Wo gehst du hin, du Stolze?
was hab ich dir getan,
daß du an mir vorübergehst,
und schaust mich gar nicht an?
Du schlägts ja deine Augen
vor meinen zu der Erd
als wenn ich deinesgleichen
niemals gewesen wär
Wärst du nicht hergekommen
hätt ich nach dir geschickt
hätt anders mich besonnen
vierl besser wärs für mich
Denn reich und schön, das bist du nicht
das weißt du selber wohl
und deinesgleichen wie du bist
bekommt man überall
Der Abschied ist geschrieben
das Körblein ist gemacht
wärst du mir treu geblieben
hätt ich nicht falsch gedacht
So nimm das Körblein in die Hand
und leg den Abschied drein
hinfüro sei fein gescheiter
laß falsche Liebe sein
Text und Musik: Verfasser unbekannt aus Oberhessen und Württemberg – bei Erk Melodie mündlich ( aus Alsfeld) mit Benutzung von fliegenden Blättern aus der Zeit um 1800-1824
Deutscher Liederhort (1856, Nr. 88 „Der Abschied im Korbe“) und Liederhort II (1893, Nr. 696)
Zweite Melodie zu "Wo gehst du hin du Stolze?"
Abweichungen im Text
Textvariante, z.B. in Verklingende Weisen aus Lothringen (1928)
Wo gehst du´s hin, du Stolze?
was hab ich dir getan,
daß du dich von mir willst scheiden
und schauest mich gar nimmer an?
Die Rosen die sein´s gewachsen
ein ganzer Garten voll
Mein Schatz, der liebt eine andere
ja ja das weiß ich wohl
Der Abschied ist geschrieben
der Schluß ist schon gemacht
wärst du mir treu geblieben
hätt ich nicht falsch gedacht
Ein Körblein will ich flechten
den Abschied legen drein
darinnen steht geschrieben
falsch lieben, das laß sein
Es flogen drei Schneeweiße Täublein
hoch über den Tannenwald
Im Sommer, da ist es so heiße
im Winter da ist es so kalt
Anmerkungen zu "Wo gehst du hin du Stolze?"
Mehrfach mündlich und nach fliegenden Blättern von 1800— 1824. In von Arnim’s Nachlaß vor 1806 findet sich unser Lied ziemlich getreu, aufgeschrieben zu Mosbach, aber unvollständig, zur 3. Strophe fehlt erste Hälfte. In Billinger’s Ausgabe des Wunderhorn II , 100 dieser Text ergänzt durch Erk’s Liederhort. Im Wunderhorn III, 1808, S. 103 ist er verarbeitet. — Scherer, Jungbrunnen 103 wie hier, nur in einzelnen Worten anders. — Bei Simrock Nr. 165 mit dem Anfange: So fahr nur hin, du Stolze. —
Ähnliche Liedcr: Hoffmann S. 106 — Erlach 2, 73 (aus der Wünschelruthe). Mittler 661. Ditfurth II. 81 und 82. Kretzschmer II, 232. Erk III. 1, 38: Willst du mich denn nicht mehr lieben? — A. Peter I, 256. — Ein fliegendes Blatt vor 1800 beginnt: Ich frage dich, du Stolze. — Im Kreis Wetzlar 1880 sang man: Wo willst du hin, du Stolzer. Im Brandenburgischen: Wo kommst du her, du Stolze, was Hab ich dir Leids getan.
Böhme: Ich habe das Lied in Dialogform so gesetzt, dass er die erste und sie die 2. und 3. Strophe singt. So auch im Texte bei Erlach 3, 73: wo er um Aufklärung ihres Schweigens bittet und sie ihm antwortet: Der Abschied ist geschrieben, Erk und Scherer lassen den ganzen Text von ihm allein singen. Das ist falsch, denn das Kommen zum Schatz (Str. 2) war doch nicht Sache des Mädchens, also sie gibt den Korb. Am richtigsten wird das ganze Lied vom Mädchen allein gesungen, wie in folgender Lesart aus dem Taunus 1877 geschieht
Geh du nur hin, du Stolzer,
was Hab ich dir Leids getan,
Daß du an mir vorübergehst
und schaust mich gar nicht an? …
"Wo gehst du hin du Stolze?" in diesen Liederbüchern
Des Knaben Wunderhorn (1808) — Deutscher Liederhort (1856) — Zupfgeigenhansl (1908) — in Württembergische Volkslieder (1929, Text etwas anders ,s.u.) — auch in Verklingende Weisen – Volkslieder aus Lothringen (Band II , 1928, Text leicht anders) —
Vergleiche auch:
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