Vorwort: Kindergärtlein 2 (Naive Inhalte)

Heinrich Weikert (in: Kindergärtlein (1843))

Man verlangte die Mütter oder Wärterinnen sollten von Anfang an das Kind als ein bloß verständiges Wesen behandeln, sie sollten deutlich und bestimmt mit den Kleinen sprechen, sie sollten ihnen von den ersten Augenblicken der Sinnenentwickelung an in einem systematischen Zusammenhange so viele Kenntnisse und Begriffe als möglich beizubringen suchen und darum all das scheinbar sinnlose Kindergeplapper meiden.

Mit Dreiecken und Vierecken sollten die armen Würmchen spielen und daran bei Zeiten lernen, was Linien Winkel und Ecken sind. Ja wahrlich, was Ecken im menschlichen Leben sind. woran man die Seele wund und blutig stößt. das lernten sie auf diese Weise früh aus Erfahrung. Damit war denn über die Ammenmärchen, über den größten Teil der Mutterscherze und über einen bedeutenden Teil der Wiegenlieder der Stab gebrochen, und das Urteil der Vernichtung wurde so viel wie möglich vollzogen.

Man sehe doch nur die jungen Mütter und die jungen Kinderwärterinnen an. Sie erschöpfen und ermatten sich und die Kinder mit zärtlichen Anreden und empfindsamen Ausrufungen, Küssen und Streicheln und anderen übertriebenen Liebkosungen. Und was ist die Folge davon ? Weil sie den rechten Unterhaltungsstoff verloren haben oder verschmähen, so bekommen sie sammt den Kindern allmählig Langeweile, die Kinder werden mutwillig und ungezogen, sie werden verdrießlich und Marie und Heinrich, die noch eben süße Zuckerengel waren, die noch eben geschmeichelt und gestreichelt wurden, heißen nun ungezogene Rangen und werden mit Stößen und Schlägen zur Ordnung gebracht.

Darum verlangen sie auch so nach der Großmutter. Da ist noch Vorrat von den Ergötzlichkeiten, bei denen ihr Herz in Sprüngen geht und ihr Gemüt warm und lebendig wird. Wie still und andächtig sitzen die Enkel um sie her, wenn sie erzählt von dem Hühnchen, das die Blumen abpflückt und von dem Fuchs, der auf dem Zaune saß und bitten sie die Geschichte von dem armen Lirum noch einmal zu erzählen, die sie schon hundert Mal gehört haben. Das füllt ihre ganze Seele aus. Dabei glänzen die kleinen freundlichen Augen und glühen die Wangen und wird die Zunge zu stundenlangem Nachdenken gelöset und das Gemüth verschwimmt in Seligkeit.

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