Vorwort: Trink- oder Kommerslieder (1791)

(in: Trink- oder Kommerslieder (1791))

Gruß und Freude zuvor allen Freunden der Lieder

Da erscheint denn eine neue Sammlung von Gesängen und Liedern, der Fröhlichkeit und Freude  geweiht. Es gibt gar viele Erdensöhne, die in Stunden der Erholung so gern durch ein Liedchen sich zu erfreuen wünschen, um mit verneuerten Kräften dann wieder unter das Joch ihrer Abeiten zu kriechen. Diesen zuvorkommen und ihnen eine gedeckte Tafel zum Auswählen vorzusetzen, war unsere Absicht. Wenn dir diese Unternehmung, lieber Leser, einen kleinen Beifall abgewinnen kann, dann sind wir hinlänglich belohnt. Es sind einige ganz unbekannte Lieder darunter, wozu
vielleicht keine Melodie vorhanden sein.

Nun, ich versprech es, bei einer zweiten Sammlung ganz neuer Lieder, die Melodien dazu zu liefern, wenn sich nicht unterdeß ein für die Freuden der Menschheit eben so besorgter Musikkenner aufwirft, und mir zuvorkommt. – Gehab dich wohl, lieber Leser, und stimmst du mit mir darin überein, daß die Freuden des Lebens zu geniessen und durch Fröhlichkeit die Grillen seiner Mitbrüder zu vertreiben, eine der ersten Pflichten des Menschen sei; dann sind wir Brüder, ohne mit einander auf Du und Du dem Gotte der Trauben ein Opfer gebracht zu haben; und singen mit D. M. Luther: — !

Wer nicht liebt Weiber, Wein, Gesang,
der bleibt ein Narr sein Lebelang.

Volksmusik: