Liederlexikon: Apfel

| 1908

Wilde bezw. verwilderte Apfelbäume sind schon zu Tacitus´ Zeiten, wie wir bemerkten, in Germanien einheimisch gewesen. Apfelschnitze finden sich schon in den Pfahlbaufunden Oberösterreichs (Höfler). Wie um die alten ehrwürdigen Waldfruchtbäume werden sich auch um den Apfelbaum heidnische Gebräuche frühzeitig gewoben haben.*) Auch die hohe Bedeutung des Apfels in der germanischen Mythologie scheint das zu bestätigen. Uralt ist z. B. die Sitte, den Apfelbaum als Lebens- und Geburtsbaum zu erwählen und ihn in der Geburtsstunde des Kindes zu pflanzen: das Neugeborene gedeiht oder verkümmert ganz wie der Baum.

Der Brauch beruht auf jener ursprünglichen Identifizierung der Menschenseele mit der Baumseele, des Menschenschicksals mit dein Baumschicksal. Eine erotische Färbung nimmt der Brauch in späterer Zeit an, wenn man wie im Aargau für Knaben Apfelbäume, für Mädchen Birnbäume setzt. Das Neugeborene wird gewissermaßen mit der Seele des andersgeschlechtlichen Baumes verbunden. Der Apfel gilt nämlich als weiblicher Baum, der Birnbaum als männlicher (vergleiche Ausdrücke wie Apfelblüte und Birnenstilchen). Wenn man die Nachgeburt unter einen Apfelbaum vergräbt, so ist das nächste Kind der Wöchnerin ein Mädchen, wenn unter einen Birnbaum, ein Bube (Schwaben). Der fruchttragende Apfelbaum steht in Wechselbeziehung zu dem fruchttragenden Weibe. So herrscht in Böhmen der Glaube, von einem zum ersten Mal tragenden Apfelbaum soll eine Frau, die schon viele Kinder geboren hat, den ersten Apfel pfliicken und essen, dann wird er sehr fruchtbar, oder man gibt die erste Frucht einer schwangeren Frau zu essen (Oberpfalz, Osterreich). —-

Wie die Ehefrauen wurden ferner auch die obsttragenden Bäume, zunächst der Apfelbaum, mit der Lebensrute der Fruchtbarkeit geschlagen oder gefitzelt. Die Frucht des Apfels gilt wie die Nuß als Symbol der weiblichen Fruchtbarkeit. Hierfür eignete sich der Apfel wegen des Reichtums seiner Kerne, der ihn mit dem Reichtum der Kinder des fruchtbaren mütterlichen Schoßes in Vergleich stellt.

Auf Rügen herrscht der Glaube, daß eine schwangere Frau Zwillinge bekommt, wenn sie zwei. zusammengewachsene Äpfel. ißt. Äpfel und Nüsse (Haselnüsse) werden schon in heidnischen Zeiten bei Frühlingsfesten wie Hochzeiten als Symbole der Fruchtbarkeit der Erde wie des Weibes verwendet worden sein. Noch jetzt werden sie als Geschenke zu Weihnachten (Wintersonnenwende) gespendet, auch der Kinderfreund Nikolaus (Donar) verschenkt sie. In diesem Sinne schmückte man auch den Maienbaum, den Dämon der Fruchtbarkeit, mit Äpfeln.

Auch bei den Slaven ist der Apfel das Symbol ehelicher Fruchtbarkeit. In der Herzegowina wirft die Braut Äpfel unter die Kinder (Krauss 43o); in Kroatien wirft sie einen Apfel über das Haus des Bräutigams. In Slavonien trägt die Braut auf ihrem Hochzeitsgange einen Apfel im Busen, um fruchtbar zu sein (Krauss 396). Ebenso steckt sich in Dalmatien die Braut am Hochzeitsmorgen einige Äpfel in den Busen (Krauss 419).

