Ich hab mein Sach auf nichts gestellt Juche!

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Ich hab mein Sach auf nichts gestellt Juche!

Ich hab´ mein Sach auf nichts gestellt, juchhe
Drum ist´s wohl mir in der Welt, juchhe
Und wer will mein Kamerade sein
der stosse mit an, der stimme mit ein
bei dieser Neige Wein

Ich stellt mein Sach auf Geld und Gut, juchhe!
Darüber verlor ich Freud und Mut, o weh
Die Münze rollte hier und dort
und hascht‘ ich sie an einem Ort
am andern war sie fort

Auf Weiber stellt‘ ich nun mein Sach, juchhe
daher kam mir viel Ungemach, juchhe
Die Falsche sucht sich ein ander Teil
die Treue macht mir Langweil
die Beste war nicht feil

Ich stellt‘ mein Sach auf Reis und Fahrt, juchhe
Und ließ meine Vaterlandesart, o weh
Und mir behagt‘ es nirgends recht
die Kost war fremd, das Bett war schlecht
niemand verstand mich recht

Ich setzt mein Sach auf Ruhm und Ehr, juchhe
Und sieh, gleich hatt‘ ein andrer mehr, o weh
Wie ich mich hatt‘ hervorgetan
da sahn die Leute scheel mich an
hatte keinem Recht getan

Ich setzt mein Sach auf Kampf und Krieg, juchhe
Und uns gelang so mancher Sieg, juchhe
Wir zogen in Feindes Land hinein
dem Freunde sollt’s nicht viel besser sein
und ich verlor ein Bein

Nun hab‘ ich mein Sach auf nichts gestellt, juchhe
und mein gehört die ganze Welt, juchhe!
Zu Ende geht nun Sang und Schmaus
nun trinkt mir alle Neigen aus
die letzte muss heraus

Text: Johann Wolfgang Goethe (1806)
Musik: auf die Melodie von „Es ritten drei Reiter zum Tor hinaus“, weitere Vertonungen von Zelter (1806) — Reichardt (1809) — L. Spohr (1818) — Fr. Schneider

u.a. in: Allgemeines Deutsches Kommersbuch (1858) — Liederbuch des Handwerker-Vereins zu Potsdam (1859) — Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895) —  Liederbuch Postverband (1898) —

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen:

„Es ritten drei Reiter zum Tore hinaus“ ist eine Variation von „Jetzt reisen wir zum Tor hinaus“ – nur scheint einmal die erste Stimme und einmal die zweite Stimme notiert worden zu sein. Der Text ist in zahlreichen Varianten überliefert.

Es ritten drei Reiter zum Tore hinaus

„Es ritten drei Reiter zum Tore hinaus“ ist als Lied in ganz Deutschland mündlich verbreitet: Der Text steht vollständig zuerst bei Nicolai, in dessen „Kleyner feyner Almanach“ , Berlin 1777, ferner bei Fr. Reichardt Musikalisches Kunstmagazin I ,1782. Die Melodie wurde 1774 aufgezeichnet, auf die gleiche Melodie wird „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“ gesungen – Melodie laut Hoffmann von Fallersleben schon seit dem 16. Jahrhundert bekannt: „Ein altes Volkslied aus dem 16. Jahrhundert. Die Melodie findet sich auch schon in einem zu Rom gedruckten Werk mit der Bemerkung: „Das ist die Melodie eines deutschen Liedes, das vor vier Jahren ein Bettler dieser Nation durch die Straßen Roms sang“ (Angaben nach “ Unsere volkstümlichen Lieder “ von Hoffmann von Fallersleben )  Die zweite Stimme, die Melodie von „Jetzt reisen wir zum Tor hinaus ade!“, wurde erst 1um 1830 aufgezeichnet.