Gott grüss euch alle Leute (Kronelied)

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Gott grüss euch alle Leute
und die darinnen sind
und alle armen Seelen
die in dem Fegfeuer sind

Gott grüss euch alle Leute
wir sind daher gesandt
wir heischen für eine Krone
sie steht in Gottes Hand

Wir heischen für eine Krone
Maria soll sie tran
zu Ransbach in der Kirche
ist das nicht wohl getan?

Ein Heller oder ein Pfennige
ist gar eine kleine Gab
Maria wirds euch lohnen
sie ist die reinste Magd

Wenn ihr uns nicht wollt geben
so laßt uns nicht lange stehn
die Nacht kommt angeschlichen
wir haben noch weit zu gehn

Wir danken euch für die Gaben
die ihr uns geben han
ihr werdet mit eurem Namen
vor Jesus kommen an

Wir danken euch für die Gaben
die ihr uns geben han
ihr werden mit eurer Seele
vor Jesus kommen stehn

Text und Musik: anonym
in Verklingende Weisen ( Volkslieder aus Lothringen , Band III., 1933)-

Louis Pinck schreibt zu dem Lied: „Vorgesungen von Cat. Müller aus Heckenransbach , Gemeinde Ernstweiler ( Kreis Forbach )  , beim Apfelpflücken an der Straße. Melodie aufgenommen von Th. Wolber am 24. Oktober 1929.

Ein diesem Lothringer Kronelied ähnliches Ansingelied findet sich bereits in Des Knaben Wunderhorn unter dem Titel „Ein Heller und ein Pfennig das ist ein kleiner Wert“ mit der Bemerkung „Vier Bauernmädchen sammelten sonst mit diesem Liede von Haus zu Haus einiges Geld, um das Muttergottesbild, welches sie bei Prozessionen trugen, vorher auszuschmücken, in den rheinischen Dörfern Sponheim , Spabrücken oder Grillesheim “

Unser Kronelied wurde von der im Jahre 1875 zu Heckenransbach geborenen Jungfer Catherine Müller gesungen, als sie am 28. August 1929 in der Kirche von Heckenransbach einigen Volksliedfreunden, darunter Prof. A. Pirro von der Sorbonnee , Paris , und H. Naumann von der Frankfurter Universität , die alte Muttergottesstatue , die sie betreut, zur eingehenden Besichtigung zeigte. Th. Wolber schrieb ihr einige Wochen später die Melodie nach.

Das Lied hatte Catherine Müller von ihrer Mutter und Großmutter gelernt und als junges Mädchen mit andern beim Gabensammeln zur Schmückung des Maialtars gesungen.“ […] Später „hörte man jedoch kaum noch das alte Kronelied, das man , wie Catherine Müller sagte, aufgab, weil man es nicht mehr schön fand […]

Als Maienkönigin bekam die Muttergottes immer eine Krone aufgesetzt. Daher auch das „Kronen heischen“. In der Busendorfer Gegend ( z.B. in Edlingen ) nannte man es “ Maibrot heischen “ , was es wohl ursprünglich auch war.

Im Jahre 1918 sagte mir die damals neunzigjährige Witwe Kleckner-Reinhard zu Roth auf die Frage, ob sie keine alten Lieder wisse: „Numme e paar Muttergotteslieder, wu m´r als g´sung hann, wie m´r kronen gang sin“ Das Singen selbst nannte sie Kurrente-Singen , ein Wort, das ich sonst in Lothringen nie gehört habe, das aber mittelalterlicher Herkunft ist, war doch Luther als Schüler ein “ Kurrente-Sänger „