Eine eigentümliche Sitte, offenbar mit erotischem Hintergrunde ist der sogenannte Holzäpfeltanz im Dorfe Dossenheim am Odenwald, der am Sonntag nach Mariä Himmelfahrt aufgeführt wird. Die Jünglinge des Dorfes, die am Volksfeste teilnehmen wollen, legen ihren Mädchen am Vorabend einige Holzäpfel vor das Fenster. Am andern Tage wird in einem kleinen Hofraum ein Sack voll Holzäpfel auf den Boden ausgeschüttet, die Paare tanzen nun über die Äpfel, wobei hin und wieder ein Pärchen auf die Erde zu liegen kommt. Wenn der Tanz beginnt, erhält der erste Tänzer in der Reihe einen Walnußzweig, bei der nächsten Runde bekommt ihn ein anderer und so fort, bis eine Flinte losknallt; wer den Zweig in diesem Moment hat, muß alle übrigen bewirten, — Dieser Holzäpfeltanz scheint ein uraltes Apfelvolksfest mit erotischem Hintergrunde zu sein; wie er dann auch in neuerer Zeit nicht die ehrbarsten Auftritte herbeigeführt hat.

Aber nicht bloß als Sinnbild der Fruchtbarkeit, auch als Sinnbild der Schönheit, der Liebe, des Liebesgenusses hat der Apfel in heidnischen Zeiten gegolten. Bei vielen heidnischen Völkern wurde der Apfel als Sinnbild der Liebe in der Hand der Liebesgöttin dargestellt. Offenbar kamen zu dem weiblichen Charakter des Baumes der Duft, die Farbe, die Schönheit, die Güte der Frucht hinzu. Selbst bei den alten Germanen wird der derbe bezw.. wilde Apfel gegenüber der Eichel, der Ecker, der Schlehe eine „feinere“ Frucht bedeutet haben.

Als Sinnbild der Liebe und Schönheit, des Liebesgenusses war er bei den Griechen der Aphrodite, bei den Etruskern und Römern der Venus, bei den Germanen der Freya wie der Idhuna heilig. Idhuna hatte Äpfel, die den Göttern die ewige Jugend erhielten (= nährende Frauenbrust), auch den in Walhalla eintretenden Helden wurden sie gereicht. Das Bild der Freya, das Karl der Große zu Magdeburg zerstört haben soll, trug drei goldene Äpfel in der Linken und hinter der Göttin standen drei Mädchen, ein jedes mit einem Apfel in der Hand. —

Im Gerdalied will Skirnir die Liebe Gerdas durch elf goldene Äpfel gewinnen. Die Göttin der Liebe bei den Wenden, Siwa, trug einen Apfel in der Hand. Auch bei den Südslaven gilt der Apfel als Symbol der Liebe, des Liebesgenusses wie der Fruchtbarkeit (Vgl. Krauss, Sitte und Brauch der Südslaven).

Die Äpfel (siehe auch Quitte) hatten bereits in der griechischen Mythologie eine stark sinnliche Bedeutung. Die zu Eleusis Eingeweihten mußten sich des Apfelgenusses enthalten (Porphyr. de abst. IV. i6). Die Nemesis, die Rächerin, trägt auf einem Bildwerk des Phidias einen Apfelzweig in der Hand. So gab Aphrodite ihrem Günstling Hippomenes (oder Melanion) die Goldäpfel, welche die keusche Jungfrau Atalanta zur Liebe zwangen. Erotische Bedeutung hat auch jener Apfel, den Eris der schönsten der Göttinnen bei der Hochzeit des Peleus zuwarf. Man übergab oder warf dem andern den Apfel zu als Zeichen der Liebe mit der Bitte um Gegenliebe. Gab ein Mädchen dem Jüngling den Apfel, so hatte sie seine Liebe erhört und gewährte ihm ihrer Liebe Genuß. —

Bei Aristophanes (nub, 991) wird gewarnt in das Haus der Tänzerinnen zu gehen, damit man nicht von den Hetären mit Äpfeln beworfen und so aufgefordert zur Unzucht verleitet würde. Die Darreichung eines Apfels gilt auch bei modernen Völkern als Bitte um Gegenliebe und seine Annahme als Erhörung. So bei den Wallachen und Slaven. In Serbien empfängt das Mädchen einen Apfel mit Geld gefüllt von ihrem Bewerber, bisweilen eine Quitte oder Birne (Krauss 276).Jabuka (der Apfel) heißt auch das Fest, das der Hochzeit vorangeht.

