Ich bin Soldat, doch bin ich es nicht gerne,
als ich es ward, hat man mich nicht gefragt.
Man riss mich fort, hinein in die Kaserne
gefangen ward ich, wie ein Wild gejagt

ja, von der Heimat, von des Liebchens Herzen
musst´ ich hinweg und von der Freunde Kreis.
Denk ich daran, fühl´ ich der Wehmut Schmerzen
fühl´ in der Brust des Zornes Glut so heiß.

Ich bin Soldat, doch nur mit Widerstreben
ich lieb‘ ihn nicht, den blauen Königsrock
ich lieb‘ es nicht, das blut’ge Waffenleben
mich zu verteid’gen wär‘ genug ein Stock.

O sagt mir an, wozu braucht ihr Soldaten?
Ein jedes Volk liebt Ruh‘ und Frieden nur
allein aus Herrschsucht und dem Volk zum Schaden
lasst ihr zertreten, ach, die gold’ne Flur!

Ich bin Soldat, muss Tag und Nacht marschieren
statt an der Arbeit, muss ich Posten steh’n
statt in der Freiheit, muss ich salutieren
und muss den Hochmut frecher Burschen seh’n.

Und geht’s ins Feld, so muss ich Brüder morden
von denen keiner mir zuleid was tat
dafür als Krüppel trag‘ ich Band und Orden
und hungernd ruf ich dann: Ich war Soldat!

Ihr Brüder all‘, ob Deutsche, ob Franzosen
ob Ungarn, Dänen, ob vom Niederland
ob grün, ob rot, ob blau, ob weiß die Hosen
gebt euch statt Blei zum Gruß die Bruderhand!

Auf, lasst zur Heimat uns zurück marschieren
von den Tyrannen unser Volk befrei’n
denn nur Tyrannen müssen Kriege führen
Soldat der Freiheit will ich gerne sein

Text: Verfasser unbekannt – in Freiheitsklänge (1909) wird Max Kegel genannt. Das Lied steht zuerst am 11. März 1870 im Zwickauer Tageblatt und wurde kurz nach Ausbruch des Krieges als Soldatenlied in Der Volksstaat und im Crimmitschauer Bürger- und Bauernfreund nachgedruckt,
Musik: “ Denkst du daran mein tapferer Lagienka

Zur Geschichte dieses Liedes:

Parodien, Versionen und Variationen: „Denkst du daran mein tapferer Lagienka“ ist ein Lied aus dem 1825 erstmals aufgeführten Singspiel ”Der alte Feldherr” von Karl von Holtei  (1798-1880). Das Lied ist ein Wechselgesang der in dem Singspiel auftretenden Figuren Thaddäus und Lagienka: Tadeusz Kosciusczko mit seinem Soldaten Lagienka.. Holtei schrieb es nach einem französischen Lied von Émile Debraux von 1815, dass die napoleonische Armee und ihre Feldzüge verherrlichte: “Te souviens tu disait un capitaine”. Der Unterschied der Strophe 5  in verschiedenen Versionen erklärt sich daraus, “daß Holtei sein  Stück nach der Niederschlagung des polnischen Aufstandes von 1830/31, auf Grund der inzwischen erschienenen Biographie... weiter lesen

Anmerkungen zu "Ich bin Soldat doch bin ich es nicht gerne"

Bei Wolfgang Steinitz , II , S. 345 ff , sieben Hinweise und Variationen. Version A: ALA , eingesandt 1955 von Karl Kopf , Berlin-Bohnsdorf . Dieser schreibt dazu „Von der Genossin Lieschen Radke wurde mir 1917 das Lied, kurz bevor ich als 18jähriger eingezogen wurde, beigebracht, um es zur Agitation bei Militär zu verwerten. Ich bin ganz sicher, daß ich das Lied in dem übersandten Wortlaut gesungen habe, und zwar beim 99. Infanterie-Regiment in Zabern im Elsaß . Habe es in mehrern Stuben nach der Dienstzeit gesungen, auch in einigen Lokalen. Auch in Buchsweiler-Elsaß . Maschinengewehrkompanie in der Schule, in der ca 45 Rekruten lagen, habe ich das Lied mit demselben Text aufgeschrieben und gesungen. Erfolg? Viele Kameraden haben sich das Lied aufgeschrieben und gelernt, jedenfalls hat es zersetzend gewirkt und ist in kurzer Zeit, den Umständen entsprechend, populär geworden.“

"Ich bin Soldat doch bin ich es nicht gerne" in diesen Liederbüchern

Aus dem Notizbuch von Oscar Schach , Königl. Sächs. Inf. Rgt. Nr. 106, 4. Comp. Z.Zt. Garnison Chemnitz , gedient 1873-1876 , als DVA A 109157 in der Soldatenlieder-Sammlung (1914-1918) – auch in: Freiheitsklänge (1909) — Der grosse Steinitz