Liederlexikon: Buche

| 1908

Die Buche war ein uralter Kultbaum, wohl schon in indogermanischer Zeit. Wegen ihrer eßbaren Früchte, der Bucheckern (=got. akran Frucht), war sie hochgeschätzt. Und noch heute sind die „Büchele“ (Bucheicheln) eine Kultspeise zu Allerseelen in Oberbayern. Später ist die Bedeutung der Buche durch andere Kultbäume, Eichen, Birken, Tannen gemindert worden. In der Volkserotik tritt sie ganz und gar zurück.

Die Buche stand vermutlich zu einer heidnischen Fruchtbarkeitsgottheit in Beziehung (Höfler S. 82). Es werden „Kindlbuchen“ in Oberbayern erwähnt, auch Leonhardts- und Margarethenbuchen. Beide Heilige sind Helfer bei Entbindungen. Vielleicht ist die Buche vor der Esche der große Ahn des Menschengeschlechts im urgermanischen Volksglauben gewesen. — Auch in Delling (Kreis Wipperfürth) kommen die Kinder aus Buchen. In der Gegend von Schlebusch (Köln) läßt man sie aus einem ausgehöhlten Buchenstumpfe („dem holen Stock“) kommen.

Als Dorfmaie tritt sie nur vereinzelt auf. In der Eifel zwischen Aachen und Trier richten zu Pfingsten die jungen Burschen eine junge Buche auf dem Dorfplatz auf, deren Gipfel mit einem Kranz von Eierschalen und Bändern umgeben ist. Zum Liebeszauber verhilft die Buche, man soll ein neugeborenes Mädchen zuerst in einer büchenen Wanne baden; wenn sie groß ist, laufen ihr die Männer sehr nach (Stettin).

Volkserotik und Pflanzenwelt (1908)

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