Durch die Bibel und ihre Paradiessage wurde das erotische Moment, das sich um den Apfel spann, verstärkt und gewissermaßen bestätigt. Zwar in der Bibel steht nichts, daß die Frucht, die Eva brach, ein Apfel gewesen. Der Gleichlaut der Worte: malus „schlecht“ und malus „der Apfel“ (in der Vulgata), dazu die erotische Bedeutung, die der Apfel schon längst hatte, brachten die Verbindung des Apfels mit der Paradiessage zustande. Eva fiel also durch den Genuß des Apfels d. h. durch den sinnlichen Liebesgenuß.

Interessant ist eine spätere Fortsetzung der Paradiessage: als Adam und Eva ausgestoßen waren, warf Gott den Apfelbaum aus dem Paradies, der erst wieder von Abraham aufgefunden wurde. Eine seiner Töchter aß die Hälfte davon und ward schwanger, weshalb sie, da sie unverheiratet war, verbrannt werden sollte. Sie blieb aber von den Flammen unberührt und gebar einen Sohn Phanuel, von dem die Anna, die Mutter der Jungfrau Maria, abstammt.

Schwängerung durch Früchte ist ein uralter in n Mythen der Völker wiederkehrender Zug. Wegen der biblischen Sage wird der Apfel in einigen Volkssagen mit dem Teufel, dem Verführer zur Sinnenlust, in Zusammenhang gebracht. Ein littauisches Sprichwort heißt: „Gehst du mit dem Teufel zum Äpfelpflücken, wirst du um Apfel und Korb betrogen.“

Wir sahen den Apfel als Symbol der Fruchtbarkeit, der weiblichen Schönheit, der Liebe, des Liebesgenusses verwendet. Man betrachtete ihn auch konkreter und verglich seine Formen mit den männlichen wie weiblichen Genitalien.

Zunächst der Vergleich mit den männlichen Genitalien, mit den Hoden. Diese Vorstellung ist dem deutschen Volke weniger gebräuchlich. Sie beruht auf antiken Einflüssen. Die Hoden werden manchmal als mala (Äpfel) bezeichnet, worauf Servius in seinem Vergilcommentar hinweist. Nemnich jedoch erwähnt, daß auch bei uns in Deutschland eine Art Äpfel „Hahnenklote“ (Hahnenhode) genannt wird. In einem modernen Erotikum fand ich den rumpligen und rauhen Hodensack mit einer Reinette verglichen. Das Skrotum ist zuweilen usammengezogen, rumplig und rauh. Siehe den Ergänzungsband. —

In einem mecklenburgischen Volksrätsel heißt es vom Apfelbaum:

Uns´ Knecht Knuust hett´n Ding as ´ne Fuust
Weiht de Wind, so bammelt dat Ding

Stern erwähnt ein russisches Hochzeitslied aus dem Kreise Mosyr im Gouvernement Minsk, in dem ganz deutlich durch den Apfel die männlichen Genitalien bezeichnet werden:

Bei einer Fichte schlief sie schwer
Und als sie aufstand, war sie keine Jungfer mehr
Sie rollt sich her und rollt sich hin
Und hatte schon den Apfel drin

Erwähnt sei noch der „Adamsapfel“. So nämlich wird der in der Mitte des Halses bei den Männern (Adamssöhnen) stärker als bei den Töchtern der Eva hervorspringende Teil des Kehlkopfes genannt. Hier soll dem Adam der Bissen des Apfels, den er von der Eva nahm, stecken geblieben sein. Die Sage vom Adamsapfel (pomum Adami) ist romanischen Ursprungs und reicht nicht bis im Mittelalter hinein (1741 zum ersten Mal gebucht).

Vergleiche des Apfels mit dem weiblichen Genitale finden sich noch heute in derben Volkssängen, (siehe den östreichischen ‚Vierzeiler im Ergänzungsband) wie auch in sprichwörtlichen Wendungen: „das Äpfelchen begehren“, „vom Äpfelchen essen mögen“ sind Umschreibungen für „ein Mädchen genießen wollen“, wohl in Anlehnung an die biblische Evasage. — Das „Äpfelchen anbeißen“ heißt ein Mädchen deflorieren, so auch im Südslavischen (Krauss 220).

