Wolfram von Eschenbach hat den Wächter zuerst in das Tagelied eingeführt. Wieder eine Variation ist es, wenn statt des Wächters ein Freund des Ritters die Wache versieht; nie aber hat man in den zahlreich vorhandenen Tageliedern, welche zum Teil den besten Minnesängern, Walther v.d.V. und Wolfram angehören, erlebte Liebesereignisse zu erkennen, sondern stets bloss Lieder der Liebe, welche dem Geschmacke der Zeit zufolge mit Vorliebe diese Form annahmen; daher ist es auch nicht allzuhoch zu verwundern, wenn berichtet wird, ein Abt von St. Gallen habe Tagelieder gesungen.
Mit dem Aussterben der höfischen Lyrik erscheint das Tagelied in der Form des Volksliedes, wie denn z.B. das bekannte Lied: »Es stehen drei Sterne am Himmel, die geben der Lieb ihren Schein« ursprünglich ein Tagelied ist. Im 16. Jahrhundert wurden Tagelieder auf fliegende Blätter gedruckt, welche auf dem Titel in grobem Holzschnitte den Wächter mit dem Horn auf der Zinne zeigen
Des Abends wenn es dunkel wird
da treten die Bursch'n auf d'Gassen
sie treten zu der Herzallerliebsten ein
Schöner Schatz, steig nur auf und laß mich ein
denn ich will heut bei dir schlafen, ja schla-fen. Und bei ...
Wach auf, meins Herzens Schöne
zart Allerliebste mein!
Ich hör ein süß Getöne
von kleinen Waldvöglein
die hör ich so lieblich singen
ich mein ich säh des Tages Schein
vom Orient her dringen Ich hör die Hahnen krähen
Ich ...
Wach auf, meins Herzen ein Schöne
zart Allerliebste mein!
Ich hör ein süß Getöne
von kleinen Waldvöglein
die hör ich so lieblich singen
ich mein ich säh des Tages Schein
vom Orient her dringen Ich hör die Hahnen krähen
Ich ...
Ein Wächter gut in seiner Hut
ruft an den lieben Morgen
wo Lieb bei Lieb in Venus üb
beiliegen ohne Sorgen
Die sehen auf, verlaßt den Schlauf
daß ihr nicht kommt in Leiden
Die Nacht, die weicht, der ...
Als der Wächter auf dem Turme saß
rief er mit heller Stimme:
Steht auf, steht auf, ihr jungen Leut!
Wo eins oder zwei beisammen leit,
Der Tag fängt an zu leuchten, zu leuchten. Das Mädchen wohl ...
Es blaset ein Jäger wohl in sein Horn er blaset das Wilper wohl au es das Korn fiderallala fiderallala wohl au es das Korn Wohl aues das Korn in den grünen Wald ...
Es bricht die dunkle Nacht herein
Wenn alle Leute schlafen ein
Und alle Leute gehn zur Ruh
schließen ihre Augen zu Wer steht da drauß und klopfet an
Der mich so leis aufwecken kann?
Es ist der ...
Straßburger Parodie eines Wächterliedes. Deutsche Mel. 1429. Ein Lehrer ruft viel laut aus hohen Sinnen:
Wer sich zu Gott bekehren will
der soll das schier beginnen
dass er in Zeiten das bestell
eh ihm der Tod ...
Wach auf, mein Hort, vernimm mein Wort
merk auf was ich dir sage
Mein Herz das wüt nach deiner Güt
laß mich Frau nit ver-zagen!
Ich setz zu dir all mein Begicr
das glaub du mir
laß mich ...
Ich bin durch Fräuleins Willen
geritten so manchen Tag
So bitt ich euch, edles Fräulein
was habt ihr euch bedacht ?
Habt ihr mich Willen zu nehmen
so verheißt mirs bei der Zeit?
Ich soll und muß von ...
Es flog ein kleins Waldvögelein
der Lieben fürs Fensterlein
es klopfet also leise
mit seinem Goldschnäbelein
Stand auf, Herzlieb und laß mich ein!
ich bin solang geflogen
wohl durch den Willen dein Bist du so lang geflogen
Wohl durch den Willen ...
(Ständchensänger:) Dunkel ist schon jedes Fenster
alles still und stumm
Nur Verliebte und Gespenster
schleichen noch herum
Horch der zwölfte Schlag erschallet
dumpf in meinem Ohr
und das Heer der Geister wallet
aus dem Grab hervor (Nachtwächter:)
Je wat sliekt ...
Ich ging wohl nächten späte ins Gastwirts Gärtelein das Gärtlein war gezieret mit schönen Röselein mit schönen Röselein Ich pflückte mir eins abe Zum Fenster gab… ...
Des Abends wenn es dunkel wird da treten die Bursch’n auf d’Gassen sie treten zu der Herzallerliebsten ein Schöner Schatz, steig nur auf und laß mich ein… ...
Straßburger Parodie eines Wächterliedes. Deutsche Mel. 1429. Ein Lehrer ruft viel laut aus hohen Sinnen: Wer sich zu Gott bekehren will der soll das schier… ...