Es war ein reicher Kaufmannssohn (Der Deserteur)

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Es war ein reicher Kaufmannssohn (Der Deserteur)

Es war ein reicher Kaufmannssohn
den König von Bayern den kennet er schon
Er bildet sich ein, er werde bald sein Offizier

Und als er zum Fürsten von Wallenstein kam
der nahm diesen Burschen mit Freuden gleich an
„Willkommen, mein Sohn, wie alt bist du schon?“ Achtzehn Jahr

Der Bursche wurde gleich einmontiert
und dann seinem Obersten vorgeführt
„Nun bist du Soldat, sei´s auch in der Tat, Kehrt Euch!“

Der Bursche der mußt brav exerzieren
er machte sich fertig zum Desertieren
zum Desertieren, zum Abmarschieren, bei der Nacht

Und als er kam von der Hauptwach aus
so macht er sich fort zum Obertor ’naus
Mit Stiefeln und Sporn, Karabiner, Pistoln – Chapirt

Und als er die Straße zwei Meilen erlang
begegnet ihm ein bayrischer Landgendarm
„Woher so spat als junger Soldat bei der Nacht?“

„Ach bester Herr, verzeihen Sie mir
ich liebe ein Mädchen nicht weit von hier
Dort ist mein Sinn – da möcht´ ich hin – bei der Nacht.“

„Ach bester Herr, verzeihen Sie mir
sie sind gewiß ein Deserteur!
Arretiert – zurückmarschiert – zum Regiment!“

Und als sie zum Regiment in´n Hof hineinkam
fing alles zu lachen und zu schreien gleich an
„Woher so spat als junger Soldat bei der Nacht?“

Der Oberst, der war ein zorniger Mann
„Was fang ich mit dem Burschen gleich an?
Die Festungsstraf ist viel zu klein, erschossen muß das Bürschlein sein – ohne Pardon“

Sie führten in ’naus in Eisen und Ketten
da kniet er nieder vor seiner Grabstätten
er öffnet die Brust – Schießt zu mit Lust – Halt ein!

Da kam ein schönes Mädchen, das weinte so sehr
“ Ich bitte, Herr Oberst, für den Deserteur
Er rettete mir meine Ehre stolz
draußen im Tannenholz
bei der Nacht“

„Ach Mädchen, weine nicht so sehr
es gibt ja noch Gnade für den Deserteur
ich gebe dir mein Ehrenwort drein
erschossen soll der Bursche nicht sein
setzt ab!“

Text und Musik: Verfasser unbekannt
Aus Würzburg: von Ditfurth, fränkische Volkslieder II, Nr. 279., daher in Deutscher Liederhort III (1893, Nr. 1398 „Pardon für den Deserteur“) – auch in Weltkriegs-Liedersammlung (1926, ohne 5.)

Anmerkungen zu "Es war ein reicher Kaufmannssohn (Der Deserteur)"

Dem Liede soll ein wirklicher Vorfall zu München 1813 beim freiwilligen Husarenregiment zu Grunde liegen. General des Regiments war Fürst Wallenstein, der Oberst Graf Pappenheim. — Doch ist das Lied jedenfalls älter. Es ist ein Gegenstück zum Lied vom Ringe des gefangenen Soldaten, wo es kein Pardon gab (s. I, S. 229) . Ein alter Rechtsbrauch wird hier berührt : den zum Tode Verurteilten auf Fürbitte einer Jungfrau los zu geben, wenn sie ihn heiraten will. — Das Lied wurde auch am Rhein gesungen : Simrock Nr. 60 gibt es aus Mengenberg bei Bonn und aus dem Liederbuch eines Kölner Soldaten. Anfang dort mit Strophe 4 so: „Es ging ein Soldat zum Exerziern, er macht seinen Plan zum desertiern“. Dort ist der Ausreißer in Holland entflohn und wird von einem Bauern aufgefangen: wörtlich sonst ziemlich gleich mit dem fränkischen Texte. (Deutscher Liederhort III, Nr. 1398)

Zu den längeren Textzeilen in Nr. 10, 12, 13 wird der zweite Satz der Melodie wiederholt.

Textvarianten

1.2: dem König von Bayern wollt´ er dienen schon
2.1. Und als er zum Oberst von Wallerstein kam
2.3: Guten Morgen mein Sohn
6.1. Und eh der Bursch zwei Stunden weit kam
6.3: Wohin Kamerad
8.2  sie sind ein bayrischer Deserteur! Ein Deserteur, verarretiert, zum Regiment (in Fränkische Volkslieder)
Arretiert – zurückmarschiert – zum Regiment!“
9. sie
10. Der Hauptmann, der war ein strenger Mann, Was fang ich mit dem Burschen wohl an?, Gefängnisstrafe ist viel zu klein, erschossen muß das Bürschlein sein, mit Blei“
11. Man legt ihn gleich in Banden und Ketten, und führt ihn hinaus zur Grabesstätten, er öffnet die Brust, den Schützen zur Lust, „Legt an!“
12 Herr Hauptmann
13.5 Pardon