Da droben auf jenem Berge (Die Mühle)

Da droben auf jenem Berge
da steht ein hohes Haus
da schauen wohl alle Frühmorgen
drei schöne Jungfrauen heraus

Die eine die heißet Susanne
die andere Anne Marei
die dritte die darf ich nicht nennen
weil sie es mein eigen soll sein

In meines Vaters Lustgarten
da stehen zwei Bäumelein
das eine das traget Muskaten
das andre Feinsnägelein

Muskaten und die sind süße
Feinsnäglein die riechen so wohl
die will ich meim Schätzchen verehren
daß ´s meiner gedenken soll

Da drunten in jenem Tale
da treibet das Wasser ein Rad
das mahlet nichts anders als Liebe
von Morgen bis Abend spat

Das Mühlrad ist zerbrochen
die Liebe hat noch kein End
und wenn zwei Herzliebchen sich scheiden
so reichens einander die Händ

Ach Scheiden du bitteres Scheiden
wer hat doch das Scheiden erdacht
das hat ja mein jung frisch Herze
aus Freud in Trauren gebracht

Text und Musik: Verfasser unbekannt. Es gibt schon eine Fassung von 1544. Vielfach mündlich überliefert aus dem Hessen-Darmstädtischen , Odenwald , Meiningischen , aus Westfalen , Franken etc…. (Deutscher Liederhort, Nr. 125, „Die Mühle“)

aus dem Ersten Weltkrieg ( DVA A 107098 )

6. Das Liedlein, das hat nun ein Ende,
Es hat wohl ein Müller erdacht,
Den hat des Ritters Töchterlein
Vom Lieben zum Scheiden gebracht.

Ltn d.R.Werner, Gren.R.12
Guben, Kaltenbornerstr.25

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

Lieder mit der Zeile „Auf dem Berge da steht ein hohes Haus“ sind zumindest  seit dem 16. Jahrhundert. Das Muster ist dabei immer ähnlich: „Da droben auf jenem Berge / da steht ein hohes Haus / da schauen wohl alle Frühmorgen / drei schöne Jungfrauen heraus / Die eine die heißet ….“ Schon 1544 wird dieses Motiv zitiert, Erk führt zahlreiche Varianten des Liedes an.

Da droben auf jenem Berge

Der Deutsche Liederhort II (1893) bringt unter der Nr. 419 als „Das Mühlrad“ oder „Müllers Abschied“ in mehreren Versionen ein Lied mit diesem Anfang „Da droben auf jenem Berge“, um 1800.

Anmerkungen zu "Da droben auf jenem Berge (Die Mühle)"

Ludwig Erk setzt in Deutscher Liederhort (1856) die Strophen 3. und 4. in Klammern, diese wären „Lieblingsstrophen“, die sich in vielen älteren und neuen Liedern fänden. “ z.B. in dem Liede: „Von deinetwegen bin ich hie.“ – (Nr. 46 in den „Bergkreyen.“ Um 1533. – Vgl. Uhland. I, 74.) Str. 6:

1.  In meines Buhlen Garten / da stehn zwei Bäumelein / das ein das trägt Muskaten / das ander Nägelein.
2. Muskaten die sind süße, die Nägelein die sind räß / die gib ich meinem Buhlen / daß er mein nicht vergeß.

Die Strophen 4 u 5 vom zerbrochenen Mühlenrad finden wir hingegen z.B. in dem heut noch populären Lied „In einem kühlen Grunde“ (1814)

Erk schreibt weiter zu den überlieferten Textvarianten:

1,2: Da steht ein goldenes (einsam) Haus —
1,3: Da gucken all Morgen und Abend (von Morgen bis Abend) —
2,2: Die andre Susannelein (Elselein) —
2,3: die dritte die tu (will) ich nicht nennen, die soll mein eigen sein —
5,4: Von Morgen bis in die Nacht — von Abend bis wieder an Tag
6,1: Das Rad das ist zerbrochen — Das Kammrad das ist zerbrochen —
6,2: die Liebe hat nun ein (hat doch kein) End — nun hat es die Liebe ein End —
6,3: und wenn zwei Verliebte tun scheiden so gebens … —
7,1: Ach Scheiden ach Scheiden ach Scheiden wer hat denn das Scheiden erdacht, das hat solch unsägliches Leiden manch jungem Herzen gebracht —
7,3: es hat ja mein jung frisch Leben zum Untergange gebracht —
7a: Und sollt ich einstmals sterben wo begräbt man mich denn hin ? In meines Liebchens Lustgarten wo rote Röselein sind —
7b: Und sind es keine Rosen so ists Muskatenkraut du hast mir die Eh (Treu) versprochen ,gelt Schein es hat dich gereut ? ( Odenwald ) —
7c: Es ist kein Apfel so schön und rund, es steckt ein Würmlein darin; es ist kein Mädchen von achtzehn Jahrn, es hat einen falschen Sinn (Vgl Simrock : Volkslieder S. 312) —
7d: Wer kann denn nun Vertrauen? scheidt er ihnen aus dem Aug, ein falscher Sinn , ein hoher Mut, ist aller Jungfern ihr Brauch —
7e: In meines Vaters Lustgarten ( siehe Anmerkungen zu 3.u.4. oben,

Vgl auch J. F. Reichardt : Musikalisches Kunst Magazin I.Band, Berlin 1782 S. 99 u. 214) — Hierher gehören die Lieder Mit Lust tät ich ausreiten und Dort oben auf dem Berge ( Uhland I , 60 u. 61, das letztere vo 1544)