Was fehlet dir mein Herz, dass du so in mir schlägest
was ist es dass du dich so heftig in mir regest
Warum bewegst du dich mit solcher starken Macht
warum entziehst du mir den süssen Schaf bei Nacht?
In einen Trauerflor hat sich mein Herz verhüllet
mein ganzer Lebensgeist mit Unruh ist erfüllet
ich kenne mich fast nicht, ich lebe sonder Ruh
das Glück das ist mir Feind, kehrt mir den Rücken zu
Ich weiß die Ursach wohl, darf selber nicht erst fragen
Der Himmel hat jetzt Lust mein Herze so zu plagen
Es schlagen über mich die Unglückswellen her
Ich schwebe voller Angst auf einem wilden Meer
Ich kam vor wenig Zeit in einen schönen Garten
Darin erblickte ich viel Blumen mancher Arten
Und unter diesen sah ich eine Rose blühn
Nichts mehr begehrte ich als sie an mich zu ziehn
Ich aber ging zu weit ich habe mich vergangen
Was ich so sehr gewünscht das kann ich nicht erlangen
Denn diese Rose ist für mich gewachsen nicht
Vielleicht geschieht’s noch heut daß sie ein Andrer bricht
Ach hätt ich meinen Fuß dir nicht zu nah gesetzet
So hätt der Dornenstich mein Herze nicht verletzet
Mein allzu kühner Sinn hat mich dahin gebracht
Daß ich bin so verwund‘ t und auch darzu veracht‘ t
O edle Rose du so unter Dornen sitzest
Und wenn du mir auch gleich mein ganzes Herz aufritzest
So will aus Liebe ich die Wunden tragen dir
O gönne mir das Glück und denk einmal an mich
Jetzt muß ich ganz betrübt aus diesem Garten gehen
Weil mich mein Engelskind vor Augen nicht kann sehen
Wer meinen Zustand weiß der spotte meiner nicht
Sonst müßte wünschen ich dass ihm wie mir geschicht
Ist dieses nun mein Lohn mein zeitliches Verlangen
Daß ich so manchen Schritt bin übers Meer gegangen
Und habe dich erlöst aus Ketten und aus Banden
Die Ros, die ich geliebt, steht jetzt in fernen Landen
Text und Musik: Verfasser unbekannt
„Vermutlich der Klaggesang der als Spielmann verkleideten Gattin des Grafen von Rom (Alexander v. Metz) aus einem verlorenen Drama des 18. Jahrhunderts)
Deutscher Liederhort II (1893, Nr. 694 „Liebesschmerz“)