Noch mehr ist aber der Vergleich des Apfels mit der Frauenbrust von alters her — schon bei den Germanen — sehr gebräuchlich. „Frauenapfel“ ist eine landläufige Bezeichnung für Frauenbrust. Noch heute sagt der Elsässer: „Die hat Äpfel wie ein Kindskopf“, wenn er die großen Brüste einer Frau kennzeichnen will (Anthropoph. Ill. 136). Auch in gewissen Apfelsortenbezeichnungen tut sich das kund. Eine Apfelsorte wurde wegen der schönen runden Form „Frauenapfel“ genannt (holländisch; Vrowtjesappel). Eine andere gute Sorte, ein platter, ebener Apfel hieß „Jungfernapfel“. (cf. Nemnich Bd. III). Wieder ein Apfel, der Gänseapfel, hieß auch „Mädenzitzen“ (Mädchenzitzen), es ist schöner Apfel von weinsäuerlichem Geschmack. Er ist vielleicht identisch mit „Maidezitzsche“, einer Apfelorte im Eislebenschen (Cordus botanologicon 1534). Der Wülfkenappel oder Piperappel heißt „Nonnentitten“, er ist ein länglicher, nicht sonderlich großer Winterapfel, grün von Farbe, fest, von langer Dauer. Sein Geschmack ist säuerlich, und wenn er eine Zeit lang gelegen, angenehm. (Nemnich III).  Andere interessante ältere Benennungen sind „Hochzeitsapfel“ (der weiße Paradiesapfel) und „Schamapfel“ (Malum taurium). —

Eng mit der erotischen Symbolisierung und Vergleichung des Apfels mit Liebe, Liebesgenuß wie mit männlichen und weiblichen Geschlechtsteilen hängt nun auch seine Verwendung zum Liebeszauber und Liebesorakel zusammen. Der Apfel war die Liebesfrucht katexochen; er mußte am ehesten die Liebe des anderen dem Liebenden verschaffen können.

Bei den Neugriechen legen daher die Frauen und Mädchen in der Johannisnacht einen Apfel ins Wasser und schenken ihn am andern Morgen dem Geliebten. Bekanntlich wirkt aber der Genuß eines Liebesmittels stärker, wenn es etwas vom Wesen des Liebenden, in sich aufgenommen hat, also Schweiß, Blut, Haare usw. Damit geht der Liebende gewissermassen in den Geliebten,. der das Liebesmittel ahnungslos ißt, mit über. So wird denn der Liebe erweckende Apfel, obendrein durchtränkt mit dem Schweiß des Liebenden, ein sehr starkes Liebesmittel.

Allgemein in Deutschland ist der Glaube verbreitet, daß das Mädchen die Liebe des Burschen gewinnt, wenn sie einen Apfel unter dem Arm auf der bloßen Haut trägt, bis er ganz mit Schweiß durchsogen ist und ihn dann dem ahnungslosen Burschen zu essen gibt. Im Spreewald erringt das Mädchen die Liebe des Jungen, wenn sie sich die Nacht einen Apfel zwischen die Beine auf die Scham legt, ihn durchschwitzen läßt und dann dem Geliebten zu essen gibt. Ebenso machen es die Chrowotinnen: sie halten, eine Zeitlang einen Apfel zwischen den Beinen an der Scham und geben ihn als übliches Liebeszeichen dem Burschen zu essen, so gewinnen sie die dauernde Liebe des Geliebten (Anthropoph. IV. 247). Bei den galizischen Juden heißt es: man halte einen süssen, rotgelben .Apfel gegen eine Stunde unter den rechten Arm und gebe ihn dann zu essen, so gewinnt man des anderen Liebe.

#Die Zigeunerinnen in Siebenbürgen haben folgendes Liebesmittel: Apfelkerne werden zu Staub verbrannt und mit. Menstrualblut vermischt, dies dem Jüngling in die Speise. getan, treibt ihn zu toller Liebe. — Mädchen selbst nehmen keinen Apfel als Geschenk an, denn es kann ja sein Zauber ihre Liebe auseinanderreißen (Niederdeutschl.). In einem sächsischen Volkslied wirft ein Wassergeist einen Apfel in den Schoß eines Weibes, daß es von Liebe bezaubert ihm folgt (Hoffmann sächs. Volkslieder S. 4).

Beim Liebesorakel ist der Apfel von sehr hoher Bedeutung, noch dazu wenn in geweihten Zeiten das Apfelorakel befragt wird. Da das Teilen eines Apfels als Zeichen der Liebe gilt, teilt das ledige Mädchen einen Apfel, den sie sich von einer Witwe erbettelt hat, ißt die Hälfte, legt die andere in der Andreasnacht (3o. Nov.)  unter das Kopfkissen, so sieht sie den Zukünftigen im Traume (Schwaben). Die Schale, die das Mädchen, ohne sie zu zerbrechen, von einem Apfel an dem Andreas-,  Christ- oder Sylvesterabend abschält, wirft es mit der rechten Hand über die linke Schulter rückwärts über den Kopf: es ersieht dann aus der Figur der Schale den Anfangsbuchstaben des künftigen Geliebten. —

Am Sylvestertage kauft sich das Mädchen einen Apfel, ohne von dem Preise etwas abzuhandeln, legt ihn abends unter das Kopfkissen, beißt Punkt 12 Uhr in denselben, so sieht sie alsbald den Geliebten im Traume (Schlesien). In Österreich heißt es: ein Mädchen schneidet am Weihnachtsabend einen Apfel, ohne ihn mit der bloßen Hand zu berühren, im Finstern mit dem Messerrücken entzwei, indem sie ein Vaterunser vor- und rückwärts betet, legt die linke Hälfte hinter die Tür und steckt die rechte ins Mieder; um zwölf Uhr nachts sieht sie dann den Liebsten hinter der Tür. —

Im Vogtland kauft sich das Mädchen, ohne zu handeln, einen Apfel, trägt ihn bis zum andern Morgen bei sich, ißt ihn vor der Frühmesse vor der Kirchtür: den Mann, der ihr zuerst erscheint, wird sie heiraten. Bei den Südslaven nimmt das Mädchen, das im selben Jahre noch zu heiraten wünscht, zur Mitternachtsmesse einen Apfel, beißt in ihn, wenn der Priester mit erhobenem Krucifix den Segen über das Volk spricht (Krauss 181) — Wenn ein Apfelbaum im Herbst blüht, so gibt es im Hause bald eine Hochzeit (Niedersachsen, Westfalen) oder eine Leiche, besonders des Hausherrn (Old. Westf. Südd.). —

Man sieht, Apfelliebeszauber und Apfelliebesorakel werden im Volke nur von Mädchen oder Frauen getrieben, nicht von Männern, wohl in Anlehnung daran, daß schon Eva dem Adam den Liebesapfel gereicht hatte.

Ebenso finden wir stets Apfel und Frau im deutschen Sprichwort zusammengestellt, nie Apfel und Mann.
Schönheit draußen und das Wurmstichige drinnen findet das Volk bei beiden:

  • „Apfel und Frauen sind auswendig schön, inwendig wurmstichig zu schauen“
  • „Der Apfel siehet rot, doch sitzt ein Wurm darin, die Jungfrau siehet schön, hat aber bösen Sinn“
    „Es ist kein Apfel so rosenrot, es steckt ein Würmlein darin, es ist kein Mägdlein so jung erkoren, es führt einen falschen Sinn (Oberpfalz)“.

Andere Zusammenstellungen von Frau und Apfel sind:

  • „Faule Äpfel, faule Birnen, Faule Weiber, faule Dirne“
  • „Wer den Apfel will, zieht den Zweig herunter, Und wer die Tochter will, liebkose die Mutter munter“
  • „Wer einen Apfel schält und nicht ißt, Bei Jungfrauen sitzt und nicht küßt, Beim Weine ist und nicht schenkt ein, der muß ein einfältiger Tropf sein“

Von Evas Paradiesapfel heißt es: „Der Apfel, den Frau Eva brach, Bracht´ uns in alles Ungemach“. Von einem Mädchen, das noch nichts von Geschlechtsliebe weiß, sagt man: „Sie hat Apfels Kunde nit“.

Zuletzt sei speziell vom Borsdorfer Apfel —übrigens die einzige Apfelsorte, deren Herkunft wir bis in frühe Mittelalter verfolgen können — erwähnt, daß er nach dem Volksglauben die Geburt hindern soll; hängt. da das Curiosum zusammen, daß dieser kleine Apfel als Präservativmittel dienen mußte? Ploß (I S. 544 5. Aufl.) erzählt, wie in der gynäkologischen Klinik in Berlin in der Vagina einer Frau solch ein Apfel entdeckt wurde, er sollte Konzeption verhindern! — Übrigens hindern auch Äpfel, die auf einen Weißdornstamm gepfropft sind, die Geburt (Schwaben).

in Volkserotik und Pflanzenwelt (1908)

Medien: