Vorwort Burschenliederbuch (3. Auflage)

Einst war in deutschen Landen das Volk so reich an Sang
dass dir auf Weg und Stegen sein Lied entgegenklang
Im Liede hat’s gebetet. im Liede hat’s geweint
Beim Mahle wie bei Gräbern zum Sange sich vereint
Der Bauer hinterm Pfluge, der Hirt im Wiesental
Die Mädchen an dem Spinnrad, sie sangen allzumal
und wo die Kinder spielten, da lenkt’ ein Lied die Lust
und wo die Burschn zogen, da klang’s aus voller Brust
(K. Bormann.)

Burschenliederbuch
Burschenliederbuch der katholischen Burschenvereine für das Königreich Bayern

So war’s einst. Dass es wieder so werde, ist der Wunsch eines jeden Volksfreundes. Bedauernd schreibt Bischof Keppler in seinem
Buche „Mehr Freude“: Weil das Volkslied am Aussterben, ist wieder ein gut Stück Freude im Volksleben dahin, und weil die Freude
im Volksleben fehlt, will das Volkslied nicht mehr gedeihen“

Dass das Volkslied und mit ihm ein gut Stück Freude im Volksleben erhalten bleibe, daran will kräftig mitarbeiten der katholische Burschenverein für das Königreich Bayern, der sich zur Aufgabe gesetzt hat, der männlichen Jugend auf dem Lande Glaube und Sitte zu erhalten, Berufstüchtigkeit und Heimatliebe zu fördern und edel-frohe Stunden zu bieten. Unser Verein, gegründet 1903, hat von Anfang an das Volkslied liebevoll gepflegt und 1906 die erste Auflage dieses Liederbuches den Burschen in die Hand gelegt. Das Buch wurde allerorts auf dein Lande so freudig aufgenommen, nicht nur in Bayern, sondern auch im übrigen Deutschland und in Österreich, dass zu Beginn des Jahres 1909 die ersten zwei Auflagen mit 15.000 Exemplaren vergriffen waren.

Für die 3. Auflage wurde das Liederbuch nach Text und Melodie sorgfältig durchgeprüft, verschiedene religiöse Lieder wurden mit Rücksicht auf die Einführung der Diözesangebetbücher weggelassen, andere, besonders weltliche Lieder, hinzugefügt. Auch die
Einteilung wurde mehr sinngemäß geordnet. Für einige während der Drucklegung vielfach gewünschte schöne, alte Volkslieder, die
sonst allmählich verloren gegangen wären, ergab sich die Notwendigkeit, einen Anhang, wie ein solcher sich übrigens auch für spätere Auflagen nicht vermeiden läßt, anzufügen.

In Bezug auf den Inhalt des für die Jugend des Volkes bestimmten Liederbuches zog man es aus wohlüberlegten-Gründen vor, eine gewisse, maßvolle Strenge walten zu lassen und die Auswahl anderer Lieder dem Ermessen der einzelnen Vereinsvorstände zu überlassen. Die Einschaltung manch schöner Lieder· mußte man sich leider versagen, da die Erlaubnis zum Nachdruck nicht leicht zu erlangen war.

„Und nun, liebes Buch, ziehe in deinem neuen, schmucken Gewande wieder hinaus in die Lande, wo die deutsche Zunge klingt und Gott im Himmel Lieder singt! Singe mit der Lerche über der Frühlingssaat um die Wette und verkürze die langen Winterabende am  prasselnden Herdfeuer!
Hole aus dem Herzen der Jugend heraus die sprudelnde, köstliche Lebensfreude, die der Jugend so notwendig ist, wie dem Blümlein der Sonnenschein, wie dem Bienlein der Blütenstaub! Lege wieder hinein die Himmelsperle edler Freude und· bewahre es vor jener falschen Lustigkeit, die das Herz verödet und vergiftet!
Die Burschen haben ja eine sangesfrohe Kehle, sie wollen und müssen singen. Und gerade im Burschenvereine. ist deine eigentliche Heimat; da blühe und gedeihe, du Volkslied, du Sang vom Vaterland und Bauernstand, von Heimatliebe und Freundestreue!
Du bist ein längst erwarteter Gast in vielen Häusern, und wo du fremd noch bist, wirst du bald heimisch sein durch deine lieben, alten Lieder.“

Alles für Gott und die Jugend! Dieser unser Grundsatz gebe auch der dritten Auflage ihre Weihe!

Am 1. Mai 1910. Die Vorstandschaft des katholischen Burschenvereins

Sechste Auflage. Das „Burschenliederbuch“, erscheint in revidierter und möglichst verbesserter Gestalt. Der religiöse Text zu Nr. 13 hat eine eigene Melodie erhalten. Die mangelhaften und teilweise fehlerhaften Angaben für die Begleitung bedurften einer gründlichen Korrektur; bei verschiedenen Liedern mussten auch Melodie, Rhythmus und Textunterlage richtig gestellt werden. Da aber an der Zahl und Anordnung der Lieder sowie an der Seitenfolge nichts geändert wurde, so· kann die sechste Auflage neben den vorausgegangenen Auflagen ohne Störungen benutzt werden.  Der Begleitung der Lieder wäre allerdings die sechste Auflage zugrunde zu legen.

Am 8. Juni 1912.

Die Vorstandschaft des katholischen Burschenvereins

 

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