Denk Liebchen denk auch fern von dir
Kann ich mit dir noch seyn
Denn du erscheinest täglich mir
Du läßt mich nicht allein
Mit mir besuchest du den Wald
Du irrst mit mir im Thal
Und deine liebliche Gestalt
Verfolgt mich überall
Kömmt nur ein Lüftchen von dir her
So wird mir’s wohl und warm
Stoß ich an was von ungefähr
Gleich dünkt mich s wär dein Arm
Die ganze Gegend spricht von dir
So weit mein Aug mich trägt
Seh ich auf jedem Gräschen schier
Dein süßes Bild geprägt
Wenn ich oft ganz im Stillen bin
Und bänglich schlägt mein Herz
Da gleitst du an der Mauer hin
Als ahndst du meinen Schmerz
Und mir kömmt vor in meinem Wahn
Du wärst zu mir gewandt
Sähst mich mit Liebesblicken an
Und reichtest mir die Hand
Noch gestern als beim Wink der Nacht
Die Sonne königlich
In fast noch nie geseh ner Pracht
Von unserm Himmel wich
Da sah ich in den Himmelshöh n
Auf wunderbare Weis
Ganz deutlich deinen Namen stehn
Mit einem güldnen Kreis
Und als er nach und nach verblich
Es dunkler wurd umher
Und der geliebte Buchstab sich
Verlor in Wolken schwer
Da hob sich aus dem Thal der Mond
Und wie ich rückwärts sah
Stand auch am blassen Horizont
Dein liebes Bildniß da
So Liebe bleib ich dir getreu
Treu der geschwornen Pflicht
Auch nicht ein Stündchen geht vorbei
Wo ich dein dächte nicht
Am vollen Tisch im bunten Kreis
Schwebst du mir in dem Sinn
Und alles drängt sich zum Beweis
Daß ich ganz dein noch bin
Text: Karl Sigmund Freiherr von Seckendorf –
Musik: Friedrich Karl Freiherr von Erlach
in Die Volkslieder der Deutschen (1834)