Nun adjes! Jetzt muß ich fort (Liederhort)

Volkslieder » Kriegslieder »

=> (Alle Versionen)
Nun adjes! Jetzt muß ich fort (Liederhort)

Nun adjes! Jetzt muß ich fort
und weiß noch nicht an welchen Ort
Dieweil ich aber weggereiset bin
dieweil ich aber weggereiset bin
so gings mir recht schlimm

Als ich an die Grenze kam
Hielten mich die Bauern an
Sie führten mich zum Richter hin
Ob ich Beurlaubter bin?

Hört, ihr Herren insgemein
Ich will euch gehorsam sein
Ihr müßt mir aber eine Bitt gewährn
daß ich nicht darf sterb’n

„Deine Bitte könn’n wir nicht gewährn
Mache dich bereit zum Sterb’n!
Hast du aber ein Herzliebchen allhier
So nimm Abschied von ihr.“

Als ich zu der Herzliebsten kam
So fing sie laut zu weinen an
Schönster Schatz, weine nicht so sehr
Du betrübest mich ja noch vielmehr
Weine nicht so sehr!

Wenn ich einst gestorben bin
Begräbt man mich Gott weiß wohin
In ein Grab von Marmelstein
Drauf ein Kreuz von Elfenbein,
Darin schlaf ich ein

Wer hat denn dieses schöne Lied erdacht?
Zwei Grenadiere auf der Wacht
Und zu Darmstadt wohl in der Stadt
Wo mein Schatz gelegen hat
Jetzund gute Nacht

in Deutscher Liederhort III (1893, Nr. 1397. „Der Deserteur“, aus dem Taunus, Lahnthal u. Odenwald. 1840—80)
Böhme fasst hier mehrere Fundstücke dieses populären Deserteuerliedes über vierzig Jahre zusammen (1840-1880 !)

Liederthema: ,
Liederzeit: vor 1840 : Schlagwort:
Geschichte dieses Liedes:

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

„Nun adje jetzt reis ich fort“ ist das beliebteste und am weitesten verbreitete Deserteurlied gewesen, dessen Aufzeichnungen von (1806) bis 1933 reichen. Da die Fassung von 1806 schon recht zersungen ist, ist das Lied sicherlich älter. (Wolfgang Steinitz, S. 474) Das Lied weist eine gewisse Ähnlichkeit auf zu „Zu Straßburg auf der Schanz„. Die Form ist ähnlich, einzelne Strophen werden daraus übernommen und vermischen sich mit diesem Lied hier.

Nun adjes! Jetzt muß ich fort (Liederhort)

Steinitz: Auch bei diesem weitverbreiteten und beliebten Lied begegnen zahlreiche Umänderungen und Zusätze, die bisweilen bestimmten „Lokalredaktionen“ angehören. So erscheint statt des gewöhnlichen „Sie führten mich zu dem Richter hin: bin ( wie in B2, C3, E 2) in D2: „Sie führten mich ins Hauptmanns Haus, O wie wird es mit mit fallen aus“ (Prov. Sachsen 1857), und der gleiche Wortlaut kommt bei E 5690 aus der Gegend von Halle 1838 und bei Steglich 207 aus Sachsen vor; es handelt sich also um eine in Sachsen und Sachsen-Anhalt verbreitete Redaktion (vgl. auch F 1). – In D stammt Strophe 6 aus dem durch zahlreiche Liederbücher verbreiteten Deserteurlied „Zu Straßburg auf der Schanz“.

Die Anfangsstrophe variiert, wie A – F zeigen, zum Teil sehr stark. Die Verse „Reise über Berg und Tal, Stein und Felsen überall“ erscheinen in E, C (verderbt) und z. B.  auch in Westfalen bei Reifferscheid. Westfäl. Nr. 14.

Mit unserem Lied ist die sehr charakteristische Melodie G fest verbunden, die bei Ditfurth, Fränk. II Nr. 278; E.-B.; Wolfram; Bender; u. a., sowie, wenn auch stark umgesungen, hier in B erscheint. Wenn es aber bei Erk-Böhme heißt: „Die Melodie ist überall wesentlich gleich, so trifft das nicht zu. Die abweichende Melodie bei Reifferscheid. Wetfäl Nr. 17 erwähnt Böhme selber. F (Rhön) vertritt ebenfalls eine selbständige Melodie, die auch bei Steglich 207 aus Sachsen belegt ist. Gehört D zum Typ G?

Anmerkungen zu "Nun adjes! Jetzt muß ich fort (Liederhort)"

Vollständiger Text und Melodie wie hier aus dem Odenwald und von der Bergstraße bei Erl III. l, Nr. 75. — Ziemlich gleich Ditfurth II, Nr. 278 und Hoffmann, Schlesische Volkslieder 253. — Unvollständiger Text aus dem Itzgrunde bei Wolff, Halle d. V. 2, 178. — Noch unvollständiger der Text vom Taunus 1875 durch Lewalter und aus dem Lahnthal 1880 durch Wolfram. Dort wird Str. 2, 3 und 4 ausgelassen und von der ersten Hälfte der ersten Strophe gleich nach der zweiten Hälfte der vierten gesprungen, so daß ein Deserteur gar nicht erwähnt ist. — Die Mel. ist überall wesentlich gleich; hier ist die Lesart vom Taunus und Lahngebiet gegeben, die am Schluß schöner ist, als die bei Erk und Hoffmann.

Ähnliches Lied mit anderer Melodie aus Westfalen bei Reifferscheid Nr. 14. Anfang: „Ich sag es dir mit einem Wort: morgen geht die Reise fort, über Berg und über Thal! Stein und Felsen giebts überall, ich muß fort, muß fort von hier, 2. Als ich auf die Grenze kam“ etc (wie oben). Strophe 7 fehlt dem westfälischen Texte.

Abweichungen:
1. 1 Ade! nun reis ich fort an einen andern Ort (Schlesien und Jtzgrund). Nun ade! jetzt reis ich fort wol an ein andern fremden Ort (Lahnthal).
7, 2 Zwei Spanische wohl auf der Wacht (Wolff).
7, 3 der Name der Stadt wechselt: Würzburg, Wiesbaden, Bamberg, Frankfurt.