Wach auf, meins Herzen ein Schöne
zart Allerliebste mein!
Ich hör ein süß Getöne
von kleinen Waldvöglein
die hör ich so lieblich singen
ich mein ich säh des Tages Schein
vom Orient her dringen
Ich hör die Hahnen krähen
Ich spür den Tag dabei
Die kühlen Windlein wehen
Die Sterne leuchten frei
Singt uns Frau Nachtigalle
Singt uns ein süße Melodei
Sie meldt den Tag mit Schalle.
Der Himmel tut sich färben
Aus weißer Färb in blau.
Die Wolken tun sich färben
Aus schwarzer Farb in grau
Die Morgenröt tut herschleichen:
Wach auf, mein Lieb, und mach mich frei!
Die Nacht will mir entweichen.
Ich sollt dir ein Boten senden
Der mir ein Botschaft würb
Ich forcht, er tu sich wenden
Dass unser Lieb verdürb
Schick dich zu mir alleine
Feins Lieb, bis unverzagt
In Treuen ich dich meine
So darf ich Niemands vertrauen
Herzlieb, in diesem Fall
Die Klaffer machen uns ein Grauen
Der ist so große Zahl
Wenn unser Lieb sich soll meiden
Der Klaffer findt man überall
Noch will ich mich nit scheiden
Du hast mein Herz umfangen
Mit aller inbrünstigen Gier;
Ich bin so oft gegangen
Feins Lieb, nach deiner Zier.
Ob ich dich möcht ersehen
So wird erfreut das Herz in mir
Die Wahrheit thun ich jehen.
Mein Herz das leidet Schmerzen
Darzu klägliche Pein
Wo zwei Herzenlieb tun scherzen,
Die einander nit künnen sein
Keins thuts dem andern versagen;
So wird erfreut das Herz in mir.
Die Wahrheit muß ich sagen.
Selig sei der Tag und Stunde
Darin du bist geboren!
Gott Grüß mir dein roten Munde
Den ich mir Hab auserkoren!
Kann mir kein Liebre nit werden.
Feins Lieb, schau daß mein Lieb nit sei verlorn!
Du bist mein Trost auf Erden.
Feins Lieb, merk auf mein Singen
Es geschicht in keinem Scherz
Der Klaffer will mich verbringen
Mit feinem falschen Herz
Das bringt mir groß Leiden
Gott geb dir tausend guter Nacht?
Von hinnen will ich mich scheiden.
Text und Musik: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 804)
Musik: Die Melodie bei Triller 1550 (1559). Böhme im Liederhort: „Die Melodie gebe ich unverändert, aber rhythmisch. Erk hat sie, wie das Mensurzeichen es fordert, in 4/4-Takt abgeteilt.“ Um 1800 komponierte Johann Friedrich Reichardt eine weitere Melodie, die u. a. im Zupfgeigenhansl gedruckt wurde, der Text dabei gekürzt und sprachlich leicht angepasst. Wach auf meins Herzens Schöne