Schatz ich sag dirs mit einem Wort
morgen früh marschiern wir fort
kommen wir an der Grenze an
halten uns die Bauern an
ach was haben wir getan

Und ihr Bauern all ganz insgemein
wir wollen euch gehorsam sein
tuts mir doch mein Bitt gewährn
tuts mir doch mein Bitt gewährn
dass ich jetzund muß nicht sterbn

Deine Bitt können wir nicht gewährn
mach dich bereit zum Sterbn
hast du aber deine Liebste hier
hast du aber deine Liebste hier
so nimm Urlaub jetzt von ihr

Und als nun seine Liebste kam
zu weinen fängt sie an
Schönster Schatz weine nicht so sehr
Schönster Schatz weine nicht so sehr
sonst betrübst mich noch viel mehr

Wenn ich einmal gestorben bin
und ein Engel im Himmel bin
mein Grab, das ist von Marmorstein
und das Kreuz von Elfenbein
jetzund schlafen wir ja ein

Wer hat denn das schöne Lied erdacht
Ach zwei Deserteurs habens gemacht
dort zu Regensburg bei der Stadt
wo man sie erschossen hat
jetzund alle gute Nacht

Text und Musik: Verfasser unbekannt
in: Künzig, Lobser Liederhandschrift 1816 (1975) Nr. 31
in Deutsche Soldatenlieder (1914)

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

„Nun adje jetzt reis ich fort“ ist das beliebteste und am weitesten verbreitete Deserteurlied gewesen, dessen Aufzeichnungen von (1806) bis 1933 reichen. Da die Fassung von 1806 schon recht zersungen ist, ist das Lied sicherlich älter. (Wolfgang Steinitz, S. 474) Das Lied weist eine gewisse Ähnlichkeit auf zu „Zu Straßburg auf der Schanz„. Die Form ist ähnlich, einzelne Strophen werden daraus übernommen und vermischen sich mit diesem Lied hier.

Nun adjes! Jetzt muß ich fort (Liederhort)

Steinitz: Auch bei diesem weitverbreiteten und beliebten Lied begegnen zahlreiche Umänderungen und Zusätze, die bisweilen bestimmten „Lokalredaktionen“ angehören. So erscheint statt des gewöhnlichen „Sie führten mich zu dem Richter hin: bin ( wie in B2, C3, E 2) in D2: „Sie führten mich ins Hauptmanns Haus, O wie wird es mit mit fallen aus“ (Prov. Sachsen 1857), und der gleiche Wortlaut kommt bei E 5690 aus der Gegend von Halle 1838 und bei Steglich 207 aus Sachsen vor; es handelt sich also um eine in Sachsen und Sachsen-Anhalt verbreitete Redaktion (vgl. auch F 1). – In D stammt Strophe 6 aus dem durch zahlreiche Liederbücher verbreiteten Deserteurlied „Zu Straßburg auf der Schanz“.

Die Anfangsstrophe variiert, wie A – F zeigen, zum Teil sehr stark. Die Verse „Reise über Berg und Tal, Stein und Felsen überall“ erscheinen in E, C (verderbt) und z. B.  auch in Westfalen bei Reifferscheid. Westfäl. Nr. 14.

Mit unserem Lied ist die sehr charakteristische Melodie G fest verbunden, die bei Ditfurth, Fränk. II Nr. 278; E.-B.; Wolfram; Bender; u. a., sowie, wenn auch stark umgesungen, hier in B erscheint. Wenn es aber bei Erk-Böhme heißt: „Die Melodie ist überall wesentlich gleich, so trifft das nicht zu. Die abweichende Melodie bei Reifferscheid. Wetfäl Nr. 17 erwähnt Böhme selber. F (Rhön) vertritt ebenfalls eine selbständige Melodie, die auch bei Steglich 207 aus Sachsen belegt ist. Gehört D zum Typ G?

"Schatz ich sag dirs mit einem Wort (Deserteur)" in diesen Liederbüchern

Hruschka-Toischer (Böhmen 1891), Nr. 229a, Melodie S. 483 — Jungbauer-Horntrich (Sudenten 1943) Nr. 199 — Soldatenlied vom Deserteur ErkBöhme Nr. 1397 — Steinitz Bd. I (1954) Nr. 172-173