Gar hoch auf jenem Berge (altes Weib)

Gar hoch auf jenem Berge
da steht ein Rautensträuchelein
gewunden aus der Erden

Und da entschlief ich drunter
mir traumbt ein wunderlicher Traum
wohl zu derselben Stunde

Es traumbt mir also süße
wie daß ein wunderschöne Maid
wohl stund bei meinen Füßen

Und da ich nun erwachet
da stund ein altes graues Weib
vor meinem Bett und lachet

So wollt ich, daß es wäre
und daß man sieben alte Weib
um eine junge gäbe

So wollt ich auch die meine
hergeben um ein Bratewurst
und um ein Seidlin Weine

Text und Melodie: Verfasser unbekannt
in Deutscher Liederhort II (1897, Nr. 912a)

Böhme nimmt diesen Text als die vollständige Textfassung vom „Rautensträuchelein„, das bei Forster 1540 nur mit den ersten beiden Strophen steht. Mit gleichem Recht aber könnte er auch die Fassung aus Sicht einer Frau als die vollständige Version einordnen. Ebenso möglich ist es doch, dass das verträumt erotische Lied (bei Forster) so populär war, dass es mehrfach parodiert und auf „fliegenden Blättern“ verbreitet wurde.

Liederthema:
Liederzeit: vor 1570 : Zeitraum:
Geschichte dieses Liedes: ,

Zur Geschichte dieses Liedes: ,

Parodien, Versionen und Variationen:

Lieder mit der Zeile „Auf dem Berge da steht ein hohes Haus“ sind zumindest  seit dem 16. Jahrhundert. Das Muster ist dabei immer ähnlich: „Da droben auf jenem Berge / da steht ein hohes Haus / da schauen wohl alle Frühmorgen / drei schöne Jungfrauen heraus / Die eine die heißet ….“ Schon 1544 wird dieses Motiv zitiert, Erk führt zahlreiche Varianten des Liedes an.

Da droben auf jenem Berge

Der Deutsche Liederhort II (1893) bringt unter der Nr. 419 als „Das Mühlrad“ oder „Müllers Abschied“ in mehreren Versionen ein Lied mit diesem Anfang „Da droben auf jenem Berge“, um 1800.

"Gar hoch auf jenem Berge (altes Weib)" in diesen Liederbüchern

Fliegendes Blatt 8°. 4 Bll „Ein schönes Lied, von der alten Schwiger , . . Ein anders Lied, von dem Rautenstöckelein.“ (o. O. u. J.. 2. Hälfte des 16. Jahrhunders) —  Fliegendes Bl. 8°. 4 Bll.: .“Ein schön Lied, von der alte Schwiger . . . Ein ander Lied, von dem Rautenstöckelein. Gedruckt zu Nürnberg, durch Hans Koler (1567 — 1580)

Ambraser Liederbuch 1582. Nr. 216. Aus einer Handschrift des 16. Jahrhunderts bei M. M. Mayer, .Des alten Nürnbergs Sitten und Gebräuche 1835, 2. Heft. S. 44.“ — Uhland 290. (Mittln 741. ) Entstellt durch modernen Zusatz und Stücke eines anderen Liedes im Wunderhorn. I, 78, weshalb Goethe richtig bemerkt : „Eine Art Trümmer, sehr lieblich.“ —  . in Zupfgeigenhansl (1908)