Soll ich dir mein Liebchen nennen

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Soll ich dir mein Liebchen nennen

Soll ich dir mein Liebchen nennen ihn
Rosa heißt das holde Kind
Willst du sie noch näher kennen
Ei, so komm doch ganz geschwind

Sie hat zwei Äuglein wie zwei Sternelein
einen rosenroten Mund
Drum scherz ich mit ihr so gerne
bei so später Abendstund

Neulich kam ein Herr gegangen
sagt ihr leise was ins Ohr
Streichelt ihr die zarten Wangen
macht ihr was von Liebe vor:

Holdes Mägdelein, ich will dir geben
einen Beutel voller Gold
daß du kannst in Freuden leben
Sei mir nur ein wenig hold

Nein, mein Herr, ich würd´ mich schämen
Nein, mein Herr, das tu ich nicht
Solch Geschenke anzunehmen
Nein, mein Herr, das tu ich nicht

Ich bin arm und lieb nur einen
diesem einen bleib ich treu
Ihm gehört mein Herz alleine
Gute Nacht, es bleibt dabei

Drum, ihr Burschen, seid gescheiter
Schafft euch solch ein Mädchen an
Das euch liebt in treuer Weise
wie mein Röslein lieben kann.

Sie ist schön und ist auch liebreich
Kommt ihr einer vor ihr Haus
Dreht sie ihm ne lange Nase,
Kehrt sich um und lacht ihn aus

Text und Musik: Verfasser unbekannt (vor 1890)

Zweite Melodie zu "Soll ich dir mein Liebchen nennen"

Zweite Melodie zu Soll ich dir mein Liebchen nennen
aus der Wetterau, 1892

Anmerkungen zu "Soll ich dir mein Liebchen nennen"

Offenbar folgt aus der formglatten Sprache, dass hier eine volksthümliche Dichtung vorliegt, wenn gleich Verfasser  unermittelt ist. Den Text hat Herr Becker aus mehreren geschriebenen Liederbüchern, die Melodie mehrfach mündlich. Vergl des Dülfener Fiedlers Liederbuch S 23

Textfassung aus „Volkstümliche Lieder der Deutschen, 1895:

Gestern kam ein Herr gegangen
Schwatzt ihr was von Liebe vor
Streichelt ihr die Rosenwangen
Sagt ihr heimlich was ins Ohr
Komm mein Rind ich will dir geben
Diesen Beutel voll mit Gold
Dann kannst du zufrieden leben
Sei mir nur ein wenig hold

Ach mein Herr ich müßt mich schämen
Dieses sei ganz fern von mir
Dieses Gold euch abzunehmen
Nein mein Herr ich dank dafür
Ich bin arm und lieb nur einen
Diesem bleib ich stets getreu
Auf der Welt lieb ich sonst keinen
Gute Nacht es bleibt dabei

Ist das nicht ein herrlich Mädchen
Das ich mir hab auserwählt
Keines wohnt im ganzen Städtchen
Das wie Röschen mir gefällt
Denn sie ist und bleibt mein Röschen
Kommt ein andrer in ihr Haus
Ei so dreht sie gleich ihr Näschen
Lacht ihn obendrein brav aus

"Soll ich dir mein Liebchen nennen" in diesen Liederbüchern

Volkstümliche Lieder der Deutschen (1895, Nr. 433) –  Albvereins-Liederbuch (ca. 1900, Ausgabe 1927) — Soldatenlieder-Sammlung (1914-1918:  Eins.: stud. theol. Adolf Dörmar, Universität Gießen. als DVA  A 108 622  ohne die letzten beiden Strophen, dafür mit dem angehängten „Alle andern hasse ich!“) —  Weltkriegs-Liedersammlung (1926) — Lieb Vaterland (ca. 1935)– Wie´s klingt und singt (1936) —