Innsbruck, ich muß dich lassen
Ich fahr dahin mein Straßen
Ins fremde Land dahin
Mein Freud´ ist mir genommen
Die ich nit weiß bekommen
Wo ich im Elend bin
Groß Leid muß ich jetzt tragen,
Daß ich allein tu klagen
Dem liebsten Buhlen mein.
Ach Lieb, nun laß mich Armen
Im Herzen dein erbarmen,
Daß ich muß dannen sein
Mein Trost ob allen Weiben!
Dein tu ich ewig bleiben;
Stet, treu der Ehren fromm.
Nun muß dich Gott bewahren,
In aller Tugend sparen,
Bis daß ich wiederkomm
Mit folgender Zusatzstrophe auf einem fliegenden Blatt, Nürnberg, Fr. Gutknecht (zwischen 1554 — 1580) und wieder auf einem vergl. Augsb. durch Mich. Manger um 1570, ebenso im Ambraser Liederbuch, 1582 Nr. 128.
„Ach Fräulein, du solt nit weinen.
Du bist doch nit alleine;
Nimm dir ein ringen Mut!
Ich will dich nit aufgeben
Dieweil ich Hab das Leben
Hätt ich des Kaisers Gut“
Böhme schreibt im Liederhort (1897) über dieses Lied:
„Noch mehr Zuwachs nach Volksliederart bringt nachfolgender Text.
Als Harmonist der Melodie ist Heinrich Isaak genannt. Dieser war vor 1492 Kapellmeister an der Johanniskirche zu Florenz, Lehrer des Prinzen Lorenz von Medici und kaiserlicher Geschäftsträger an genanntem Hofe, später in Wien Kapellmeister des Kaisers Maximilian (gestorben 1519). Da Isaak in diesem Amte starb, so mag sein Todesjahr spätestens 1518 sein. Wahrscheinlich war Isaak selbst der wirkliche Komponist (nicht bloß der Harmonist) dieser schönen Abschiedsmelodie, mit welcher er ein unvergängliches Denkmal sich gesetzt hat. — Den Text für ein Handwerksburschenlied zu halten, ist grundlos: die höfische Sprache darin weist auf einen Hofe- oder Kunstdichter. — Es geht die Sage, Kaiser Maximilian, der so oft und gern in Innsbruck sich aufhielt, hätte selbst dies Abschiedslied gedichtet und sein Kapellmeister Isaak es komponiert. —
Das Lied mit seiner herrlichen Melodie stammt jedenfalls aus dem Ende des 15. Jahrhunderts und war schon 1505 so beliebt, dass auf seine Weise ein geistliches Lied gedichtet wurde. Dieses steht im Münchner cod. germ. 808 vom Jahr 1505 und sein Anfang lautet nach WK. II, 1020:
„Frolich so wil ich singen
Ich hoff mir sol gelingen.
So ichs will heben an:
Maria Wardt geboren
von Sandt Anna auserkoren
von Joachim der heilig Mann
Überschrift: Ein Liedlein von sanndt Anna und Joachim. In dem Ton: Innsbruck ich muß dich lassen. —
Nach der Reformation wurde die Singweise zu mehreren geistlichen Dichtungen benutzt. Zunächst gabs eine geistliche Umdichtung von dem ev. Pfarrer J. Heß ( gestorben 1547 in Breslau), die lange beliebt war und zu Begräbnissen und Hinrichtungen vom Volke gesungen wurde:
O Welt ich muß dich lassen
ich fahr dahin mein Straßen
Ins ewig Vaterland
Mein Geist muß ich aufgeben
Dazu mein Leib und Leben
Setzen in Gottes gnädig Hand
Mit diesem Texte ging die Melodie in die ev. Kirchengesangbücher über. Später (im 17. Jahrh.) sang Paul Gerhard nach dieser Weise sein Abendlied: Nun ruhen alle Wälder. Unter diesem Namen lebt die Melodie noch jetzt, freilich ihres alten Rhythmus entkleidet, im evangel. Kirchengesang und werden hunderte von Liedern nach ihr gesungen.
Selbst in den katholischen Kirchengesang (s. Bäumker I, Nr, 407) fand sie Eingang und zwar in neueren Gesangbüchern zu dem Sakramentsliede:
O allerhöchste Speise
Auf dieser Lebensreise
Wahrhaftes Himmelsbrot
Tu uns den Hunger stillen
Mit deiner Gnad erfüllen,
Uns retten von dem Tod.
Ein Stück deutschen Lebens, deutscher Gefühlsinnigkeit muß dieser sanften ionischen Weise innewohnen, dass sie 5 Jahrhunderte durchlebte und immer noch als Choral gern gesungen wird. S. Bach soll sich dahin ausgesprochen haben: er wolle für diese einzige Melodie, wenn er sie erfunden hätte, sein bestes Werk hingeben. (Allgem. Kirchenzeitung 1836 S. 51). Ebenso soll Mozart sich geäußert haben (s. Tucher, Schatz des ev. Kirchengesanges 1840, S. I). —
Zweite Melodie zu "Innsbruck ich muß dich lassen"
Abweichungen im Text
Erklärung:
1,1 In alten Hdschr. und Drucken gewöhnlich Jsbruck, Jßbruck, so auch bei Forster. Das ist bayrische Mundart. (Schmeller I, 70)
I, I laßen (mhd. lazen) entspricht mehr dem Reime; Straßen.
1,5 die ich nicht zu erlangen weiß
1, 6 Elend, mhd. das ellende, Leben in der Fremde (Grimm, Gram, 3. Aufl. 385). Sinn also: wo ich fern von der Heimat bin
2, 3 der Herzallerliebsten mein
2, 6 dannen, mhd, dannen, von da, nämlich von Innsbruck
3, 5 sparen, erhalten.
Anmerkungen zu "Innsbruck ich muß dich lassen"
Heinrich Isaac war Kapellmeister am Hofe von Maximilian I, Kaiser von 1493 – 1519 , “ Elend “ ist ein altes Wort für “ Ausland „
"Innsbruck ich muß dich lassen" in diesen Liederbüchern
Ach Lieb ich muß dich lassen Ach Lieb, ich muß dich lassen! ich fahr dahin mein Straßen bringt meinem Herzen Pein Wie könnts mir übler gfallen denn so die Liebst ob Allen…
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Innsbruck ich muß dich lassen (Heidelberg) Innsbruck, ich muß dich lassen, Ich fahr dahin mein Straßen Ist wider meinen Dank Der mir mein Buhln hat gnommen Den halt ich nit für…
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