Es wollt ein Mädl zum Tanze gehn
sie schmückt sich wunderschöne
was fand sie an dem Wege stehn
ein Hasel die war grüne
Guten Tag guten Tag Frau Haselin
von was bist du so grüne
Schön Dank schön Dank feins Mädelein
von was bist du so schöne
Von was daß ich so schöne bin
das kann ich dir wohl sagen
ich esse Semmel und trinke Wein
davon bin ich so schöne
Von was daß ich so grüne bin
das kann ich dir wohl sagen
frühmorgens fällt der Tau auf mich
davon bin ich so grüne
Und n Mädel die will Ehre habn
zu Hause muß sie bleiben
sie muß sich zeitig schlafn legn
mit ihrem zarten Leibe
Zum Tanze kann sie dennoch gehn
in Züchten und in Ehren
bei Sonnenschein dann wieder heim
das kann ihr Niemand wehren
Bei Mondenschein und finstrer Nacht
ist keine Ehr vorhanden
Es gibt der falschen Knaben viel
die setzen dich in Schande
Schön Dank schön Dank Frau Haselin
für deine gute Lehre
Ich wollt zu meinem Schatz hingehn
jetzt aber will ich umkehren
Kehrst du gleich um und wieder um
du hast bei Einem geschlafen
du hast dein Rosenkränzelein
auf seinem Haupt gelassen
Schweig still schweig still Frau Haselin
und tu dich bald umschauen
ich hab der stolzen Brüder zwei
die werden dich umhauen
Und haun sie mich im Winter ab
im Sommer grün ich wieder
ein Mädel die ihr Ehr verliert
die kriegt sie nicht mehr wieder
Ein Eiche wenn sie´s Laub verliert
so trauern alle Äste
ach Mädlein liebes Mädlein mein
halt du dein Kränzlein feste
Warum soll ichs denn feste haltn
es mag mir nicht mehr bleiben
viel lieber trag ich ein Häubelein
gestickt von weißer Seide
Text und Melodie: Verfasser unbekannt
„Es wollt ein Mädchen zum Tanze gehn“: Bis auf das 16. Jahrhundert zurückreichend, aus Schlesien bei Hoffmann von Fallersleben und Ernst Richter in „Schlesische Volkslieder“ (1842, aus Oderberg an der Oder, mündlich aus Gramzow in der Uckermarck) – alle bei Ludwig Erk: Deutscher Liederhort I (1856, Nr. 33)