Morgen muß ich scheiden prächtiges Berlin (Soldatenversion)

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Von dir muß ich scheiden, prächtiges Berlin
Alle meine Freuden schwinden nun dahin
wollte, daß die andern aus dem Tore wandern
Lebe wohl, du schöner Ort, morgen muß ich fort

Unter deinen Linden, wenn der Frühling lacht
tun sich abends finden, die den Tag vollbracht
Seelenruh und Stärke nach des Tages Werke
an des Liebchens Brust ruht sich´s voller Lust

Kommt mein Schatz gegangen, setzt sich auf meinen Schoß
streichelt mir die Wangen, gibt mir einen Kuß
führt mich auf ihr Zimmer, das vergeß ich nimmer
Ihr Bett war fein gemacht, das war eine Pracht

Auf der Hasenheide, wo ich so oft vergnügt
wohin die Liebesfreude mich so oft verfügt
Stunden sind dort verflossen, die hab ich genossen
Stunden sind dahin, prächtiges Berlin

Auf der Friedrichstraße, wo das Postamt steht
stand ich in der Masse, wart auf mein Paket
Drinnen war´n so viele für die Herrn Offiziere
aber keins für mich: Kohldampf fürchterlich

Auf der Hasenheide, wo der Schießstand liegt
und so manche Kugel hin nach Döberitz fliegt
Hauptmann, der tat fluchen: „Kugeln sollst du suchen
und noch obendrein in den Zielverein!“

Auf der Hasenheide, prächtiges Berlin
da schaut ein Gebäude stolz und kühn dahin
Und tut man mich fragen nach des Hauses Namen
rufe ich dir zu: „Vater Philipps Ruh!“

An der Königsmauer, wenn der Mond aufgeht
stand ich auf der Lauer, bis die Tür aufgeht
Drinnen in der Stube sitzt ein kleiner Bube
spielt uns etwas vor von dem Gardekorps

Moabit und Pankow, auch Charlottenburg
nochmals möcht ich reisen eure Fluren durch
Schöneberg vor allen hat mir wohlgefallen
lebe wohl auch du, Lichtenberg dazu

Lebe wohl, mein Mädchen, weil ich scheiden muß
In ein andres Städtchen ich nun wandern muß
Lebet wohl, ihr Feinde, auch ihr guten Freunde
bleibt, ihr Linden, grün, lebe wohl, Berlin

Text und Musik: Verfasser unbekannt – von Anfang des 19. Jahrhunderts. Anfangs von wandernden Handwerksburschen, später von Soldaten gesungen
( Angaben nach: Mutter der Mann mit dem Koks ist da , 1977) –

Ltn. Weihrauch , Festungs-Funkenstation Kowno , Feldpostenstation 209 , gibt in der Soldatenlieder-Sammlung DVA A 107 084 an: Im Soldatenliederbuch v. Scherer-Salzmann S.199 steht das Lied: „Von dir muss ich scheiden, prächtiges Berlin“ wie es die Soldaten beim Ausmarsch 1914 gesungen haben sollen. Gleich in den ersten Tagen, wo auch ich ausrückte, habe ich es noch nicht singen hören. Draußen hörte ich es so:

„An der Friedhofmauer, wo der Mond aufgeht
stand ich auf der Lauer, bis die Tür aufgeht…
Drinnen in der Stube, saß ein kleiner Bube
spielt mir etwas vor, vom Berliner Chor. …“

Eine andere Fassung findet sich in der Soldatenlieder-Sammlung des DVA unter der Nummer DVA A 109 035 , eingesandt von Eggebrecht , Hauptmann d. L., Bromberg , Moltkestrasse 6 . Gesungen beim Landwehr-Regiment-34 und Infanterie-Regiment-405 .

Morgen muss ich scheiden herrliches Berlin,
Kann nicht länger bleiben, Muss von dannen zieh´n
Schöneberg vor allen, ei, Du kannst mir gefallen.
Morgen muss ich fort! O du schöner Ort

An der Kirchhofsmauer, wo die Sonn aufgeht
Stand ich auf der Lauer, bis die Tür aufgeht
Drinnen in der Stube, da sitzt ein kleiner Bube
Singt mir etwas vor, vom Berliner Chor

In der Wilhelmstrasse steht ein grosses Haus.
Drinnen sind so viele möchten gern heraus
Tut man diese fragen wohl nach des Hauses Namen
Rufen sie heraus: Vater Phillips Haus

In der Wilhelmstrasse wo das Posthaus steht
Stand ich auf der Lauer, Wart auf ein Paket
Drinnen sind so viele Für die Musketiere
Aber keins für mich , Kohldampf fürchterlich

Auf der Jagdschützheide, wo der Schiessstand steht
Wo so manche Kugel, hin nach Rinkau geht
Der Hauptmann, der tut fluchen , Der Kerl muss Kugeln suchen
Kommt noch obendrein in den Zielverein

Kommt ein Weib gegangen, setzt sich auf mein´n Schoss
Streichelt mir die Wangen gibt mir einen Kuss
Führt mich auf ihr Zimmer, ei das vergess ich nimmer
Was wir da gemacht, ´s war Berlin bei Nacht