Tagelieder

Wolfram von Eschenbach hat den Wächter zuerst in das Tagelied eingeführt. Wieder eine Variation ist es, wenn statt des Wächters ein Freund des Ritters die Wache versieht; nie aber hat man in den zahlreich vorhandenen Tageliedern, welche zum Teil den besten Minnesängern, Walther v.d.V. und Wolfram angehören, erlebte Liebesereignisse zu erkennen, sondern stets bloss Lieder der Liebe, welche dem Geschmacke der Zeit zufolge mit Vorliebe diese Form annahmen; daher ist es auch nicht allzuhoch zu verwundern, wenn berichtet wird, ein Abt von St. Gallen habe Tagelieder gesungen.

Mit dem Aussterben der höfischen Lyrik erscheint das Tagelied in der Form des Volksliedes, wie denn z.B. das bekannte Lied: »Es stehen drei Sterne am Himmel, die geben der Lieb ihren Schein« ursprünglich ein Tagelied ist. Im 16. Jahrhundert wurden Tagelieder auf fliegende Blätter gedruckt, welche auf dem Titel in grobem Holzschnitte den Wächter mit dem Horn auf der Zinne zeigen

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