Jenseits des Tales standen ihre Zelte
Zum hohen Abendhimmel quoll der Rauch
Das war ein Singen in dem ganzen Heere
Und ihre Reiterbuben sangen auch
Sie putzten klirrend am Geschirr der Pferde
Her tänzelte die Marketenderin
Und unterm Singen sprach der Knaben einer:
‚Mädchen, du weißt´s, wo ging der König hin?
Diesseits des Tales stand der junge König
Und griff die feuchte Erde aus dem Grund
Sie kühlte nicht die Glut der armen Stirne
Sie machte nicht sein krankes Herz gesund
Ihn hielten nur zwei knabenfrische Wangen
Und nur ein Mund, den er sich selbst verbot
Noch fester schloß der König seine Lippen
Und sah hinüber in das Abendrot
Jenseits des Tales standen ihre Zelte
Vorm roten Abendhimmel quoll der Rauch
Und war ein Lachen in dem ganzen Heere
Und jener Reiterbube lachte auch
Anmerkungen zu "Jenseits des Tales standen ihre Zelte"
Bemerkenswerte homoerotische Phantasie, die – schon 1907 getextet – kurz nach dem ersten Weltkrieg und der blutig niedergeschlagenen Revolution im Wandervogel gesungen wurde „Deses Lied wurde früher sehr oft gesungen. Jedoch die wenigsten wagten, die zwei letzten Verse zu singen. In der evang. Jugend z.B. wurde sogar der dritter Vers umgeändert: …und der König trat in ihre Mitte und zur Gefolgschaft hieß uns sein Geheiß… “
Heino wurde u. a. mit diesem Lied bekannt, 1965 erschien eine Single von ihm mit „Jenseits des Tales“, weiterhin sang er das Lied auf 16 Alben und acht weiteren Zusammenstellungen (Compilations). Dabei ließ er die vierte Strophe stets weg!
In einer Kölner Ausstellung zu den Edelweißpiraten heißt es über dieses Lied:
Aus dem Liederbuch eines Kölner Pfadfinders. Die Köln – Ehrenfelder „Navajos“, so Friedrich Etzbach in seiner Vernehmung durch die Gestapo, würden auch gemeinsame Lieder singen, so beispielsweise „Hohe Tannen weisen die Sterne„, „Wir lagen kurz vor Madagaskar“ und „weitere Lieder, in denen von ‚Bündischer Jugend‘ die Rede“ sei. Ein weiteres Lied sei „Jenseits des Tales“. Das Lied wurde laut Peter Schneider von der Jugendgruppe gesungen, die sich im Sommer/Herbst 1937 auf dem Kölner Georgsplatz traf..
Stammt von Börries Freiherr von Münchhausen (1874 bis 1945). Erschien in seinem Balladenbuch „Die Balladen und ritterlichen Lieder“ (1907). Die Melodie dazu lieferte dreizehn Jahre später Robert Götz , welcher dieses Lied in seinem Liederbuch „Aus grauer Städte Mauern“ (ein Liederbuch für die JGBW) 1932 veröffentlichte. Münchhausen schrieb unzählige Balladen und Lieder. In seinen Balladen verehrte er die Ritterlichkeit und kam dadurch dem romantischen Lebensgefühl der deutschen Jugendbewegung entgegen.
Von der JGBW wurde der Appell an Ritterlichkeit und Adel des Herzens begeistert aufgenommen. Dieses Lied wurde früher sehr oft gesungen. Jedoch die wenigsten wagten, die zwei letzten Verse zu singen. In der evang. Jugend z.B. wurde sogar der dritter Vers umgeändert: …und der König trat in ihre Mitte und zur Gefolgschaft hieß uns sein Geheiß…
Was Münchhausen bewogen hat, die zwei letzten Verse „erotisch“ zu formulieren, ist mir nicht bekannt. Vermutlich hängt es jedoch mit seinem Gedicht über den “ Zarten Knaben mit dem Pferd “ zusammen. Vielleicht ließ sich M. auch inspirieren durch die Ostgoten und deren letzten und jungen König Teja. (Felix Dahn hat in seinem „romantischen“ Buch „Ein Kampf um Rom“die Ostgoten 1974 beschrieben).
in zeitkritischer Beobachter stellte außerdem damals nüchtern fest, dass die Reiterbuben des gotischen Heeres ihren Herren „sehr zugeneigt“ waren. (Übrigens waren die „gotischen Reiterknaben“ die einzigen, welche in der deutschen Geschichtsschreibung je als „Reiterbuben/Knaben“ beschrieben wurden).
Übrigens wurden in der JGBW von „Jugendbewegten“ einige „leicht angehauchte erotische“ Lieder geschrieben (siehe z.B. Werner Helwigs Lied: „Vale’ria“). (Erklärung von Hans Schmitt, ehemals Evangelische Jungenschaft Karlsruhe ) Quelle: Museen Köln – siehe auch hier zum Thema Homoerotik im Volkslied.
"Jenseits des Tales standen ihre Zelte" in diesen Liederbüchern
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