Hopsa hopsa rüber (Schlesischer Bauernhimmel)

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Hopsa hopsa rüber (Schlesischer Bauernhimmel)

Hopsa Hopsa rüber und drüber
gib mir´n Kuss – ich geb ihn dir wieder
Hopsassa

Wenn wir werd´n in´n Himmel kommen,
Hat die Plag ein End genommen. Hopsasa!
Hopsa Hopsa rüber und rüber…

Da ist kein Amtmann und kein Schinder
Kein Soldate und kein Sünder
Hopsa Hopsa rüber und drüber …

Da ist kein Prügel, Stock noch Klause
Jeder wohnt im goldnen Hause

Vor’m Landrat könn’n wir alles machen
Und ihm ins Gesichte lachen

Von der Robot wird nicht gesprochen
Da käm einer angestochen!

Wir ziehen auch nicht mehr zu Hofe (Gutshof)
Jeder lebt dort wie ein Grofe (Graf).

Dort gibt’s nicht Steuern noch Abgaben
Wir brauchen nur die Heilgen loben

Für die reichen Pfaffenhände
Hat der Dezem (Zehnte) auch ein Ende.

Und die bösen Kapläne
Fressen die verreckten Hähne.

Die Müller kriegen nichts zu klappern
Müssen selber Wasser schlappern.

Soldaten dürfen auch nicht kommen
Der Säbel ist ihn’n weggenommen.

Um die grämlichen Gendarmen
Dürf wir uns auch gar nicht harmen.

’s hat uns niemand zu befahla (befehlen),
Vor jedem könn’n wir ’n Hut uf hala (aufbehalten}.

Kein Studente darf uns foppen
Kriegen selber Prügelsuppen.

’s gibt auch keine hohe Schule
Jeder sitzt aufm grossen Stuhle.

Dort sind alle grossen Herren,
Die sich nach Gefallen sperren (groß tun)

In dem Himmel ist ein Leben,
Nischt zu fressen als Kuchen und Bäben (Napfkuchen).

Da essen wir lauter gelbe Suppe
Aus dem grossen Ofentuppe (-topf)

Lauter Braten wern wir essen
Und das Geld mit Vierteln messen

Leberwürste, Zwiebelfische
Hat man täglich auf dem Tische

Honigschnitten, dass sie klecken (tropfen)
Dass man möcht‘ die Finger lecken.

Fressen wern wir, bis wir rülpsen,
Nichts von Erbsen, nichts von Pilzen

Fressen wern wir wie die Fürste
Sauerkraut und Leberwürste

Wenn’s nun wird zum Saufen kummen
Da da wern die Bäuche brummen!

Wein wern wir wie Wasser schöpfen
Saufen aus den gold’nen Töpfen.

’s Doppelbier wird niemals sauer
Denn dort sein die besten Brauer.

Knastertabak könn’n wir rauchen,
Trotz wie hier die Grossen schmauchen

Wie wern unsre Weiber plappern,
Weil’s stets Kaffee gibt zu schlappern

Hab’n wir uns nun satt gesoffen,
Gehn wir in die Wolken schloffen (schlafen)

Keine Flöh und keine Wanzen
Wern uns auf dem Rumpfe tanzen

Sonntags trägt man gelbe Hosen
Und im Kretscham (Gasthof) wird geblosen (geblasen)

Und der Pfeifer wird eins machen,
Dass man sich wird schacklich lachen

Wenn der Dudelsack wird brummen
und die grosse Borber (Baßgeige) summen

Alle wem wir schrei’n und singen
Und mit gleichen Füssen springen (tanzen).

Kirmes ist dort alle Tage,
Keiner hat dort was zu sagen.

Alles lebt dort ohne Sorgen
Feierabend ist früh morgen.

Da werd’n wir um die Wette schnarchen
Keiner wird auf den Seiger (Wanduhr) horchen.

Kurz, ich freu mich auf den Himmel
Wie auf’s Futter Nachbars Schimmel

Ist das nicht ein hübsches Leben?
Wenns doch Gott bald wollte geben

Drum lasst uns die Gebote hala (halten)
Dass wir’s Türchen nicht verfahla (verfehlen)

Text und Musik: Verfasser unbekannt
Übertragung aus der schlesischen Mundart durch Wolfgang Steinitz (um 1960). Dazu die Anmerkungen: „Hoffmann von Fallersleben hat diese Fassung aus den ihm vorliegenden Aufzeichnungen zusammengestellt und dabei die anklägerischen Strophen, die in fast allen älteren Fassungen unmittelbar auf Strophe eins folgen, nach Str. 23 gerückt. Ich habe es für richtig gehalten, in dieser durch die Übertragung in die Schriftsprache repräsentativen Fassung die echte Anordnung wiederherzustellen“. ( Steinitz I S. 71f)

in: Schlesische Volkslieder Nr. 296 S. 313ff. – Melodie auch in Deutscher Liederhort III (1894, Nr, 1763 „Schlesischer Bauernhimmel“)

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1842 : Zeitraum:
Schlagwort:
Orte: , ,

"Hopsa hopsa rüber (Schlesischer Bauernhimmel)" in diesen Liederbüchern

Anmerkungen von Hoffmann von Fallersleben:

Dies Lied ist bei uns sehr verbreitet und scheint auch nur bei uns einheimisch zu sein Das Volk singt bald mehr bald weniger Strophen manche auf die neueren Verhältnisse bezügliche sind aufgenommen, dagegen mußten einige schmutzige wegbleiben. In Troppauer Mundart bei Ens, Das Oppaland 3, 73. 74. und in kuhländischer bei Meinert 99 –  102. (Alte teutsche Volkslieder in der Mundart des Kuhländchens) In beiden Texten gleich zu Anfange noch folgende Strophen

Dä is ke Akeis und ke Steuer
Älles wohlfel nischte theuer

Dä häts ken Ämtmän und ke Draba
Dä dörfber ke Schmirasche gaba

Dä is ke Stecha und ke Reßa
Öch ke Zwicka und ke Beßa

Dä gibt’s ken Elend und ke Schmerza
s zuckt öch nischte uf dam Herza

Bei Meinert nach unsrer 4 Str noch

Älles häts och dä vorhanda
Wenn’s glèch auäm aus fremde Landa

Zucker Kälmes für da Mäga
Rusewässer für de Oga

Appel Bira Kerscha Pflauma
Wächsa durt ufälle Zauna

Nüsse kriegt ma ganza Schöffla
Putter aßt man mit de Löffla

Jäckel wärn bernoia kriega
Und uf Pflaumafadern liga