Der Wächter auf dem Türmlein saß (vor 1843)

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Der Wächter auf dem Türmlein saß (vor 1843)

Der Wächter auf dem Türmlein saß
ins Hörnlein tät er blasen
Und wer bei seinem Schätzlein leit
der steh nur auf es ist schon Zeit
der Tag bricht an mit Strahlen
ja Strahlen

Das Mägdlein aus dem Bette sprang
den Tag wollt sie anschauen
Bleib nur liegen bleib nur liegen mein herztausender Schatz
es ist fürwahr noch lang nicht Tag
der Wächter hat uns belogen
betrogen

Das Mägdlein zu dem Brunnen Brunnen ging
frisch Wasser wollt sie holen
da begegnet ihr derselbige Knab
der des Nachts bei ihr geschlafen hat
und bot ihr ein guten Morgen
verborgen

Guten Morgen guten Morgen mein herztausender Schatz
wie hast du heint geschlafen
ich hab geschlafen in deinem Arm
ich hab geschlafen daß Gott erbarm
meine Ehr hab ich verschlafen
verschlafen

Wenn du dein Ehr verschlafen hast
so laß dichs nicht gereuen
ich bin fürwahr derselbige Knab
der auch noch Geld und Güter hat
deine Ehr will ich dir bezahlen
ja zahlen

Meine Ehr meine Ehr die bezahlst du mir nicht
du bist ein loser Schelme
Wenn Feuer und Stroh beisammen leit
und wenn auch Schnee dazwischen schneit
so muß es doch endlich brennen
ja brennen

Letzte Strophe auch:

Meine Ehr meine Ehr die bezahlst du mir nicht
du bist ein loser Schelme
Wenn Feuer und Schwefel beisammen leit
und auch noch Pech dazwischen schneit
so wird´s doch endlich brennen ja brennen

Text und Musik: Verfasser unbekannt
in: Deutscher Liederhort (1856, Nr. 135 „Das Wiedersehen am Brunnen“) und Liederhort II (1893, Nr. 812a „Ein Nachklang der Wächterlieder“)

Erk, Liederhort Nr. 135: vielfach mündlich aus dem Hessen-Darmstädtischen. Ähnliche Texte aus Hessen bei Mittler 172: „Der Wächter auf dem Thürmlein saß.“ Jungbrunnen Nr. 121. Ferner im Kuhländchen bekannt (Meinert 120), in Schleswig-Holstein (Müllenhoff S. 608) in Schlesien (Hoffmann 87). Simrock 283. Text auch im Wunderhorn I, 347, wozu Goethe sagt; „Voll Anmut und Gefühl.“ – Vor 1843 vielfach mündlich aus Frankfurt a. M., Hessen-Darmstadt , Dreieichenhain , Offenthal , Ditzenbach . Alsfeld etc.

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Zweite Melodie zu "Der Wächter auf dem Türmlein saß (vor 1843)"

Zweite Melodie zu Der Wächter auf dem Türmlein saß (vor 1843)
Andere Lesart der Melodie: Aus dem Westerwald vor 1880 (Liederhort II)

Anmerkungen zu "Der Wächter auf dem Türmlein saß (vor 1843)"

Textvarianten:

  • 1,2: Er tät so helle blasen — sein Hörnchen tät er blasen —
  • 1,5: es fängt schon an zu tagen – es ist schon Tag im Walde, ja balde —
  • 2,1: Das Mägdlein in dem Hemd raussprang —
  • 2,3: Bleib nur liegen mein feiner Knab —
  • 2a: Und als die Sonn aufs Bettlein schien, da nahm er seine Kleider. Komm du nur heut an die große Lind, wo all die schönen Jungfern sind, da biet ich dir verborgen, guten Morgen —
  • 3,1: Früh Morgens als der Tag anbrach — Früh Morgens sie der Gaß hinaus ging —
  • 6,5: dennoch so wird es brennen — so muß es dennoch brennen

vgl L Erk Die deutschen Volkslieder mit ihren Singweisen (1843) Band I Heft 2, Nr. 20 und B III Heft Nr 52 – Erk verweist auf ein Tagelied aus dem 16. Jahrhundert. „Der Wächter der blies an den Tag auf hoher Zinnen da er lag“ Uhland I 174 — Ähnliche Lieder bei Uhland I 161-185 –

Tagelied = Morgenlied auf das Scheiden zweier Geliebten bei Anbruch des Tages. Siehe auch „Die Nacht mag so finster sein als sie will