Es wollt ein Jungknab auf Botschaft gehn

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Es wollt ein Jungknab auf Botschaft gehn
zum schwarzbraun Mädel am Wege
Er ging bis vors Schlafkämmerlein
„Steh auf mein Schatz und lass mich herein
ich hab schon längst gestanden“

„So lang als du gestanden hast
hab ich auch nicht geschlafen
geh weg, geh weg, von meiner Lad
du bist fürwahr ein falscher Knab
mehr Ehr will ich behalten“

„Wenn du dein Ehr behalten willst
kannst mich doch reine lassen“
„Komm herein, komm herein
ins Schlafkämmerlein
so lang es euch gefällig sei
von am Abend bis am Morgen“

Wie der Knab ins Schlafkämmerlein tret
auf beiden Seiten ein Bettlein steht
er legt sich in das Bett schneeweiss
er glaubt, er liegt im Paradeis
ganz süss tut er einschlafen

Des Nachts wohl um die mittere Nacht
der Wächter fängt zu blasen an
„Steht auf, steht auf ihr jungen Leut
und wer bei seiner Herzliebsten leit
der helle Tag kommt geschleichen, muss weichen“

Der Jungknab aus dem Bett heraus sprang
er schaut die Stern am Himmel an
Es ist nicht Tag, es taget nicht
„Von meiner Herzliebsten abscheid ich nicht
der Wächter hat uns betrogen, ja gelogen“

Das Mädchen auf dem Bette saß
sein schwarzbraune Äuglein wurden nass
„Jetzt hast mir mein Herz erweicht
jetzt muss ich schon sterben gleich
dieweil ich mein Ehr nicht kann bekommen, ja kommen“

Text und Musik: anonym
In Verklingende Weisen – Volkslieder aus Lothringen (Band II , 1928)

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Liederzeit: vor 1928 : Zeitraum:
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