Das Bebersche Lied von 1848

(in: Wolfgang Steinitz II)

„Das Bebersche Lied von 1848 soll als Verfasser einen alten Schäfer haben, der es in seinen zahlreichen Mußestunden dichtete. Es hat eine geraume Zeit in der Einwohnerschaft Bibras fortgelebt, aber bis auf den heutigen Tag sind unseres Wissens nur Bruchstücke gekommen, die von unsern Alten in die Gegenwart hinübergerettet worden sind. Darum freuen wir uns, daß wir unserm Leserkreise das Lied vollständig darbieten können. Herr Oberversicherungsinspektor Gustav Pieroh in Merseburg , ein Sohn unseres früheren, langjährigen [1868-1914] Bürgermeisters, hat es uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt.“ (so die Vorbemerkung in der „Bad Bibraer Heimat“ von 1933 zum Abdruck eines Liedes aus den Revolutionstagen 1848 in Bad Bibra)

Ebenda steht ein Bericht über das Jahr 1848: „Urgroßvater erzählt von Anno 48“ von Lehrer Erich Braune , Billroda:

„Er erzählte nicht oft von früher, aber als er vor etlichen Jahren seinen 90sten Geburtstag feierte, kam er auf meine zufällige Frage: „Wie hieß denn damals Ihr Lehrer?“ so ins Erzählen: „Na das war doch 48, als ich in die Schuke ging, das war doch der Rektor Herhold… Wir hatten doch damals in Beber so was wie ´ne Revolution. Der König sollte über den Krieg allein bestimmen, aber das Volk wollte „äwwer de Steiern ooch was ze sagen ham“!

Da mußten wir jeden Tag allezusammen ansagen, ehe die Schule aus war: „Der König ist für das Volk und das Volk nicht für den König da!“ Und wenn wir dreimal das gesagt hatten, konnten wir heimgehen. Kennen Sie nicht das Bebersche Lied? Wenn wir Jungs zu Neujahr auf die Dörfer singen gingen, da sangen wir: Dies ist der Tag des Herrn. Da kriegten wir was. Und wenn die Leute merkten, daß wir aus Beber waren, sagten sie allemal: „Nu singter noch das Bebersche Lied“ Na, und da kriegten wir noch etwas. Das Lied fing an:

In Bibra in dem Grunde
ward die Freiheit aufgeweckt
Und es hörten auf die Kunde
mancher Ort und mancher Fleck
Naumburg, Weißenfels und Halle
hörten nur auf Stockmann alle

Stockmann war der Doktor. Der wohnte im Badehause. Und was die Männer waren, die mußten Dienst tuen als Bürgerwehr. Manche hatten alte Flinten, alte Säbel oder Mistgabeln. Mein Vater hatte sich die Sense in der Schmiede gerademachen lassen.“
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Mit kleineren Abweichungen wurde das Lied auch im „Kalender für den Kreis Eckartsberga 1936“ angedruckt. In dem Kalender heißt es: „Dieses Lied soll der einen Lesart nach von einem alten Schäfer, der anderen nach von einem Lauchaer jungen Manne verfaßt sein (daß der Verfasser aus Laucha stammte, darauf weist der Vers hin: Es war unser Herr Neuhaus)…“

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  • Joseph Haas (19. März 1879)

    Noten dieses Liedes
    Joseph Haas wurde am 19. März 1879 in Maihingen im schwäbischen Ries als 3. Kind des dortigen Lehrers geboren. 1911 wurde er Lehrer für Komposition am Konservatorium in Stuttgart und nach dem ersten Weltkrieg 1921 an der Akademie der Tonkunst in München. brachten. Er komponierte Kammermusik, Lieder, Chorwerke und Orchesterwerken, Oratorien und Opern. Dazu gehören die beiden Opern „Tobias Wunderlich“ ... Weiterlesen ... ...