So alleine wandelst du?
Schon ist Mitternacht vorüber
Regenwolken ziehn herüber
Mädchen, Mädchen, geh zur Ruh
Ruhen kann ich nicht allein
Mein Geliebter hat versprochen
Heute bei mir anzupochen
Ruhen kann ich nicht allein
Ruhen sollst du nicht allein
Hat dein Buhle dir gelogen
Nun, so sei er auch betrogen
Bring mich in dein Kämmerlein
Bringen will ich dich dahin
Eng ist’s nur, mißt kaum drei Schritte
Aber Ruh in seiner Mitte
Ringsum blüht der Rosmarin
Wie das Leichhuhn ängstlich ruft
Wie die Winde schaurig blasen
Ist das nicht der Kirchhofrasen?
Ha, ich wittre Gräberduft!
Sieh, hier ist mein Schlafgemach
Eng und klein und still und düster
Sieh, da stört uns kein Geflüster
Und da wohnt kein Weh und Ach
Weh, dies ist Luisens Grab
Die ich treulos einst verlassen!
Mädchen, mußt mich nicht umfassen
Weh, du ziehst mich ja hinab
Sieh, Luise steht vor dir
Hast mich ja zur Braut gewählet
Komm, der Tod hat uns vermählet
Komm und schlummre nun bei mir
Text und Musik: Verfasser unbekannt, im 18. Jahrhundert sehr populär
in: Die deutschen Volkslieder mit ihren Singweisen (1843) — Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895) – Lieder aus der Küche (1957)