Ach sie naht, die Abschiedsstunde
die uns hier so schmerzlich trennt
noch einen Kuß von deinem Munde
der auf meinen Lippen brennt
Treue hab ich dir geschworen
Fluch treff mich und ewige Pein
Heil und Seligkeit verloren
wenn ich je vergesse dein
Sollst du je meineidig werden
so treff dich des Rächers Fluch
Dich verfolgt mein Dolch im Leben
und mein Geist im Leichentuch
Dich verfolg ich noch als Leiche
wenn du meiner je vergißt
und im Totenhemde schleiche
ich dir nach, auch wo du bist
Nimm zum Liebesunterpfande
dies mein dunkel Lockenhaar
mit dem schwarz-rot-goldnen Bande
das an meinem Busen war
Nimm sie hin, die dunkle Locke
Ewig, ewig, lieb ich dich
Horch, wie tönt so dumpf die Glocke
Lebe wohl und denk an mich
Lebe wohl, im Geiste küsse
ich, geliebtes Mädchen, dich
Lebe wohl, ein Engel müsse
dich begleiten, wo du bist
Text: Verfasser unbekannt
Handschriftliches Liederbuch eines Soldaten. Arnstadt. 1848 geschrieben
in Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 760, ohne Melodie)
nach Steinitz II