Julius Otto: Das treue deutsche Herz

Ehrenkranz für einen Liedertafel-Vater

Diese „Kinderfeste“ haben schon weit über anderthalbtausend Aufführungen erlebt und unsern Julius Otto zum Liebling auch der deutschen Jugend erhoben. Außerdem sind seine „zwölf leichte vierhändige Rondos für Clavier“ noch den besten instructiven Clavierstücken für Kinder beizuzählen. Mit der Composition „Frühlingslandschaft“ (bekannt unter dem Titel „Der lange Magister“) gewann Otto 1852 beim Düsseldorfer Musikfest den Preis. Ueber das Schicksal zweier Opern: „Das Schloß am Rhein“ und „Der Schlosser von Augsburg“ können wir nichts berichten, da Otto in seinen Aufzeichnungen, auf welchen unsere Mittheilungen hauptsächlich beruhen, derselben nicht besonders erwähnt. Seine letzten Compositionen vom December 1876 sind: „Das weiße Kreuz im rothen Feld“ für die Schweizer Turner und „Röslein“ für den Regensburger Liederkranz; nach Ordnen seines musikalischen Nachlasses wird sich gewiß noch manches hübsche Lied für Männergesangvereine finden.

Otto schuf mit staunenswerther Schnelligkeit und hatte nicht die Eitelkeit, jede seiner Schöpfungen durch den Druck zu veröffentlichen. Große Thätigkeit entwickelte er bei Gründung des deutschen Sängerbundes in Coburg im Jahre 1862; bis zum Jahre 1874 blieb er Mitglied des Ausschusses dieses 30,000 Sänger umfassenden Bundes. An der Herausgabe der ersten drei Hefte des Liederbuches für den deutschen Sängerbund hat Otto den hervorragendsten Antheil genommen. Einen schönen Triumph erlebte er noch 1874 beim zweiten Bundessängerfeste in München, wo seine Composition „Dornröschen Straßburg“ (gedichtet von Gärtner) mit ungetheiltem Beifall aufgenommen wurde.

In seinem Familienleben blieben ihm schwere Schicksale nicht erspart; vier geliebte Gattinnen, mit deren jeder er, wie er selbst schreibt, sehr glücklich gelebt, sowie zehn Kinder gingen ihm im Tode voran, darunter der in der Sängerwelt beliebte Dichter Julius Otto, im Alter von vierundzwanzig Jahren (geb. am elften Juli 1825, gest. am fünften November 1849), und der ebenfalls sehr begabte achtzehnjährige Sohn Arwed. Seine fünfte Gattin und sein trefflicher Stiefsohn Dr. med. Karl Thieme, jetzt auf Reisen in Rom und Neapel, sind seine einzigen Hinterlassenen.

Die allgemeine Anerkennung, Dankbarkeit und Liebe der gesammten Sängerwelt in Deutschland, Rußland, in der Schweiz, in Amerika und Australien hatte dafür gesorgt, daß er in seinem Studirzimmer, umgeben von mehr als sechszig Ehrendiplomen, die wie Trophäen von den Wänden blickten, wie ein König in seinem Reiche thronen konnte, ohne Scepter zwar, aber mit der Feder in der Hand, bis zum letzten Athemzuge begeistert für alles Schöne und jeden Fortschritt im Gebiete der Tonkunst mit regem Interesse verfolgend. Lichtpunkte seines Alters waren der 8. November 1874 und der 30. December 1875.

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