ihr schlummernd Kind.
Hier liegst du so ruhig von Sinnen
Du armer verlassener Wurm
Du träumst noch nicht von Sorgen
Dich schreckt noch nicht der Sturm
Dein Vater hat uns verlassen
Dich und die Mutter dein
Drum sind wir armen Waisen
in dieser Welt allein.
Dein Vater lebt herrlich in Freuden
Gott laß es ihm wohl ergehn
Er denkt nicht an uns beide
Will mich und dich nicht sehn
Drum wollen wir uns beide
Hier stürzen in den See
Dort sind wir dann geborgen
Vor Kummer, Ach und Weh.
Da öffnet das Kindlein die Augen
Blickt freundlich sie an und lacht
Die Mutter weint vor Freuden
Und drückt’s an ihr Herz mit Macht
Nein nein wir wollen leben
Wir beide du und ich
Dem Vater sei’s vergeben
So glücklich machst du mich.
Text: Joseph Christian Freiherr von Zedwitz (1831, als „Mariechen saß am Rocken„)
Musik: Verfasser unbekannt. Tanzmelodie, Drehorgelweise, 1895 bei Böhme (Volkstümliche Lieder 1895, Nr. 486): „Mündl. aus Schwalbach (Kreis Wetzlar)“. In Text und Melodie Ähnlichkeit mit „In Hamburg da bin ich gewesen“
1831 von dem Wiener Kammerherrn von Zedwitz getextet und 1832 erstmals veröffentlicht. Böhme schreibt noch 1895 in „Volkstümliche Lieder der Deutschen“: Verfasser des Textes wie der Melodien unermittelt.