Nun so reis ich weg von hier (1829)

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Nun so reis ich weg von hier (1829)

Nun so reis ich weg von hier
und muß Abschied nehmen
O du allerschönste Zier,
Scheiden das bringt Grämen!
Scheiden macht mich so betrübt
weil ich dich, die mich geliebt
über alle Maßen
soll und muß verlassen

Wenn zwei gute Freunde sich
von einander trennen
Wie das ist so jämmerlich
mußt du selbst bekennen
Noch viel größer ist der Schmerz
wenn ein treu verliebtes Herz
Muß von seines Gleichen
eine Zeitlang weichen.

Schatz, leb wohl und denk an mich
denn ich muß nun scheiden
Du wirst mir auch ewiglich
im Gedächtnis bleiben
Hörst du oftmals Vögelein
wisse daß es Boten sein.
Die mit ihrem Singen
einen Gruß dir bringen.

Küsset dir ein Lüftelein
Wangen oder Hände,
Wisse, daß es Seufzer sein
die ich zu dir sende;
Tausend schick ich täglich aus
die da wehen um dein Haus
diese da zu finden
die mich konnte binden.

Dieses Hab‘ ich noch zuletzt
meiner Tausend Freude
Jetzt zur Nachricht aufgesetzt
und nun heißts: Ich scheide!
Lebe du in Fried und Ruh
bis du tust die Augen zu
Reich mir deine Hände
denn es geht zum Ende.

Text und Musik: Verfasser unbekannt
Melodie des 18. Jahrhunderts, noch 1829 mit diesem Text aufgezeichnet
in: Erk, Deutscher Liederhort (1856, Nr. 111 „Vielfach mündlich aus dem Brandenburgischen, Schlesien, Sachsen, vom Niederrhein …“) und Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 791a)

Liederthema:
Liederzeit: vor 1829 : Geschichte dieses Liedes: ,

Zur Geschichte dieses Liedes: ,

Parodien, Versionen und Variationen:

„Alle Vögel sind schon da“ ist ein Lied mit einem Text von Hoffmann von Fallersleben, den er auf das damals bekannte Volkslied „Morgen muß ich fort von hier“ bzw. „Nun so reis ich weg von hier“ schrieb. Während das Originallied vom Abschied und dem Aufbruch in die Ferne handelt, erzählt Hoffmanns Lied von der Wiederkehr der Zugvögel im Frühling.

Die Melodie ist eine alte Volksweise des 16. Jahrhunderts. Sie wird auch zu dem Spiellied „Morgen wollen wir Hafer mähen“ verwendet.  1835 schrieb dann Hoffmann von Fallersleben den neuen Text von der Wiederkehr der Zugvögel. Eine besondere Grausamkeit der Nationalsozialisten war, dass sie dieses Lied vielfach von KZ-Häftlingen spielen liessen, wenn entflohene Häftlinge wieder eingefangen worden und zurück ins Lager gebracht worden sind.

Auf „Morgen muss ich fort von hier“ komponierte Silcher 1830 eine neue, mehr dramatisch aufgeladene Melodie, die gemeinsam mit Hoffmanns Kinderliedertext die alte Melodie zu dem Abschiedslied verdrängte.

Anmerkungen zu "Nun so reis ich weg von hier (1829)"

Die Melodie wurde am Ende des 18. Jahrhunderts verarbeitet zu dem Scherzliede vom Schulmeister und den Kindern: A b c d e g — J. Sam. Petri, Anleitung zur praktischen Musik. Leipzig. 1782. S. 455 bringt dieselbe Melodie: G-Dur: 2/4 g h | d d | e e | d – | c c | h h | a a | g –

In der Flötenschulc von F. Devienne kommt das Thema genau so vor, dabei aber der französische Textanfang: „Ah! Vous dirai-je Maman“ Mozart schrieb über dieses Thema auch Variationen. Auch in englischen und deutschen Tänzen gebrauchte, also internationale Melodie.

Die Weise „Morgen muß ich fort von hier“ diente 1799 einem Friedensliede: (- Fliegendes Blatt 8°. 4 Bl, „Neue Freyheitslicder 1799“. (Davon das 2.)

Vom Frieden.

Uf die Wys : Ach mein allerliebstes Kind, jetzo muß ich scheiden.

I. Frieden ist es lieblis Wort.
De Engel thuend echs fingen ic. (10 Str.=

Vermuttich in Straßburg gedruckt.