Der Maie, der Maie
Bringt uns der Blümlein viel
Ich trag ein freis Gemüte
Gott weiß wohl, wem ichs will
Ich wills eim freien Gesellen
Derselb der wirbt um mich
Er trägt ein seidin Hemmt an
Darein so preist er sich.
Er meint, es säng ein Nachtigall,
Da wars ein Jungfrau fein
Und kann er mein nicht werden,
Trauret das Herze sein
Text und Musik: Verfasser unbekannt (auch: „Der Meie der Meie“ oder „Der Maie der Maie“)
aus dem 16. Jahrhundert, eher aus dem 14. Jahrhundert, siehe unten
Alter Reigen, den man ums erste Veilchen tanzte , auch als „geistlicher Ringeltanz “ im Gebrauch. Die weltliche Fassung dieses Volksliedes im Fastnachtsspiel von Hans Sachs : „Der Neydhart mit dem Feyhel“, 1562 Deutscher Liederhort II (1897, Nr. 931)
Der Text dieses alten Mailiedes ist eingerückt in dem Fastnachtspiel von Hans Sachs: Der Neydhart mit dem Feyhel. 1562. Niedergeschrieben durch Hans Sachs den 7. Febr. 1562 (s. dessen Gedichte. 4. Buch. 3. Theil. Nürnberg 1578, Bl. 50). Abdruck des Originals bei Wackernagel, Kir.chenlieder 1841, S. 848. Mit verbesserter Schreibweise bei Uhland 19 und durch W. Grimm in Wolfs Zeitschrift für Mythologie 1851. I. 358.
Die Volksmelodie mit erster Textstrophe ist erhalten zu einer geistlichen Umdichtung von Jakob Klieber in: Geistliche Ringeltentze 1550. Dasselbe geistliche Lied mit anderer Melodie (aus Moll) in Babst’s Gesangbuch 1553, II. Nr. 35. Mit einer dritten, ebenfalls nicht volkstümlichen Mollweise bei Praetorius. Mus. Sion. VIII, 1610, Nr. 264 (s. Altdeutsches Liederbuch Nr. 280).
Kliebers Umdichtung erschien schon um 1530 in einem fliegenden Blatt „Vier geistliche Reienlieder .. . Nürnberg, Kuneg, Hergotin.“ Abdruck bei Goedeke-Tittmann S. 244.
Hans Sachs führt das weltliche Maienlied an als ein Lied zum Reigen um den Feyhel (Veilchen), die erste Frühlingsblume, und läßt es von der Herzogin vorsingen, die anderen singen nach. Diese Art der Ausführung beim Volkstanz war seit Alters Brauch (s. meine Geschichte des Tanzes in Deutschland I, S. 151 und 54). Das Reigenlied zum Feierltanz ist aber viel älter, es mag im 14. Jahrhundert, wenn nicht schon zu Neidhart’s Zeit entstanden sein. Im 15. Jahrhundert wird sein Ton zu einer niederländischen geistlichen Dichtung (s. Hoffmann, Hor. Belg. II, Einl. S. 24: Die mei, die mei, die meie, die brinct . . .) angeführt.
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